zum Hauptinhalt
Im August waren es noch tageweise Warnstreiks - nun wollen die Pflegekräfte an der Charité unbefristet die Arbeit niederlegen.

© Jörg Carstensen/dpa

„Personalquoten über Vorgaben der Bundesregierung“: Charité und Vivantes-Kliniken verdeutlichen vor Pflegestreik ihr Angebot

Bevor die in Verdi organisierten Pflegekräfte unbefristet streiken, appellieren die Vorstände von Vivantes und Universitätsklinik an die Gewerkschaft.

Kurz bevor an Charité und Vivantes-Kliniken ein vorerst unbefristeter Pflegestreik startet, haben die Vorstände der landeseigenen Krankenhäuser ihr Angebot verdeutlicht. Man habe Verdi ein „detailliertes und attraktives Modell“ vorgelegt, sagte Charité-Personalchefin Carla Eysel dem Tagesspiegel am Dienstag. „Demnach lägen die künftigen Personalquoten nicht nur deutlich über den Vorgaben der Bundesregierung, sie würden auch die unterschiedliche Lage auf den einzelnen Fachgebieten berücksichtigen.“

Im Modell des Vorstands würden die 152 Normalstationen der Universitätsklinik in circa 15 Fachbereiche aufgeteilt, mit je eigener Personalquote. „Auf einer Normalstationen für Innere Medizin ist derzeit üblich, dass sich eine Pflegekraft während einer Tagesschicht um zehn Patienten kümmert“, sagte Eysel. „Wir haben für die Frühschicht ab 6 Uhr, in der oft besonders viel zu tun ist, einen Schlüssel von sieben Patienten pro Pflegekraft angeboten.“

Allerdings ist der Vorschlag kein Tarifvertrag, wie ihn die Gewerkschaft fordert. Anders als der von Verdi an kleineren Hochschulkrankenhäusern erprobte „Entlastungstarifvertrag“ will der Charité-Vorstand eine Art feste Dienstvereinbarung.

Vivantes bietet flexibles Arbeitsmodell an

Der Vivantes-Vorstand bot der Gewerkschaft ein – so eine erste Bewertung durch Pflegekräfte – umfassenderes Modell an. Demnach soll sich der „Leistungsumfang“, also die Arbeit auf den Stationen, nach vorhandenem Personal richten. Das hieße: Fehlen Pflegekräfte, werden bestimmte Behandlungen verschoben. Im deutschen Gesundheitssystem stelle das Vivantes vor „enorme wirtschaftliche Herausforderungen“.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Kliniken werden von den Krankenkassen pro Eingriff bezahlt, fallen Termine weg, gibt es weniger Geld – was wiederum für das Personal fehlt. Dieses Finanzierungssystem der Fallpauschalen wird seit Jahren vielfach kritisiert.

Verdi fordert einen einklagbaren Schlüssel für mehr Pflegekräfte, der zehn bis 15 Prozent mehr Personal an den Krankenbetten erforderlich machen würde: Charité und Vivantes bräuchten mindestens 1000 examinierte Pflegekräfte mehr. Die Klinikvorstände betonten, während eines Streiks nicht zu verhandeln – Verdi hält dies für unbegründet.

[Schon über 250.000 Abos: Wissen, was in Ihrem Berliner Kiez los ist - hier gibt es die Tagesspiegel-Newsletter für die 12 Berliner Bezirke: leute.tagesspiegel.de]

Charité-Personalchefin Eysel sagte zudem: „Ein Streik muss verhältnismäßig sein. Das sehen wir derzeit nicht – die Covid-19-Fälle nehmen wieder zu.“

In allen acht Vivantes-Krankenhäusern und den drei Hauptstandorten der Hochschulklinik wollen Verdi-Mitglieder unter den Beschäftigten ab Donnerstag die Arbeit niederlegen. Notfälle sollen wie üblich versorgt werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false