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In Brandenburg mussten derzeit 140.000 Stück Geflügel in neun Betrieben und einer Kleinsthaltung getötet werden. (Symbolbild)

© Arnulf Stoffel/dpa

Neues Virus ist deutlich aggressiver: Die Geflügelpest richtet mehr Schaden an als beim letzten Ausbruch

In Brandenburg mussten schon 140.000 Stück Geflügel getötet werden. Das sind mehr als beim letzten großen Ausbruch. Die Bekämpfung wird teuer.

Die seit einigen Monaten in Deutschland aufgetretene Geflügelpest hat bereits größeren Schaden angerichtet als der letzte große Ausbruch 2016/2017. „Der Virus scheint diesmal deutlich aggressiver zu sein, was die Geflügelhalter sehr stark besorgt“, sagte Katharina Standke, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg.

Bislang mussten bundesweit bereits 1,8 Millionen Stück Geflügel getötet werden, damals waren es insgesamt 1,2 Millionen Stück. In Brandenburg liegt die Zahl derzeit bereits bei 140.000 in neun Betrieben und einer Kleinsthaltung. Beim letzten Ausbruch war es eine ähnlich hohe Zahl an Tieren.

„Eine Impfung gegen den Vogelgrippen-Virus ist in Deutschland aktuell nicht erlaubt und aufgrund der Vielzahl von Subtypen auch nicht sinnvoll“, sagte Stahnke. Damit gebe es keinen dauerhaften und umfassenden Schutz vor der Seuche, nur die akribische Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen. Das Virus zirkuliere in der Wildvogelpopulation und sei nicht durch den Menschen beeinflussbar.

Der Kampf gegen die Geflügelpest wird teuer

Je nach Haltungsform seien Landwirte unterschiedlich stark betroffen, sagte Stahnke. Den Angaben nach fallen durch den Kampf gegen die Geflügelpest zusätzliche Kosten an: für Desinfektionsmittel, Abdichtungen für Lüftungsschächten - um den Virus draußen zu lassen, Einstreu oder Tierärzte. Dazu komme noch die angeordnete Aufstallpflicht, wenn das Geflügel nicht nach draußen könne.

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Freilandeier dürfen nur noch innerhalb von 16 Wochen als solche verkauft werden - danach gelten sie als Eier aus Bodenhaltung. Die Bauern erzielen dann geringere Erlöse. In Brandenburg ist diese Frist nach Angaben von Stahnke seit Mitte März überschritten.

Die genauen wirtschaftlichen Folgen der Seuche könnten derzeit nicht beziffert werden, sagte die Geschäftsführerin des Verbandes. Im Land werde lediglich der Tierwert von der Tierseuchenkasse ersetzt, in die der Halter zuvor eingezahlt habe. Zusätzliche Kosten würden nicht erstattet. Im Vergleich zum letzten Ausbruch stünden den Haltern nun zahlreiche Checklisten zur Verfügung, sagte Stahnke. Die Landwirte nehmen die Geflügelpest sehr ernst und versuchten ihre Tiere durch Einhaltung verschiedener Biosicherheitsmaßnahmen zu schützen.

Geflügelpest in diesem Jahr so schlimm wie noch nie

Dieses Jahr seien die Fälle von Geflügelpest so schlimm wie noch nie, schätzt Landwirt Christoph Schulz aus Atterwasch in der Lausitz. Schulz, der im vergangenen Jahr vom Agrarmarketingverband pro agro als bester Geflügelhalter Brandenburgs ausgezeichnet wurde, unterhält in seinem Betrieb unter anderem eine Hähnchenmast mit 30.000 Tieren und Freilandlegehennen. Bislang blieb er von der Geflügelpest verschont. Unter anderem hat Schulz eine Hygieneschleuse vor dem Stall zur Desinfektion eingerichtet. Für ihn hat die Tierseuche trotzdem gravierende Auswirkungen.

Bei den Legehennen, eigentlich Freilandhühner, sei das Problem der Haltung groß. Dadurch, dass die Aufstallpflicht bestehe, steige der Stressfaktor bei den Tieren, sagte der Landwirt. Er habe deshalb mobile Zelte für die Hühner eingerichtet, damit sie raus könnten. In etwa zehn Tagen könnte der Landwirt den Status der Freilandhaltung verlieren. Dann werde er nur noch für Eier aus Bodenhaltung bezahlt, der Erzeugerpreis sinke. „16 Wochen Restriktionen - so langsam gehen uns die Ideen aus“. Für die Zukunft sei zu überlegen, ob die Freilandhaltung überhaupt mit dem Seuchenschutz vereinbar sei, gab er zu bedenken. Und von Tierwohl könne gerade nicht die Rede sein.

In rund 3600 Betrieben in Brandenburg werden 10,3 Millionen Stück Geflügel gehalten, darunter knapp 3,5 Millionen Legehennen, 5,5 Millionen Masthühner, knapp 580 000 Enten, 1,2 Millionen Puten und 10 000 Gänse. (dpa)

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