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Konsternierte Gesichter bei den deutschen Fans, Hoffnung bei den Niederländern - am Ende sollte es für Deutschland aber zu Silber reichen.

© Julia Dziuba

Der Ruderachter im olympischen Finale: Daumendrücken am Wannsee

Beim Berliner Ruder-Club fieberte man mit Andreas Kuffner und Martin Sauer, die in Rio im Deutschlandachter um Gold kämpften. Am Ende war es Silber - man nahm es sportlich.

Am Ende war es in beiden Fanlagern im Bootshaus des Berliner Ruder-Clubs (BRC) in Wannsee etwas stiller geworden: Die Unterstützer des deutschen Ruderachters mit den BRC-Mitgliedern Andreas Kuffner (29) und Martin Sauer (33) trauerten leise der verpassten Gold-Medaille nach, die niederländische Fraktion der zum Greifen nahe gewesenen Silbermedaille. Aber man nahm die Niederlage sportlich : "Die Briten waren besser" - auf diese Einschätzung des olympischen Finales der Ruderachter der Männer in Rio de Janeiro am Samstagnachmittag, bei dem Großbritannien vor Deutschland und den Niederlanden gesiegt hatte, konnten sich alle einigen.

Pathos und Prognosen

Zehn Minuten vorher herrschte noch freudige Anspannung bei den etwa 60 Zuschauern im Bootshaus: Dirk Wascher prognostizierte eine Entscheidung im Fotofinish: "Die Niederlande sind stark und Großbritannien ist der Angstgegner - die haben oft gewonnen. Es würde mich nicht wundern, wenn es ganz ganz knapp wird", sagte der 58-Jährige. Sein Sohn Roman, seines Zeichens halber Niederländer und damit Teil der niederländischen Fanlagers, sah dagegen den Holland-Achter mit "einer viertel Bootslänge" vorne. Für René Shenouda stand der Sieg der Deutschen dagegen fest, "der Wille" würde am Ende die Entscheidung bringen.

"So ist der Sport"

Dann wurde es still. Das ZDF unterbrach seine Übertragung vom Diskuswurf-Finale, bei dem der spätere Olympia-Gewinner Christoph Harting vom Sport-Club Charlottenburg (SCC) Berlin noch um Gold kämpfte, und schaltete zum Lagoa Rodrigo de Freitas. Relativ schnell wurde den Fans des deutschen Ruderachters aber klar, dass, allen Anfeuerungsrufen zum Trotz, ihre Vereinskameraden Kuffner und Sauer nicht an den Goldtriumph von BRC-Miglied Karl Schulze im Doppelvierer vom vergangenen Donnerstag würden anknüpfen können. Stattdessen wurde die niederländische Fraktion immer lauter - und so manchem Vereinsmitglied war eine Spur Erleichterung anzusehen, dass es am Ende immerhin noch für Silber gereicht hatte. Niederlande-Fan Roman Wascher war da ganz pragmatisch - das Endresultat sei "auch gut." Peter Becker hatte den Sieg der Briten schon vorausgesehen: "Ich habe genauso getippt, die Engländer sind sehr stark. So ist der Sport", sagte er. Victor Retel Helmrich, ein Freund von Dirk Wascher und weitgereister Gast aus dem niederländischen Tilburg, war enttäuscht, dass es für die Niederlande nicht zu mehr gereicht hatte: "Wir haben Silber verloren, ich hatte auf Silber oder auch Gold gehofft."

Emotionen waren bei dem olympischen Finale der Ruderachter am Samstagnachmittag garantiert.

© Julia Dziuba

Dabei sein ist alles

Insgesamt fünf Ruderer stellt der BRC bei den Olympischen Spielen: Neben Kuffner und Sauer im Achter und Schulze im Doppelvierer, Maximilian Korge (21) und Anton Braun (26) im Vierer ohne Steuermann, die am Donnerstag im Halbfinale allerdings ausgeschieden waren. Für den Verein sei dieses Aufgebot "sensationell", sagte der Erste Vorsitzende des BRC, Hartmann Kleiner. "Die Teilnahme an sich ist eine unglaubliche Leistung." Dass es im prestigeträchtigen deutschen Ruderachter für Kuffner und Sauer nun (nur) zu Silber gereicht habe, sei bei der "starken Konkurrenz" keine Niederlage, vielmehr sei für die beiden Ruderer, die 2012 bereits Gold bei den olympischen Spielen in London gewonnen hatten, nun Silber dazu gekommen. Für die BRC-Athleten werde es nach ihrer Rückkehr aus Rio eine "kleine Welcome-Party" geben.

Julia Dziuba

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