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Karsten Lehmann verwaltet den alten Bauernhof in Marienfelde, auf dem es in der Adventszeit schon zum 27. Mal einen Weihnachtsmarkt gibt.

© David Heerde für den Tagesspiegel

Advent am Berliner Stadtrand: Traditioneller Weihnachtsmarkt auf Lehmanns Bauernhof – nur noch an diesem Wochenende

Der Dorfanger von Berlin-Marienfelde ist immer einen Besuch wert. Ganz besonders aber an diesem Wochenende: Dann öffnet dort ein ganz besonderer Weihnachtsmarkt.

Wer einen wirklich traditionellen Weihnachtsmarkt sucht, sollte an diesem Wochenende den Weg an den Stadtrand nicht scheuen. Am Dorfanger Marienfelde liegt ein alter Vierseithof, der 1630 das erste Mal erwähnt wurde. 1922 – also genau vor 100 Jahren – wurde er von Gustav Lehmann und seiner Familie übernommen und ist bis heute in Familienbesitz.

Bereits zum 27. Mal findet dort auf dem 5000 Quadratmeter großen Anwesen der Weihnachtsmarkt statt – mit viel Kunsthandwerk, Ständen mit Leckereien, Glühwein, Ponyreiten und Tieren zum Streicheln. Und auch ein Programm mit Chören und Orchestern wird geboten. Traditionell wird der Weihnachtsmarkt immer am zweiten und dritten Adventswochenende – von Freitag bis Sonntag – veranstaltet.

Ziemlich legendär. Der Eierautomat stammt aus den fünfziger Jahren.
Ziemlich legendär. Der Eierautomat stammt aus den fünfziger Jahren.

© Sigrid Kneist für den Tagesspiegel

Der Urenkel Gustav Lehmanns, Karsten Lehmann, führt heutzutage die Verwaltung von Lehmanns Bauernhof. Der 51-Jährige, Journalist im Hauptberuf, kann viel von der Geschichte des Anwesens erzählen, das schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr landwirtschaftlich genutzt wird. Direkt nach dem Krieg wurden dort noch Obst und Gemüse angebaut. „Dies war sehr personalintensiv“, sagt Lehmann. In den sechziger Jahren stellte die Familie um auf den Anbau von Getreide und Viehhaltung.

„Auf dem Hof standen 80 Milchkühe, 30 Mastbullen, 30 Zuchtsauen und 600 Mastschweine“, wie es in der Chronik des Bauernhofs heißt. Berlin brauchte aber die genutzten Flächen für den notwendigen Wohnungsbau. Karsten Lehmanns Vater Klaus wechselte zur Hühnerhaltung und baute den Hof zu einer Pferdepension aus. Dank guter Kontakte zur Trabrennbahn war die Auslastung gut. Bis zu 40 Pferde konnten eingestellt und versorgt werden. Aber auch diese Zeit endete: Mit dem Fall der Mauer und Wiedervereinigung fanden Pferdehalter auch Unterstellmöglichkeiten im Umland.

Der Hof musste sich neu erfinden. Ein Teil der ehemaligen Ställe wurde mit Liebe zum Detail zu einem Ort umgewandelt, an dem Familien oder Firmen feiern können. Wo früher die Pferde in ihren Boxen untergebracht waren, kann heute gegessen und getanzt werden. Zwei Futtertröge mit der Tränke sind in Absprache mit dem Denkmalschutz erhalten geblieben. Und auch die Heuraufe hängt noch an der Wand. Auf dem Freigelände kann ein Grillplatz gemietet werden.

Heute betreibt ein Pächter auf dem Anwesen das Café Erna und Else. Und etablierte dort auch in diesem Frühjahr einen wöchentlichen Bauernmarkt, der derzeit aber in Winterpause ist und wieder im März 2023 öffnet. Über Marienfelde hinaus bekannt ist der legendäre Eierautomat, der direkt am Eingang des Cafés draußen steht. Der Automat stammt noch aus den fünfziger Jahren. „Bei der Umstellung von der D-Mark auf den Euro zum Jahr 2002 haben wir ihn umgerüstet“, sagt Lehmann.

Dort kann man auch jenseits der Geschäftsstunden seine Eier ziehen. Zwei Ein-Euro-Stücke müssen eingeworfen werden, um sechs Eier zu kaufen. Sie stammen von einem Biobetrieb in Brandenburg. Dem alten Eierautomaten zur Seite steht inzwischen ein moderner Automat mit einem erweiterten Angebot – Leinöl, Wurst, Honig und Eier im Zehnerpack. Auf Lehmanns Bauernhof gebe es zwar auch noch ein paar Hühner, aber die von ihnen gelegten Eier reichten gerade einmal für die Familie, sagt Lehmann.

Übrigens lohnt es sich auch so, einmal den Weg zum alten Zentrum von Marienfelde zu finden. Ob die Dorfkirche wirklich die älteste Dorfkirche in Berlin ist, wie es oftmals heißt, darüber sind sich Kirchenhistoriker nicht ganz einig. Aber sie ist sehenswerter Mittelpunkt des nach wie vor charmanten Dorfangers.

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