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Seit 1924 zeigen Aussteller ihre Neuheiten auf der Funkausstellung in Berlin.

© dpa/Sebastian Gollnow

Ifa unter neuer Regie: 100 Jahre und kerngesund

Die wichtigste Berliner Messe hat die Coronazeit und den Wechsel des Veranstalters gut überstanden.

Ein Kommentar von Alfons Frese

Von Altersschwäche keine Spur. Vier Jahre nach der letzten normalen Ifa und ein Jahr vor dem 100. Geburtstag macht die Elektronikshow einen robusten Eindruck. Der langwierige und lärmende Poker zwischen der Messe Berlin und dem Ifa-Eigentümer gfu über die Rollen- und Geldverteilung hat der Veranstaltung nicht geschadet. Und die Investitionen des britischen gfu-Partners Clarion, der frisch und forsch auf dem öffentlich-rechtlich geprägten deutschen Messemarkt unterwegs ist, haben zum Erfolg der diesjährigen Ifa beigetragen. Jetzt freuen sich alle auf 2024 und die große Geburtstagssause.

Die Ifa ist etwas Besonderes. Weltweit gibt es keine andere Technologiemesse, die so viele Branchenvertreter und Konsumenten zugleich fasziniert. In Berlin ist die Funkausstellung die wichtigste Messe: Zu keinem anderen Event können die Hotels so hohe Preise nehmen wie zur Ifa-Zeit im Spätsommer. Firmenvertreter und Fachbesucher aus aller Welt machen es möglich.

Der Spagat zwischen Fachmesse und Publikumsshow gelingt der Ifa, obgleich in diesem Jahr das Entertainment für das gemeine Volk bescheiden ausfiel: Bis auf den Auftritt der Champions-League-Kicker von Union war im Sommergarten nichts los. Das erklärt sich auch mit Clarion: Der angelsächsische Eventkonzern denkt global und hat eher Samsung, die chinesische Hisense und europäische Start-ups im Blick als die potenziellen Ifa-Besucher aus Spandau und Lichtenberg. Dabei macht die Mischung die Ifa attraktiv. Die Konzerne bekommen hier vom Konsumenten ein erstes Feedback auf neue Produkte.

In den Coronajahren haben viele den Abgesang auf das klassische Messewesen angestimmt: Hersteller, Händler und Käufer würden sich künftig lieber im virtuellen Raum treffen, das kostet nicht viel und ist das ganze Jahr über möglich. Es stimmt schon: Messen sind Marketinginstrumente und deshalb selbstverständlich Gegenstand einer digitalen Verlängerung im Netz. Aber auch das Gegenteil ist richtig: In der digitalen Welt wächst das Bedürfnis nach physischer Begegnung. Beim Kaffee entsteht mehr Nähe als auf dem Bildschirm.

Anfang September in Berlin – das ist der ideale Ort und der optimale Zeitpunkt. Kurz vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts stehen hier die neuesten Telefone und TV-Geräte ebenso im Ifa-Schaufenster wie die Anwendung Künstlicher Intelligenz in der vernetzten Küche. Die Ifa zeigt Alltagsprodukte ebenso wie Zukunftstechnologien, ist Marktplatz und Trendsetter zugleich. Und im nächsten Jahr auch wieder eine große Unterhaltungsshow.

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