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Die Rolling-Pin-Convention zieht von Berlin nach Düsseldorf.

© Tagesspiegel/Bernd Matthies

Berliner Spitzengastronomie in der Krise: Die Unterstützung ist ein Witz

Gute Gastronomie gehört zu den touristischen Highlights der Stadt. Jetzt schlingert die Branche in die Krise. Und die Politik schaut zu.

Ein Kommentar von Bernd Matthies

Erst hatten wir kein Glück – und dann kam auch noch Pech dazu. Dieser legendäre Satz des Fußballprofis Jürgen Wegmann lässt sich immer wieder auf den verschiedensten Gebieten anwenden. Zum Beispiel für die Lage der Berliner Gastronomie. Dehoga-Profi Bernhard Moser spricht von einer heranrasenden Katastrophe. Das mag ein wenig zu viel Lobbyistenzorn des Verbandsvertreters sein. Aber richtig ist: Die Spitzengastronomie, die in knapp 20 Jahren zu einer der touristisch wichtigsten Attraktionen der Stadt geworden ist, schlingert derzeit in eine gefährliche Krise.

Der Nutzen der Avantgarde

Viele sagen nun: Es ist doch nicht so schlimm, wenn die Sterneküche ausstirbt, sie ist sowieso zu teuer und zu anstrengend. Das ignoriert den Wert einer Hochkultur, die in Ländern wie Frankreich Staatsräson ist und in Skandinavien innerhalb von 20 Jahren einen speziellen Touristenboom ausgelöst hat. Niemand, der bei Trost ist, würde jemals auf die Idee kommen, die Abschaffung der Opernhäuser zu fordern, weil sie zu teuer und zu anstrengend seien. Und über den Nutzen einer kulturellen Avantgarde kann es keine Zweifel geben, auch wenn sie ihrem ganzen Wesen nach nicht auf mehrheitliche Zustimmung rechnen kann.

Wowereit hat sich bemüht

Gemessen daran ist die politische Unterstützung der Hochgastronomie in Berlin je nach den handelnden Politikern meist ein Witz. Der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit immerhin hat sich bemüht; später hatte die unkonventionelle grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop Spielraum, um wenigstens da und dort zu helfen. Aber alle anderen genießen entweder heimlich oder gar nicht, weil sie dusslige Schlagzeilen fürchten, wenn sie beim Sternekoch erwischt werden.

Und hier das Pech: Das ist der Rückzug der Rolling-Pin-Convention, die in der letzten Woche rund 8000 Gastro-Profis in Treptow angezogen hat, nun aber nach Düsseldorf wechselt. In der Erklärung des Veranstalters wird überdeutlich betont, wie groß der Beitrag des Düsseldorfer Oberbürgermeisters und der dortigen Fachverbände am Umzug war. Und man muss sich deshalb zwangsläufig fragen, ob das hinter dem Rücken Berlins eingetütet wurde – oder ob es an vergleichbarer Unterstützung am alten Standort eben gefehlt hat.

Ganz klar: Berlin ist dabei, sein mühevoll aufgebautes Image als Restaurantmetropole zu verlieren. Und wenn es weg ist, kommt es so wenig zurück wie die Rolling-Pin-Convention.

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