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„In Pankow wird nicht geschätzt“, sagt Bezirkswahlamtsleiter Albrecht. Mit einer Schicht bis in den Montagmorgen rechnet er dieses Jahr zwar nicht wieder, auszgezählt wird aber trotzdem so lange wie eben nötig.

© Seval Tekdal

Endspurt in Berlin: Pankows Bezirkswahlamtsleiter ist zuversichtlich

In Berlin wird der Bundestag nochmal gewählt – auch in Pankow. Bezirkswahlamtsleiter Marc Albrecht hat daher nur wenig Zeit, eine Wahlpanne wie 2021 möchte er tunlichst umgehen.

Von Seval Tekdal

Die Pannen in Pankow bei der Bundestagswahl 2021 dürfen sich dieses Jahr nicht noch einmal wiederholen – das ist allen klar. Vor allem aber dem Pankower Bezirkswahlamtsleiter Marc Albrecht (36). Das ist wohl auch der Grund, warum Albrecht im aktuellen Endspurt der Wahlvorbereitungen für Sonntag nur wenig Zeit hat. Er wirkt ein wenig gehetzt, fast schon getrieben. Alle fünf Minuten wirft er einen heimlichen Blick auf seine schwarze Armbanduhr.

Seit 2021 ist Albrecht Bezirkswahlamtsleiter in Pankow. Seit dem betreut er in dem Berliner Bezirk eine Wahl nach der anderen. Er ist ein freundlicher, eher distanzierter Mann, der sich seiner Präsenz und Aufgabe während der Wahl sehr bewusst ist. Leicht verspätet taucht er im Foyer auf. Vermutlich, weil eine der von ihm beschriebenen „100 Kleinigkeiten“, die er aktuell täglich koordinieren muss, gerade noch seine volle Aufmerksamkeit verlangt hatte.

Vom Studenten zum Bezirkswahlamtsleiter

In das Bezirksamt ist Albrecht eher hineingerutscht: Als Student hatte er sich bei einer Briefwahl gemeldet, hat geholfen und sei dann irgendwie geblieben, sagt er. In Beamtendeutsch hat er eine sogenannte Außeneinstellung bekommen. Sein derzeitiges Büro teilt er sich mit seiner Stellvertreterin.

Im Frühjahr 2021 hat er die Leitung des Bezirkswahlamts übernommen – was nicht dasselbe wie die Bezirksleitung ist. Diesen Job gibt es nämlich gar nicht. Daher ist ihm die richtige Berufsbezeichnung wichtig, er erwähnt sie nachdrücklich. Albrecht möchte keine Fehler mehr, weder bei der Pressearbeit, noch bei der nächsten Wahl in seinem Bezirk.

Den Beruf des Bezirkswahlamtsleiters hatte er eigentlich nicht als Vollzeitjob angedacht. Wie viele seiner Kolleg:innen arbeitete er außerhalb von Wahlen eigentlich im Bürgeramt und war im Bereich der Namensänderungen tätig. Doch seit November 2022 ist sein Job faktisch zur Vollzeitstelle geworden: Erst die nun anstehende Teilwiederholungswahl, dann die Europawahl im Juni 2024 und danach auch schon wieder die nächste Bundestagswahl 2025. Wieder ein Blick auf die Uhr. Marc Albrecht hat noch viel zu tun.

Gut aufgestellt in den Endspurt

Die Suche nach den Wahllokalen und Wahlhelfenden ist lange abgeschlossen, alle Schulungen sind passiert, sagt Albrecht. Aktuell ist er vor allem damit beschäftigt, letzte Fragen der Helfer:innen zu beantworten, deren mögliche Ausfälle und Vertretungen zu koordinieren und letzte Absprachen mit dem Briefwahlzentrum für die Auszählung zu treffen. Für Termine mit den Medien hat er eigentlich kaum noch Zeit hat, sagt er und lacht.

Gewählt werden kann auch im Bezirksamt Pankow selbst, eine entsprechende Briefwahlstelle wurde eingerichtet.

© Seval Tekdal

Auf die Wahl am Sonntag blickt Albrecht zuversichtlich. Er habe viel Vertrauen in die Pankowerinnen und Pankower. Er sei sich sicher, dass sie von ihrem demokratischen Recht zur Wahlteilnahme Gebrauch machen würden. „Es ist wichtig, dass wir zeigen, dass Demokratie funktioniert“, sagt er.

Dass er und seine Kolleg:innen bereits knapp 72.500 Briefwahlunterlagen rausgeschickt hätten, signalisiere, dass die Pankower:innen die Wahlbeteiligung annähmen. Albrecht ist zuversichtlich, dass die Wahlbeteiligung in Pankow wieder die 60 Prozentmarke knacken werde. Das wünsche er sich nicht zuletzt auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die am Sonntag in den Wahllokalen helfen werden. „Die sollen das bitte nicht umsonst machen“, sagt er.

Der längste Tag des Jahres – zumindest bis zur Europawahl

Ob der Wahlsonntag der längste Tag seines Jahres werden wird, mag Albrecht noch nicht sagen. Schließlich stünde ja auch noch die Europawahl an. Lang werde sein Sonntag aber auf jeden Fall werden, auch wenn er vermutet, dass die Auszählung für Pankow diesmal schon vor Mitternacht vorbei sein könnte.

Um 5 Uhr in der Früh wird Albrecht den Wahlsonntag beginnen und in seinem hellen Büro in der Breite Straße vermutlich konstant an einem seiner drei Telefone hängen und Fragen, Probleme und spontane Ausfälle koordinieren. Im Erdgeschoss wird am Sonntag ein Callcenter aufgebaut sein, in dem ein Team durchgängig für die Wahllokale erreichbar sein und Relevantes an ihn weitertragen wird.

„In Pankow wird nicht geschätzt“

Seine Prognose für einen weitestgehend reibungslosen Ablauf der Wahl in Pankow ist eine zuversichtliche. Er habe viel Vertrauen in seine Kolleg:innen und alle anderen Beteiligten. Aus den Fehlern der Vergangenheit habe man gelernt und entsprechend Abläufe optimiert, sagt Albrecht.

Es gäbe mehr Personen und mehr Geld – und damit auch professionelle Partner, wie etwa die Max-Schmeling-Halle, in der diesmal alle Briefwahlunterlagen am selben Ort gesammelt und ausgezählt werden. Eigentlich hätten die Bezirke ja auch schon im vergangenen Jahr durch den Volksentscheid gezeigt, dass sie mittlerweile auf alle Eventualität besser vorbereitet seien. Sie hätten gezeigt, dass es geht.

Und sollte es doch zu Ungereimtheiten bei der Auszählung kommen, würde so lange gezählt, bis das Ergebnis plausibel sei – selbst wenn Albrecht dann wieder bis 8 Uhr morgens am nächsten Tag im Bezirksamt säße. In Pankow werde nicht geschätzt, sondern plausibel festgestellt, sagt er.

Organisation wie für eine sehr große Feier

Schlussendlich könne man sich den Wahlsonntag wie eine sehr, sehr große Veranstaltung verstehen, sagt Albrecht. Eine Veranstaltung mit etwa 4000 Mitarbeiter:innen und sehr, sehr vielen Gästen, von denen man vorher nicht genau wisse, ob sie denn nun kämen und wenn ja, wie viele.

Aus der Ruhe bringen lässt sich Marc Albrecht von dieser Aussicht jedoch nicht. „Einfach mal nich machen“ steht auf einem Plakat an der Wand neben seinem Schreibtisch. Vielleicht ist das genau für diese Momente gedacht. Einfach mal nicht in Panik verfallen, einfach mal abwarten.

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