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Mit einer Gala wurde das Debüt des Hotels am Montag gefeiert.

© DAVIDS/Christina Kratsch / DAVIDS/Christina Kratsch

„J.W.Marriott“ in Tiergarten: Operation Neustart für ein Berliner Großhotel

Aus dem ehemaligen Maritim ist jetzt ein „J.W.Marriott“ geworden und soll neben viel Tagungskapazität bezahlbaren Luxus bieten.

Berlins Großhotels rüsten sich für die Zeit nach Corona – und wecken große Erwartungen auf den künftigen Gästestrom. Nach dem Komplettumbau des Hotels „Berlin Berlin“ am Lützowplatz zeigt nun auch die Marriott-Gruppe Flagge: Das ehemalige Maritim am Tiergartenrand, das bereits seit Ende 2020 zu Marriott gehört und übergangsweise als „Hotel Berlin Central District“ geführt wurde, firmiert seit Anfang des Jahres als aufgewertetes „J.W.Marriott“.

Gefeiert wurde am Montag mit viel Gepränge – komplett fertig soll das Haus erst im Jahr 2025 sein, wenn die noch im alten Zustand befindlichen gut 400 Zimmer im gewünschten Zustand angekommen sind. In den vergangenen beiden Jahren wurden zunächst 94 Zimmer der oberen fünften Etage und größere Teile der öffentlichen Bereiche umgestaltet.

„J. W. Marriott“ – das sind die Initialen des Firmengründers J, Willard Marriott, der Anfang der 50er Jahre mit zwei Motels im US-Staat Maryland begann. Dort befindet sich auch heute noch die Zentrale des Unternehmens, das gegenwärtig mit weltweit fast 8500 Hotels unter 30 Marken die größte Hotelgruppe der Welt ist.

Bezahlbarer Luxus ist das Ziel

In Berlin reiht sich das Haus konzernintern ein zwischen dem Luxushaus Ritz-Carlton und dem Businesshotel Marriott, beide am Potsdamer Platz – „bezahlbarer Luxus“ soll das Ziel sein. Bislang gibt es in Deutschland erst ein weiteres J.-W.-Haus in Frankfurt/M. Marriott hat einen Managementvertrag, denn das Gebäude selbst gehört einer Hotelimmobiliengruppe mit Sitz in Katar.

Obwohl das Gebäude unter Maritim-Regie erst 2005 eröffnet wurde, hatte sich bereits ein großer Renovierungsstau aufgetan. Der Neo-Art-Deco-Stil der Inneneinrichtung war von Anfang an umstritten, hinzu kam, dass die Maritim-Gruppe typische Gestaltungsmerkmale wie neobarocke Stühle, glänzende Holzpaneele, dunkelblaue Teppichböden und Messingbeschläge pflegte, die eher dem Stand der frühen Neunziger entsprachen. Jedes Zimmer hatte überdies Badewannen, die nicht mehr zeitgemäß sind, von den Gästen auch nicht mehr gewünscht werden und nun nach und nach gegen großzügige Duschen ausgetauscht werden sollen.

Im oberen Stock und in mehreren Hallenbereichen sieht man schon den neuen, helleren, betont unschwülstigen Stil, der von floralen Inspirationen aus dem Tiergarten nebenan geprägt ist – überhaupt hat man sich vorgenommen, den Tiergarten in der Gestaltung präsenter werden zu lassen.

In die zentrale Lobby, die früher weitgehend unbelebt war, wurde eine Bar eingebaut, in der künftig ein „Afternoon Tea“ gepflegt wird. Die nach fulminantem Start 2005 schnell in Vergessenheit geratene Bar26 mit Zigarren-Lounge wurde ebenfalls schon überarbeitet. Im Mittelpunkt der täglichen Arbeit stehen die 48 Kongress- und Tagungsräume rund um den größten Hotelballsaal der Stadt, der für 2300 Gäste ausgelegt ist. Chef im Haus ist General Manager Aramis Gianella-Borradori.

Die Gastronomie soll mehr Einheimische locken

Was geht das alles den Berliner an? Viel, meint Marketing-Chefin Maria Hoffmeister, die sich die Öffnung des Hauses in Richtung Stadt auf die To-Do-Liste geschrieben hat - dies war den Maritim-Verantwortlichen trotz anfänglicher Anstrengungen letztlich nicht gelungen. Klassisches Mittel ist die Gastronomie, die früher allenfalls von Hotelgästen und den Beschäftigten des Verteidigungsministeriums genutzt wurde.

Wichtigster Ort dafür ist das große Restaurant mit Terrasse zur Stauffenbergstraße hin, das nun täglich von 12 Uhr bis in die Nacht als „JW Steakhouse“ geführt wird, allerdings von einem Küchendirektor mit deutlich höherem Ehrgeiz: Friedemann Heinrich, zuletzt „Executive Chef“ im Marriott in Doha, ist jetzt ein gutes halbes Jahr im Haus und orientiert sich vor allem an den zeitgemäßen Zielen von Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Er legt Wert darauf, alles so weit wie möglich selbst zu verarbeiten und kauft deshalb auch komplette Rinder ein. Beim großen Frühstücksbuffet im Restaurant „Market“ hat er den rituellen Räucherlachs abgeschafft und serviert stattdessen Regionales wie Räucherstör oder Lachsforelle aus dem Fläming.

Ein weiteres, in Berlin neues kulinarisches Detail ist das „Whimsy“, ein multimediales Dinner mit aufwendigen Projektionen, das von Freitag bis Sonntag mit einem Fünf-Gang-Menü zu Preisen zwischen 129 und 199 Euro pro Person angeboten wird. Dabei holt Küchenchef Heinrich noch ein wenig weiter aus und bietet Gerichte wie „Gegrillte Kammmuschel, Pulpo, Balsamico-Essig, salzige Algen, Safran“, deren Zutaten dann auch mal von weiter her kommen dürfen. Schließlich ist man in der ganztägig geöffneten „Berlin Baking Company“ stolz auf durchweg eigene Herstellung sämtlicher Backwaren. Ein Hotel als Wundertüte – die Konkurrenz wird es mit Interesse betrachten.

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