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Da steht ein Seil ... Richtig gesehen: Das Kunstwerk „Knotenpunkt“ soll den ZOB schmücken.

© Simulation: Michael Sailstorfer

Ein Knoten am Berliner Busbahnhof?: Dann bitte auch das ICC abreißen!

Ein Entwurf mit dem Titel „Knotenpunkt“ hat den Kunstwettbewerb für den ZOB gewonnen. Unser Autor wundert sich über die Berliner Provinzialität. Eine Glosse.

Auf diese Idee muss man erst mal kommen. Der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) in Charlottenburg-Wilmersdorf, jahrelange Dauerbaustelle mit Potenzial zur Geldverschwendung, soll ein Wahrzeichen bekommen – und mit ihm Berlin.

Es gab sogar einen Kunstwettbewerb, es sollte eine „speziell für den ZOB entwickelte Kunst am Bau“ entworfen werden, „die einen Bezug zum Ort und seiner räumlichen, architektonischen und sozialen Situation herstellt und durch künstlerische Qualität und Aussagekraft überzeugt“. Zugleich sollte diese die „Willkommenskultur“ stärken und „einen Beitrag zur Begrüßung aller Fahrgäste am ZOB“ leisten. Aha!

Nichts gegen Objektkünstler Michael Sailstorfer, der den Wettbewerb gewann. Und über Kunst lässt sich bekanntlich streiten. Aber für 230.000 Euro soll nach dem Siegenentwurf ein „Knotenpunkt“ entstehen.

Ja, Sie haben richtig gelesen, welch ein Schenkelklopfer: ein Knotenpunkt am Knotenpunkt des Fernbusreiseverkehrs. Und der sieht so aus: ein bis in zehn Meter Höhe aufragendes Seil mit Seemannsknoten, siehe Foto.

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Die Jury fand, das Werk erfasse den ZOB als zentralen „Verkehrsknoten“ des Fernbusverkehrs Berlins räumlich – und das „auf bestechende Weise einfach, eindeutig und direkt“. Hinzu kämen Assoziationen: „Vom ,Knoten im Taschentuch‘ als Gedächtnisstütze bis zur Erinnerung an einen Zaubertrick aus Kindheitstagen.“ Und dann die „Bezüge zu architektonischen Ikonen“ Berlins. Jaja, der Fernsehturm am Alexanderplatz.

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Die Begründung hätte man auch aus einer Provinzkreisstadt im Brandenburgischen lesen können, die ihren Bahnhofsvorplatz neu gestaltet. Auf diesem Niveau soll es jetzt in Berlin Kunst am Bau geben. Vorschlag: Dann bitte auch das ICC nebenan abreißen, wenn sich Berlin vom Hauptstadtniveau verabschiedet.

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