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Ob Berlins S-Bahn Güter transportieren kann, untersucht der Senat mit einer Studie.

© John Macdougall/AFP

Gütertransport mit der Berliner S-Bahn: Die Vision klingt gut, doch die Hürden sind hoch

Wenn Berlins S-Bahnen zugleich Güter transportierten, würde der Lieferverkehr nachhaltiger. Doch zu hoch sollten die Erwartungen nicht sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Latz

An die S-Bahn einfach noch einen Güterwaggon anhängen und Waren durch Berlin transportieren? An dieser und ähnlichen Visionen arbeiten – gefördert vom Bundesverkehrsministerium – mehrere Städte in Deutschland. Mit einer neuen Machbarkeitsstudie will nun auch der Berliner Senat dazu ergründen, ob Gütertransport mit der Berliner S-Bahn möglich wäre.

Auf den ersten Blick hat die Idee Charme: Der Liefer- und Wirtschaftsverkehr verstopft zunehmend die Straßen der Hauptstadt. Wäre es da nicht sinnvoll, das hervorragende Schienennetz im Berliner Nahverkehr für die klimafreundliche Verteilung von Waren zu nutzen?

Würden S-Bahnen Pakete und Güter von den Logistikzentren an ihren Endhalten im Umland Pakete und Güter zu den Stationen im Stadtzentrum bringen, könnte das große Synergieeffekte ergeben.

Ähnliches gilt für die Straßenbahn. Mit ihr könnten Waren theoretisch feiner in den Berliner Kiezen verteilt werden. An der Haltestelle könnte die Ladung gleich auf Lastenräder verteilt werden. Soweit die schöne Theorie. Doch was wie gemacht für einander scheint, hat einige Haken.

Für die Logistiker würde die zusätzliche Zwischenetappe über den Schienennahverkehr durch zusätzliche Ladevorgänge um einiges komplizierter machen. Auch wie sich die Absprachen zwischen Unternehmen und Verkehrsbetrieben sinnvoll gestalten lassen, scheint absolut offen.

[Lesen Sie mehr bei Tagesspiegel Plus: Revolution für Warenlieferungen? Berliner Senat prüft Gütertransport per S-Bahn]

Zudem ist Berlins Schienennahverkehr eng getaktet und entsprechend fragil. Zu langes Be- und Entladen könnte nur allzu leicht zu Störungen im System führen. Leiden würde das, worum es im ÖPNV zuerst geht: die reibungslose Beförderung von Fahrgästen.

Dass es doch sinnvolle Kombinationen gibt, ist nicht ausgeschlossen. Vielleicht ist ein Gütertransport auf Berlins Nahverkehrsschienen in Zukunft zu Randzeiten oder nachts möglich. Darum ist es richtig, das Thema zu untersuchen. Nur zu hoch sollten die Erwartungen vorerst nicht sein.

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