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Die Sprachlern-App Babbel ist das erfolgreichste Unternehmen im Portfolio der IBB Ventures.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

„Für uns war 2022 ein gutes Jahr“ : Investitionsbank lobt das Berliner Start-up-Biotop

Berlins landeseigene Beteiligungsgesellschaft IBB Ventures hat einen neuen Finanzierungsfonds aufgelegt, der nachhaltige Gründungen fördert. 2022 wurden insgesamt 48 Unternehmen gefördert.

Geld verdienen und nebenbei die Welt retten, das ist der Anspruch an Start-ups, die aus dem neu aufgelegten „Impact Fonds“ von IBB Ventures finanziert werden. Mit 30 Millionen Euro ist der Fonds der Beteiligungstochter der Investitionsbank Berlin gefüllt, zusammen mit den bestehenden Fonds kommt die IBB auf ein Finanzierungsvolumen von insgesamt 120 Millionen Euro.

So viel Risikokapital kann das Land Berlin in die boomende Berliner Start-up-Szene stecken. Ein Investment, das sich auf jeden Fall lohnt, sagte IBB-Vorstandschef Hinrich Holm am Freitag zur Vorstellung des Jahresbilanz für 2022.

Wir haben keine Renditeziele. Wir wollen nur unser Geld wiederbekommen.

Hinrich Holm, Vorstandschef der IBB

17 Millionen Euro vergab die IBB Ventures 2022 an Berliner 48 Start-ups, immer in Kooperation mit privaten Investoren. So kamen insgesamt 105 Millionen Euro zusammen. „Für uns war 2022 ein gutes Jahr“, sagte Holm. Die Start-up-Szene erwies sich als krisenfest, insgesamt flossen fast fünf Milliarden Euro Risikokapital in das Berliner Biotop kreativer Unternehmer. Holm sieht die Hauptstadt sogar unter den Top-Ten der Start-up-Metropolen weltweit.

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Die IBB begleitet Start-ups vor allem in der Gründungsphase, inzwischen seit 26 Jahren. 260 Firmen erhielten mit Hilfe der landeseigenen Bank diverse Kapitalspritzen, an 92 davon ist sie weiterhin beteiligt.

Die Anteile an rund 80 Firmen wurden mit Gewinn verkauft, weitere 80 Firmen gingen auf dem steinigen Weg in den weltweiten Wettbewerb jedoch pleite, erklärte Ventures-Geschäftsführer Roger Bendisch.

In der Bilanz konnte IBB Ventures jedoch einen knappen Gewinn einfahren. „Wir haben keine Renditeziele. Wir wollen nur unser Geld wiederbekommen“, sagte Holm. Bis jetzt habe das gut geklappt.

Unter den erfolgreichsten Firmen von IBB Ventures sind das Sprachlern-Portal Babbel, der Sachbuchdienst Blinkist und das Therapie-Start-up Selfapy. Insgesamt hätten die 92 Jungunternehmen im Bestand der IBB Ventures 2022 683 Millionen Euro umgesetzt und 3865 Mitarbeiter beschäftigt, 15 Prozent mehr als 2021.

260
Start-ups hat die IBB Ventures in 26 Jahren unterstützt

Aus dem neuen Impact Fonds, der den Nachhaltigkeitszielen der UN verpflichtet ist, wurden 2022 die Neugründungen Careloop und Recovery Cat mitfinanziert. Careloop vermittelt Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern nach Deutschland. Bislang seien 500 Fachkräfte erfolgreich angeworben worden, sagte Gründer Matti Fischer. Die Pflegerinnen und Pfleger kommen aus 15 Ländern in Südamerika, Afrika und Asien, wobei man darauf achte, dass in den Herkunftsländern kein Fachkräftemangel herrsche und der Transfer helfe, die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Carepool hat inzwischen 25 Mitarbeiter. 2022 sammelte das Unternehmen rund zwei Millionen Euro von Investoren ein, um ihre Abläufe weiter zu digitalisieren. In drei bis fünf Jahren wolle man profitabel werden, sagte Fischer.

Recovery Cat will die Betreuung psychisch Kranker verbessern

Recovery Cat ist ein Start-up im Bereich schwerer psychischer Erkrankungen, der von digitalen Therapieanbietern wie Selfapy bislang gemieden wird. Mit einer digitalen Monitoring-Plattform will Recovery Cat die Betreuung von schwer depressiven oder anderweitig psychisch erkrankten Menschen verbessern und den Psychiatern eine bessere Datengrundlage für Therapieentscheidungen liefern.

Aktuell bekämen die behandelnden Ärzte ihre Patienten durchschnittlich nur für 15 Minuten alle sechs Wochen zu Gesicht, die Zeit zwischen den Terminen sei weitgehend eine „Blackbox“, wie Alissa Rohrbach erklärte, selbst klinische Psychologin. Das Gründerteam kommt aus der Charité und kooperiert weiterhin eng mit der Uni-Klinik.

Eine Klinikkette wolle ab April die neue Software nutzen, außerdem verhandle man mit den Krankenkassen über Verträge. Die Anerkennung als Medizinprodukt sei in Berlin besonders aufwendig, sagte Rohrbach, ein kleiner Nachteil in der von ihr sonst hochgelobten Hauptstadtregion. Das Netz an medizinischen Forschungsinstituten, kombiniert mit dem Pool an Programmierern und Technikern, sei gut.

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