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Holzconnection-Inhaber und -Chef Denys Nagel sucht jetzt einen Investor.

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Berliner Digital-Tischlerei ist insolvent: Chef von Holzconnection investierte auch in möblierte Wohnungen

Die Berliner Möbel-Manufaktur sucht einen Investor. Der Geschäftsführer gründete während der Coronakrise mehrere Immobilienfirmen.

Der Berliner Möbelhersteller Holzconnection ist insolvent. Der Geschäftsführer Denys Nagel hofft jedoch, einen Investor zu finden, und so das Familienunternehmen retten zu können. Holzconnection bietet maßangefertigte Holzmöbel über einen Webshop und Filialen in Berlin sowie anderen deutschen Städten an. Der Chef ist jedoch auch im Immobiliengeschäft aktiv.

Wie jetzt bekannt wurde, hat Nagel bereits im Dezember beim Amtsgericht Charlottenburg einen Insolvenzantrag gestellt. Nun teilte er dem Tagesspiegel mit, dass er aktuell gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Schulte Kaubrügger von der Wirtschaftskanzlei „White & Case“ ein Sanierungskonzept erarbeite und einen neuen Geldgeber suche.

„Leider hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Monaten verschlechtert“, sagt Nagel. „Energie- und Holzpreise sind gestiegen, während gleichzeitig die Konjunktur sank und die Konsumstimmung auf den schlechtesten Wert seit der Nachkriegszeit fiel.“ Diese Entwicklungen hätten sein Unternehmen hart getroffen.

Leider hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Monaten verschlechtert

Denys Nagel, Geschäftsführer

Den Kern des Geschäftsmodells bildet eine traditionsreiche Tischlerei, die seit 38 Jahren in der Holzverarbeitung tätig ist. Sie wurde von Alf Nagel gegründet, dem Vater des heutigen Geschäftsführers.

In den letzten Jahren digitalisierte der Sohn viele Abläufe im Unternehmen und baute die Online-Vermarktung an Endkund:innen aus. Der Handwerksbetrieb wurde zur Produktionseinheit für ein auf Direktvermarktung ausgerichtetes Handelsunternehmen.

Holzconnection betreibt insgesamt 13 Planungsbüros. Deren Beraterteam kommt auf Wunsch in die Wohnung von Interessenten und nimmt mit Lasertechnik die Maße, um passende Möbel zu bauen. Der Anbieter versendet außerdem vorab Proben des Materials zum Anschauen und Anfassen. Doch momentan haben zwei der vier Berliner Büros laut Website keine verfügbaren Termine.

Materialengpässe und getrübte Kauflaune

Alle Möbelanbieter konnten in der Coronapandemie eine stark gestiegene Nachfrage verzeichnen. Die Menschen verbrachten während der Lockdowns viel Zeit zu Hause. Weil Gastronomie und Kulturbetriebe geschlossen waren, wurde weniger Geld für Konsum ausgegeben. Das Geld, das dadurch auf dem Konto verblieb, investierten viele Kundinnen und Kunden in ihre Wohnungen und Häuser.

Allerdings wurde das Material Holz, aus dem Nagels Unternehmen seine Produkte herstellt, 2021 zur Mangelware. Die Preise stiegen dem Verband der Deutschen Möbelindustrie zufolge innerhalb eines Jahres um 30 Prozent. Zeitweise war es überhaupt nicht lieferbar.

1.083.457
Euro nicht gedeckter Jahresfehlbetrag stand für 2021 bei der Dachgesellschaft im Jahresabschluss.

Hinzu kommt seit Anfang 2022 die Inflation, die dazu führt, dass Verbraucher:innen mehr Geld für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs verwenden. Für hochpreisige Möbel bleibt da wenig übrig. Nagel gibt sich jedoch zuversichtlich: „Die Tischlerei Holzconnection ist entschlossen, sich diesen Herausforderungen zu stellen.“

Hinter dem Label Holzconnection steht die E-Furniture Germany GmbH, die Möbels auch unter weiteren Marken vertreibt, unter anderem Audena und Paschen. Schon 2021 überstiegen die Verluste von E-Furniture Germany die Einnahmen und Rücklagen. Dem veröffentlichten Jahresabschluss zufolge betrug der nicht gedeckte Jahresfehlbetrag über 1.083.457 Euro.

Ein Netzwerk für Immobiliengeschäfte

Denys Nagel gründete derweil weitere Firmen – und ist seither im Immobiliengeschäft tätig. Dem Auskunftsportal Northdata zufolge ist er seit September 2021 Geschäftsführer der E-Homes Europe GmbH mit Sitz in Eberswalde.

Das Unternehmen ist auf möblierte Wohnungen für temporäres Wohnen zu gehobenen Preisen spezialisiert. Auf der Website wird zum Beispiel ein Appartement in Neukölln mit 70 Quadratmetern Fläche für eine monatliche Miete von 2.870 Euro inklusive Nebenkosten angeboten.

Nagel ist außerdem Geschäftsführer weiterer Firmen, deren Zweck offenbar der Ausbau und die Bewirtschaftung möblierter Immobilien ist. Außerdem führt er eine Vermögensverwaltungsgesellschaft namens Infintra GmbH, die jedoch ihrem Jahresabschluss zufolge Ende 2021 nur etwa 72.000 Euro zu verwalten hatte.

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