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Ein Angeklagter bedeckt am 10. Januar im Prozess um den Juwelendiebstahl sein Gesicht.

© dpa / Jens Schlueter

Update

„Die Idee war nicht von mir“: Berliner gesteht Juwelendiebstahl in Dresden

Ein Angeklagter aus dem Remmo-Clan hat den Einbruch ins „Grüne Gewölbe“ vor Gericht zugegeben. Ein weiteres Geständnis wird Freitag erwartet.

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Die Abläufe des spektakulären, wenngleich plumpen Juwelendiebstahls aus dem Grünen Gewölbe in Dresden klären sich – auch am Dienstag sagten Angeklagte dazu aus. Drei der sechs Beschuldigten haben vor dem Landgericht Dresden den weltweit beachteten Einbruch im November 2019 inzwischen gestanden.

In einem Deal mit der Justiz erklärten sich die Männer aus Berlins bekanntem Remmo-Clan zur Tat und zeigten – je nach Betrachtung – Reue.

Ein heute 29-Jähriger sagte: „Ich war nicht nur in Dresden, sondern selbst in den Räumen des Grünen Gewölbes.“ Seine 26 und 23 Jahren alten Mitangeklagten erklärten, nur „Schmiere gestanden“ zu haben. Dies sowohl am Pegelhaus an der Elbe als auch am Residenzschloss, in dem sich das Grüne Gewölbe befindet.

Der 29-Jährigen will mit einem noch Unbekannten durch das zuvor manipulierte Fenster geklettert sein. Dort habe er die Vitrine im Juwelenzimmer zertrümmert und den Schmuck entnommen. In die Tatplanung sei er nicht involviert gewesen, sondern erst zwei Monate zuvor angesprochen worden: „Die Idee war nicht von mir.“

Wie kam der Neuköllner Clan auf Dresden? Nach einer Klassenfahrt ins Grüne Gewölbe sei einer der Männer so begeistert von den ausgestellten Diamanten gewesen, dass er die anderen „angesteckt“ habe.

Der 29-Jährige korrigierte übrigens seine Aussagen vom März 2022, denn nun hieß es: Er sei doch auf Spähfahrten nach Dresden gewesen: „Ich wunderte mich, dass man sich so frei und unbemerkt dort bewegen konnte und das nicht bemerkt wurde“.

Das war ein echtes Abenteuer

Einer der Angeklagten aus dem Remmo-Clan

Der Coup im Schnelldurchlauf: Einige Täter besuchten Dresden schon Tage zuvor, sie nutzen mit falschen Papieren gekaufte Wagen. Einer davon wurde wie ein Taxi mit Dresden-Taxi-Kennzeichen hergerichtet, um das Grüne Gewölbe in Ruhe beobachten zu können. Die Täter öffneten das spätere Einstiegsfenster mit einem Schneidegerät. Unter der nahen Augustusbrücke brachen sie ein Pegelhäuschen auf, in dem sich ein Stromverteiler befand, und stahlen dort den Feuerlöscher.

Am 25. November 2019 kurz vor 5 Uhr wurde der Stromkasten in Brand gesteckt, die Laternen am Grünen Gewölbe fielen aus. Zwei Männer stiegen durch das manipulierte Fenster ins Museum, hackten mit Äxten die Vitrinen auf und entnahmen Schmuckstücke mit insgesamt 4300 Edelsteinen.

Er sei zugekokst gewesen

Einlassung über einen der Angeklagten vor Gericht

Für ihn sei der Einbruch ein „echtes Abenteuer“ gewesen, sagte der 23-Jährige nun vor Gericht. Er habe sich vor anderen beweisen wollen: „Ich habe alles dafür getan, dass die Schmuckstücke zurückgekehrt sind, auf welche ich noch Einfluss hatte.“

Der 26-Jährige gestand, den Stromverteiler angesteckt zu haben. Nach eigenen Angaben hat er mitgemacht, um seine Drogen zu finanzieren: Zur Tat sei er „zugekokst“ gewesen. Auch er sei froh, dass die Beute teilweise zurückgegeben wurde.

Vier der sechs Angeklagten hatten einer Verständigung über milde Strafen zugestimmt; Voraussetzung sind glaubhafte Geständnisse. Für einige der Angeklagten würde dem Gericht zufolge ein Strafmaß von höchstens sechs Jahren und neun Monaten verhängt werden. Einer der sechs Angeklagten verweist auf sein Alibi, ein fünfter schweigt.

Kurz vor Weihnachten waren die meisten Schmuckstücke über den Berliner Anwalt des 29-Jährigen an Sachsens Justiz zurückgegeben worden. Einige der Stücke sollen Wasserschäden aufweisen. Zu Jahresende hatten Polizeitaucher im Neuköllner Schifffahrtskanal erfolglos die übrigen Beuteteile gesucht.

Die Angeklagten sind Brüder und Cousins. Sie stehen nicht nur wegen schweren Bandendiebstahls, sondern auch besonders schwerer Brandstiftung vor Gericht. In der Tiefgarage eines Wohnhauses sollen sie einen Fluchtwagen angezündet haben.

Zwei der Männer verbüßen schon eine Strafe wegen des Diebstahls der 100-Kilo-Goldmünze aus Berlins Bode-Museum 2017. Einer der Angeklagen war obendrein für einen Bruch in eine Firma verurteilt worden, die teure Spreizgeräte herstellt, wie sie oft im Clan-Milieu verwendet werden.

Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. Dann wird mit einer Erklärung eines vierten Angeklagten gerechnet. Das Urteil könnte Anfang Februar fallen.

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