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Der verstorbene Bildhauer und Umweltaktivist wird voraussichtlich am 15. August in Brandenburg begraben.

© DAVIDS/Darmer

Streit um Grabstätte geht weiter: Berliner Bildhauer und Umweltaktivist Wagin soll in Seddiner See begraben werden

Der Bildhauer Ben Wagin wird nach dem Plan des Baumpatenvereins am 15. August in Brandenburg beigesetzt. Doch der Streit um seine Grabstelle geht weiter.

Der verstorbene Berliner Bildhauer und Umweltaktivist Ben Wagin soll nach jetziger Planung am Sonntag, 15. August, in Brandenburg, in der Gemeinde Seddiner See, im Ortsteil Kähnsdorf begraben werden. Das teilte der Grünen-Politiker Michael Cramer, viele Jahre ein enger Freund von Wagin, dem Tagesspiegel mit. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), die ebenfalls mit Wagin befreundet war, möchte nach Cramers Angaben auch an der Beisetzung teilnehmen. Der Streit um die Grabstätte ist damit allerdings noch nicht beendet.

Seddiner See entspreche dem letzten Willen von Wagin, sagte Cramer. Wagin ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Der See habe den Bildhauer an jenen See erinnert, in dessen Nähe er geboren worden sei, sagte Cramer.

Der Politiker ist Mitglied des Baumpatenvereins, den Wagin gegründet und den er bis zu seinem Tod geleitet hatte. Der Baumpatenverein sieht sich als Vollstrecker des letzten Willens von Wagin und hatte den Begräbnisort, aber nicht den Zeitpunkt der Bestattung in einer Pressemitteilung bekannt gemacht.

Doch der Bauingenieur Andreas Tesch, der 35 Jahre lang über Wagin gewohnt hatte und sich als „guten Nachbarn, aber nicht als engen Freund“ bezeichnet, wehrt sich unverändert gegen die Wahl Seddiner See. Tesch war nach eigenen Angaben seit 1978 „an allen großen Projekten von Ben beteiligt“, er plädiert massiv dafür, den Bildhauer in Berlin, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Chausseestraße im Bezirk Mitte, zu begraben. Dort liegen Prominente wie der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Regisseur Heiner Müller und der Dramatiker Bertolt Brecht.

Wagins Nachbar sagt, der Künstler sei falsch interpretiert worden

Tesch erklärte dem Tagesspiegel, Wagin habe seinen kompletten Alltag in Berlin verbracht, er habe in der Nähe des S-Bahnhofs Tiergarten gewohnt und in seinem Atelier am Anhalter Bahnhof gearbeitet. Er warf dem Baumpatenverein vor, die kryptischen Äußerungen von Wagin falsch interpretiert zu haben. „Seine letzten so genannten Freunde verstanden ihn in seinen Aussagen in einem Maße falsch, dass es einem graust. Wenn Ben Wagin sagte, er wolle nach Brandenburg, dann sagte er damit: ,Dorotheen Friedhof! - aber ich weiß, dass ihr Berliner Freunde mir diese Ehre verwehren werdet.’“

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Nach Teschs Angaben fühlte sich Wagin zuletzt von vielen politischen Unterstützern im Stich gelassen. „Alle seine so genannten Freunde an höchster Stelle hatten in seinen Augen aufgehört, ihm zu helfen“, sagte Tesch.

Die Brandenburger Malerin und Aktionskünstlerin Nicole Siebert hat für Wagin sogar bereits eine Grabstelle auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof organisiert. „Der Platz ist gesichert, die Grabstelle für Ben Wagin steht bereit“, sagte sie dem Tagesspiegel. Sie will an dieser Grabstelle festhalten, solange er nicht an einem anderen Ort bestattet werde, sagte sie.

Siebert hatte seit 2015 mit Wagin zusammengearbeitet, für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Wagin auf einem Prominenten-Friedhof begraben werde. „Er hat mich zwar ab und zu geärgert“, sagte sie, „aber ich habe einen Blick auf das Ganze, auf sein Werk. Solche geniale Menschen wie ihn gibt es nicht viele“.

Ausnahmegenehmigung für Dorotheenstädtischen Friedhof

Siebert hatte für Wagin sogar eine Ausnahmegenehmigung erwirkt. Um in der Chausseestraße begraben werden zu können, muss man entweder Mitglied der Akademie der Künste gewesen sein oder eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Wagin war nie Akademie-Mitglied, aber Siebert erklärte, sie habe in Abstimmung mit der Präsidenten der Neuen Nationalgalerie, Joachim Jäger, und der Führungsspitze der Akademie der Künste eine Ausnahmegenehmigung erreicht.

Doch noch ist unklar, ob der Verein oder auch Siebert und Tesch formal überhaupt das Recht haben, über die Grabstätte zu entscheiden. Wagin hatte weder Frau noch Kinder, es ist unklar, wer seine Sachen und Werke erbt und damit auch die Grabstelle festlegt. Letztlich fiele das Erbe dem Land Berlin zu, und den Ort der Grabstelle müsste der Bezirk Mitte festlegen.

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