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Azubi Kevin an einer Fräsmaschine.

© Jörn Hasselmann/TSP

Deutsche Bahn eröffnet Ausbildungswerkstatt in Berlin: Mit Feile, Schraubstock – und Computer

500 Azubis der Bahn lernen in Berlin-Treptow, mit neuster Technik umzugehen. Jeder bekommt zum Start ein eigenes Tablet. Denn der Kampf der Unternehmen um Nachwuchs ist hart.

Feile und Schraubstock gibt es natürlich noch. Doch um im Jahr 2024 Auszubildende zu gewinnen, bedarf es mehr. Die Deutsche Bahn umwirbt künftige Azubis für technische Berufe mit Computern, Tablets und Virtual-Reality-Brillen.

Am Mittwoch eröffnete der Konzern im Berliner Bezirk Treptow seine bundesweit größte Ausbildungswerkstatt für gewerblich-technische Berufe. „Die wichtigste Ressource der Bahn ist der Mensch“, sagte der regionale Bahnchef Alexander Kaczmarek. Mit 25.000 Beschäftigten sei die Bahn nach dem öffentlichen Dienst der größte Arbeitgeber. Derzeit würden in der Region 1100 junge Leute ausgebildet, bundesweit seien es 14.000. 500 neue Lehrlinge müssen jedes Jahr in der Region Berlin-Brandenburg eingestellt werden, bundesweit 6000. Jeder, der die Prüfung besteht, wird übernommen.

Mit einem Aufwand von einer Million Euro wurde ein bahneigenes Gebäude nahe dem S-Bahnhof Johannisthal umgebaut. „Die Bahn ist ein toller Arbeitgeber“, lobte Susanne Henckel, Staatssekretärin aus dem Bundesverkehrsministerium. Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, gebe es nicht die eine große Lösung. Die Arbeit müsse attraktiv sein, die einzelnen Berufsbilder müssten sichtbarer werden. „Es gibt nicht nur Lokführer und Schaffner bei der Bahn“, sagte Henckel.

Sondern, unter anderem, auch Mechatroniker, Elektroniker, Industriemechaniker. Auf nun 5000 Quadratmetern mit sieben Werkstatträumen für die unterschiedlichen Gewerke werden jetzt 500 Auszubildende von 22 Ausbildern in diesen technischen Berufen betreut. Etwa 30 Prozent der Azubis sind inzwischen Frauen.

Ausbildungsvergütung bis zu 1326 Euro hoch

Rosalie Tänzler ist eine von ihnen. Die 20-Jährige ist im dritten Lehrjahr zur Elektronikerin für Betriebstechnik. Was macht sie da? „Schaltschränke bauen, zum Beispiel.“ Als Kind wollte sie Lehrerin werden, nicht Lokführerin. „Aber bei der Bahn habe ich meine Liebe zum Handwerk entdeckt“, erzählt sie. Die neue Schule sei viel großzügiger als die alte auf der anderen Seite des Adlergestells, lobt sie, die Gruppen in den Werkstätten kleiner und die Ausbilder deshalb besser zu verstehen. Vor ein paar Jahren noch lag der Anteil der Frauen in diesen Ausbildungsgängen nur bei 20 Prozent. Probleme gebe es nicht, berichtet Rosalie Tänzler: „Ich werde weder bevorzugt noch benachteiligt.“

Die 20-jährige Rosalie Tänzler lernt Elektronikerin bei der Bahn.
Die 20-jährige Rosalie Tänzler lernt Elektronikerin bei der Bahn.

© DB promo

Auszubildende bei der Deutschen Bahn bekommen derzeit, je nach Ausbildungsjahr, zwischen 1119 Euro und 1326 Euro im Monat, dazu ein Weihnachtsgeld in Form einer 13. monatlichen Ausbildungsvergütung, sagte eine Bahnsprecherin. Seit 2017 bekommt jeder Azubi zum Start ein eigenes Tablet. Bahnchef Kaczmarek formulierte es so: „Eine starke Ausbildung für eine starke Schiene.“

„Der Arbeitsmarkt ist so eng wie nie“, hatte DB-Personalchef Martin Seiler kürzlich in der Tempelhofer Johanna-Eck-Schule gesagt. Diese Schule ist seit 2022 eine von mittlerweile 90 „Kooperationsschulen“ der Bahn in Berlin und Brandenburg, bundesweit gibt es über 500. Die Bahn wolle die Schüler, die nicht wissen, was sie werden wollen, direkt abholen, hatte Seiler das Engagement in den Schulen begründet. Reicht das alles?

Der größte Konkurrent der Bahn um Azubis ist in Berlin die BVG. Die Berliner Verkehrsbetriebe hatten im vergangenen Jahr Maßstäbe bei der Ausbildung gesetzt: Im September 2023 eröffnete die BVG einen komplett neuen „AusBildungsCampus“ (ABC) im Charlottenburger Ortsteil Ruhleben. 68 Millionen Euro wurden in ein attraktives Gebäude direkt am U-Bahnhof Olympia-Stadion investiert, 400 Auszubildende werden hier in technischen Berufen unterwiesen werden. Eine Übernahmegarantie nach der Ausbildung gibt es – und in etwa die gleiche Vergütung. Mit „über 13.000 Euro im 1. Jahr“, wirbt die BVG um junge Leute, die Vergütung ist für alle Lehrberufe gleich, ob Kauffrau oder Gleisbauer.

Bundesweit haben alle Verkehrsunternehmen immer größere Probleme, genügend Nachwuchs zu finden. Vor allem Lokführer und Fahrer fehlen überall. In vielen Verkehrsverbünden wurden die Leistungen bereits eingeschränkt, auch die BVG hat das Angebot im Busbereich seit Monaten reduziert, derzeit fallen sechs Prozent der Fahrten aus. Die Unternehmen versuchen gegenseitig, sich Personal abzuwerben.

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