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Einst reparierte die BVG auf dem Gelände an der Weddinger Panke ihre Straßenbahnen und Busse. Dann zogen die Künstler ein.

© Doris Spiekermann-Klaas

Land Berlin wird Mieter: So sollen die Weddinger Uferhallen gerettet werden

Die Künstler mit ihren Ateliers in dem Gebäudeensemble sahen den Standort wegen der Baupläne der Eigentümerin in Gefahr. Nun ist offenbar eine Lösung gefunden worden.

Die Skepsis können sie sich noch nicht ganz abgewöhnen. Zu oft mussten die Künstlerinnen und Künstler der Uferhallen um ihre Ateliers fürchten. „Wir sind froh und gespannt zugleich“, sagt Hansjörg Schneider. „Froh, weil es diesmal zu einem guten Ende kommen könnte. Gespannt, weil es noch nicht ganz durch ist.“ Damit meint der Künstler den Rettungsplan für den Kulturstandort,, auf den sich Senat, Bezirk und die Eigentümerin, die Marema GmbH, geeinigt haben.

Vor einer Woche hatte Kultursenator Joe Chialo (CDU) das Areal mit den roten Backsteingebäuden besucht und eine Lösung verkündet: Das Land Berlin soll über die gemeinnützige Kulturraum GmbH Generalmieterin der Uferhallen-Ateliers für die nächsten 30 Jahre werden. Der RBB hatte zuerst berichtet

Ateliers werden subventioniert

Die Ateliers sollen dann ab 2024 an die Künstler:innen weitervermietet werden. Wie hoch die Miete ausfallen soll, steht der Senatsverwaltung zufolge noch nicht fest. „Die Mietvertragsverhandlungen sollen im Herbst finalisiert werden“, sagt Sprecherin Hannah Dannel. Außerdem sei der Haushaltsbeschluss im Dezember abzuwarten. Die Ateliers sollen subventioniert werden, damit die Mieten bezahlbar bleiben.

Doch wie kam es zu der Einigung? Im Januar hatten die Kulturtreibenden noch das endgültige Ende für ihren Standort befürchtet.

Das war eine extrem schwierige Situation für uns

Hansjörg Schneider, zweiter Vorsitzender des Uferhallen e.V.

„Das war eine extrem schwierige Situation für uns“, sagt Hansjörg Schneider, der als zweiter Vorsitzender des Uferhallen e.V. die Interessen der Künstlerinnen und Künstler vertritt. Gemeinsam hatten die Kulturschaffenden einen offenen Brief verfasst. Dieser Hilferuf erreichte den neuen Kultursenator Joe Chialo nach seinem Amtsantritt. Auch die Künstlerin Katharina Grosse, die wie Monica Bonvicini ihr Atelier in den Uferhallen hat, soll sich persönlich an ihn gewandt haben, berichtet Schneider.

Der Druck brachte den gewünschten Erfolg. „Der Senator sprach mehrfach mit Alexander Samwer“, sagt seine Pressesprecherin Hannah Danner. Samwer ist einer der drei Brüder, die mit Rocket Internet unter anderem Zalando gegründet haben. 2017 hatte ein Investor, die ArgoPrato, die Mehrheit der Anteile an den Uferhallen erworben, hinter der Samwer steht. Inzwischen zählen die drei Brüder zu den größten Immobilienbesitzern und -entwicklern in der Hauptstadt. 

Bebauung soll kleiner ausfallen als einst geplant

Geplant ist weiterhin, das Gelände zu bebauen. Allerdings soll die Bebauung rund um die Ateliers kleiner ausfallen als ursprünglich geplant. Dem RBB zufolge wird ein 13-stöckiger Turm nicht gebaut. Es soll aber ein Wohnhaus und ein Bürogebäude entstehen und ein Aufbau auf einem Ateliergebäude. Dass die Eigentümer von ihren ursprünglichen Plänen abgewichen sind, könnte mit gestiegenen Baukosten zusammenhängen. Für das Wohnhaus zur Uferstraße gibt es einen Entwurf vom Architekturbüro Ortner & Ortner, der auf dessen Webseite zu sehen ist: ein modernes, mit hellen Keramikplatten verkleidetes Gebäude mit bodentiefen Fenstern.

Die Künstler rechnen damit, dass einige ihre Ateliers für Umbauten zeitweise verlassen müssen. Dafür hätten sie aber bereits Ersatzräume in Aussicht, sagt Schneider. In einer Seitenhalle könnten neue Ateliers entstehen. Die hohen Räume und das gute Licht dort würden sich besonders gut eignen. „Das kann toll werden“, sagt der Künstler. Wenn jetzt alles so komme wie geplant.

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