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Viel grüner als manche denken. Das Märkische Viertel im Norden von Berlin-Reinickendorf.

© Imago/Schöning

Gotteshaus in der Großsiedlung: Überall Beton – und mittendrin eine Berliner Kirche

Das Märkische Viertel ist ein faszinierender Ort. Eine Kirche im Kiez feierte jetzt 50-Jähriges. Hier stellen wir den Pfarrer vor.

Das Märkische Viertel ist der ungewöhnlichste Kiez des Bezirkes Berlin-Reinickendorf, denn, anders als die alten Dörfer, aus denen unser Bezirk zum größten Teil besteht, ist diese Großsiedlung erst ein halbes Jahrhundert alt.

Diese Berliner Großsiedlung entstand zwischen 1963 und 1974, aber das glaubt man nicht, wenn man heute durch die weiten Straßen mit den schönen großen Alleebäumen fährt. Das Märkische Viertel hat, anders als seine chronischen Kritiker meinen, sehr schöne, grüne Seiten.

So neu wie die Siedlung sind auch die Lebensgemeinschaften der Menschen, die im MV wohnen. Von der Entwicklungsgeschichte her betrachtet, sind hier alle gleich. Hier kann kaum einer damit angeben, dass schon seine Großeltern dort gewohnt hätten.

Wenn Sie zu den wenigen gehören, die heute 70 Jahre alt sind und schon als Kinder in diesem damals sehr ländlichen Kiez aufwuchsen – schicken Sie mir doch mal eine Mail und schreiben Sie auf, wie das damals war. Das Thema möchte ich im Reinickendorf-Newsletter vom Tagesspiegel aufgreifen. Mail bitte an gerd.appenzeller@tagesspiegel.de

Nicht nur das Wohngebiet, auch die Kirchengemeinden mussten sich von ganz klein an entwickeln. Eine davon, die Evangelische Apostel-Johannes-Kirchengemeinde, hat gerade ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Wie das ablief, was das für eine Kirchengemeinde ist, darüber sprach ich mit Pfarrer Ralf-Ulrich Kowalke. Der 53-jährige ist seit 2001, also seit 20 Jahren, Pfarrer der Kirchengemeinde, die ihr Zentrum im Dannenwalder Weg 167 hat.

Bevor er ins MV kam, war Ralf-Ulrich Kowalke Pfarrer in der Lausitz. Dort gab es wunderschöne kleine Stadt- und Dorfkirchen, erinnert er sich. Sankt Johannes aber ist ganz anders, entworfen von den Architekten Neumann, Grötzebach & Plessow zu einer Zeit, in der in der Architektur das Bauen mit Beton seinen Höhepunkt hatte. So wirkt die Kirche heute ein wenig wie eine feste Burg, sinniert der Pfarrer, aber das ist aus dem damaligen Gefühl der Kirchen zu verstehen, sich nach außen nicht zu groß zu machen, nicht so wichtig zu nehmen.

[Lesen Sie mehr aus Berlin-Reinickendorf: Die U-Bahnlinie U6 wird zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Borsigwerke saniert und ab 2022 gesperrt. Es gibt einen konkreten Fertigstellungstermin, Infos zum Abriss des Bahndamms und eine 1. Simulation der neuen Brücke an der Seidelstraße - hier im Tagesspiegel]

Von der Straße her mag die Kirche, mag das ganze Gemeindezentrum tatsächlich wie eine Festung wirken, wenn nicht das goldfarbene Kreuz aus der Betonwand heraus leuchten würde – das auch aus Beton ist, wie der Altar ebenfalls.

Ist diese Kirche unwirtlich? Nein, sagt ihr Pfarrer. Die inneren Zusammenhänge der Räumlichkeiten, ihre Aufteilung und Verbindung untereinander, seien für die Gemeindearbeit sehr günstig. Kirchenraum und die Räume für Gruppenarbeit gehen ineinander über, alles sei miteinander verbunden und leicht erreichbar. Der Bau selbst wird von Architekturliebhabern gerne besucht, er dient als Lehrbeispiel für eine Phase im Kirchenbau, in der zum Beispiel auch im Rheinland der berühmte Wallfahrtsdom von Neviges, einem Ortsteil von Velbert, entstand.

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Von Außen viel Beton - im Innern ebenfalls, aber mit Charme.

© Gerd Appenzeller

Die Kirchengemeinde hat 2700 Mitglieder. Sie schrumpft, wie viele Kirchengemeinden, und die Gemeindeglieder sind im Schnitt älter geworden. Vor 50 Jahren, bei der Gründung, wurde die Kirchengemeinde von jungen Familien getragen, die hier ihre erste Wohnung hatten. Nur wenige Frauen waren damals berufstätig, es gab deshalb sehr lebendige Mutter-Kind-Gruppen.

Aber nun sind aus den Kindern von damals die Eltern von heute, teilweise sogar schon die Großeltern geworden. Und so wird die Kita Kirchenmäuse gemeinsam mit der Apostel-Petrus-Gemeinde getragen, und das Familienzentrum „Face“, dessen Namen sich vom Englischen „Gesicht“ ableitet, ist so etwas wie eine Sozialstation, Jugendbegegnungsstätte und Generationentreff für das ganze MV geworden – in dem es selbstverständlich keinerlei konfessionelle Schranken gibt und in dem sich die muslimischen Jugendlichen genauso zu Hause fühlen.

Ökumene ist im MV ohnedies groß geschrieben, sagt Ralf-Ulrich Kowalke, dessen Frau aus dem Märkischen Viertel stammt. Und die hat mir geraten, ich solle den Leserinnen und Lesern empfehlen, unter diesem Link alle Informationen rund ums Jubiläum anzuschauen: www.apojo.de/50-jahre

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Hier noch mehr Lektüre aus dem Berliner Norden: Dieser Platz in Berlin-Waidmannslust sucht einen Namen - welchen schlagen Sie vor? Kommt eine Fähre von Tegel zur Altstadt Spandau? Und was leuchtet eigentlich da oben auf den Dächern im MV - sind das Luxus-Penthäuser?

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