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Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, bei der Pressekonferenz am Mittwoch.

© dpa/Britta Pedersen

Job-Ausblick für Berlin und Brandenburg: Mehr Arbeitslose, aber auch mehr Beschäftigte

Ein Trend, der sich bereits im vergangenen Jahr gezeigt hat, soll sich in diesem fortsetzen. Dabei profitiert der Arbeitsmarkt vor allem von der zunehmenden Integration von Geflüchteten.

Ramona Schröder, Vorsitzende der Geschäftsführung der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, hat am Mittwoch eine gute und eine schlechte Nachricht. Allerdings klingen beide zusammen paradox. Denn: In Berlin gab es im vergangenen Jahr mehr Arbeitslose, aber auch mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – wie kann das sein? Die Antwort ist simpel: Dem Berliner Arbeitsmarkt standen mehr Menschen zur Verfügung, vor allem, weil viele Geflüchtete unter ihnen waren.

Aber eins nach dem anderen. Obwohl der Anteil der Arbeitslosen hoch scheint – 9,1 Prozent waren es durchschnittlich 2023 in Berlin und 5,9 Prozent in Brandenburg – bemüht sich Schröder um Optimismus. Trotz multipler Krisen und schwacher Konjunktur sei der Arbeitsmarkt stabil. In einer Mitteilung der Bundesagentur für Arbeit wird er gar als „robust“ beschrieben. Und: Die Quote sei zwar im Vergleich zum Vorjahr moderat angestiegen, „lag seit der Wiedervereinigung in Brandenburg aber nur in den Jahren 2019 sowie 2022 und in Berlin in den vier Jahren 2017, 2018, 2019 tiefer.“

War früher alles noch schlimmer?

Tatsächlich wurde 2005 eine Arbeitslosigkeit in der Hauptstadt von 19 Prozent verzeichnet und 2011 von 13,3 Prozent. Allerdings ist eine Arbeitslosenquote von knapp zehn Prozent trotzdem hoch, wenn man bedenkt, dass allerorts Fachkräfte gesucht werden. Holger Seibert von dem Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) Berlin-Brandenburg erklärt, dass mit der starken Migration nach Deutschland und in die Region zunächst auch die Arbeitslosenzahlen steigen, weil Arbeitsmarktintegration nicht über Nacht gelinge.

9,1
Prozent betrug die Arbeitslosenquote in Berlin 2023

Dass sie aber schrittweise erfolgt, zeigt, dass die Zahl der ausländischen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Berlin im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent auf rund 345.000 Beschäftigte gestiegen ist und in Brandenburg um fast 14 Prozent auf rund 96.400. Für das Jahr 2024 rechnet Seiberts Institut zwar mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenzahlen – in Berlin um 6100 und in Brandenburg um 700 –, aber auch mit einem Anstieg der Beschäftigung und einem wirtschaftlichen Aufschwung, wenn auch einem schwachen. „Die Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten gelingt in Aufschwungphasen stets deutlich leichter. Daher blicken wir mit Zuversicht in das Jahr 2024“, sagt Seibert.

Ramona Schröder (m), David Lee Wingert (l), Geschäftsführer Jobcenter Berlin Reinickendorf und Holger Seibert vom Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung.

© dpa/Britta Pedersen

Weniger Neueinstellungen

Die Regionaldirektion Berlin-Brandenburg hat zudem im laufenden Jahr noch einiges vor. David Wingert, Geschäftsführer des Jobcenters Berlin-Reinickendorf, erklärt: „Allein in den Monaten Januar bis März 2024 planen die Berliner Jobcenter über 140 Messen und Veranstaltungen für fast 15.000 geflüchtete Menschen.“ Arbeitgeber und Geflüchtete sollten so direkt zusammengebracht werden.

Allerdings startet das neue Jahr – wie prognostiziert–, mit einem Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Im Januar 2024 waren in Berlin bei den Agenturen für Arbeit und den zwölf Jobcentern insgesamt 200.954 Arbeitslose (9,7 Prozent) gemeldet, 17.435 Personen mehr als im Januar 2023 (9,4 Prozent). Der Vizepräsident der Berliner Industrie- und Handelskammer (IHK), Stefan Spieker betrachtet diese Entwicklung besorgt. Er schreibt dazu in einem Statement: „Der saisonal nicht unübliche Anstieg der Arbeitslosigkeit fällt in diesem Jahr höher aus als in den Vorjahren. Auch wenn weiterhin viele Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels Beschäftigte suchen, macht sich die schwächelnde Konjunktur mittlerweile bei den Personalplänen bemerkbar.“

Bereits in den vergangenen Monaten hatte die Kammer verhaltene Reaktionen beobachten, was Neueinstellungen angehe. Deshalb hoffe sie „auf eine effiziente Arbeit in den Jobcentern und Agenturen für Arbeit, um die Menschen zu stabilisieren, weiterzuqualifizieren und rasch an einstellende Unternehmen zu vermitteln.“

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