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Gerard Depardieu bei der Premiere von „Der Geschmack der kleinen Dinge“ am 12. Januar 2023 im Cinema Paris in Berlin.

© BREUEL-BILD/Jason Harrell / BREUEL-BILD/Jason Harrell

Berlin Gossip: Gérard Depardieu hat keine Geduld für die eigene Filmpremiere

Anlässlich der Premiere seines neuen Films „Der Geschmack der kleinen Dinge“ war Gérard Depardieu auf Berlin-Besuch. Und benahm sich, als wäre er vom eigenen PR-Team dazu genötigt worden.

Gérard Depardieu hätte am Donnerstagabend alle Nörgler, Skeptiker und Grumpy Berliners überraschen können. An einen Schauspieler, der in den vergangenen Jahren vor allem durch Alkoholexzesse, öffentliches Urinieren und den Erwerb von Staatsbürgerschaften in Russland und den Vereinigen Arabischen Emiraten aufgefallen ist, hatte niemand allzu hohe Erwartungen gestellt.

Leider hatte Depardieu bei seinem Berlin-Besuch anlässlich der Premiere seines neuen Films „Der Geschmack der kleinen Dinge” im Cinéma Paris keine Lust auf Überraschungen – und so blieb es beim Naheliegenden. 

Dabei hatte der Abend zunächst so gut angefangen. Entgegen den Gewohnheiten von Stars seines Kalibers traf Depardieu nicht etwa mit ausufernder Verspätung, sondern bereits 15 Minuten vor dem anberaumten Start der Vorführung in dem kleinen Kino auf dem Kurfürstendamm ein. Als der 74-Jährige vor die Kameras der wartenden Fotograf:innen trat, wirkte er bester Dinge, scherzte, parlierte. Ach, diese Franzosen, das mit dem Charme haben sie einfach drauf.

Zwei Minuten später sah die Sache allerdings schon ganz anders aus. Depardieu war die Lust am Posieren recht schnell vergangen. Wer zudem von den anwesenden Journalist:innen zur unglücklichen Gruppe derer gehörte, die es im Französischunterricht nicht über ein „Salut, ça va?” hinausgebracht haben, war nun klar im Nachteil. Denn Depardieu hatte sich entschieden, Interviews nur in seiner Muttersprache zu führen.

Die gute Nachricht für alle Frankophoben: Viel zu holen gab es eh nicht. Die Rolle – Frankreichs berühmtester Chefkoch – passe perfekt zu ihm. Die Deutschen? Finde er super. Einige seien Obelix sehr ähnlich. Tiefsinniger wurde es an diesem Abend nicht. Wie auch in der Kürze der Zeit? Nach wenigen Sätzen verschwand Depardieu durch eine angrenzende Glastür, vor der eiligst ein Security-Mann positioniert wurde, damit dem prominenten Gast niemand von der Journaille auf die Pelle rückte.

Der davongerauschte Star ließ den ebenfalls angereisten Regisseur Slony Sow recht bedröppelt an der Fotowand zurück. Das ungeschriebene Gesetz von Filmpremieren sieht für unbekannte Nebendarsteller:innen und Menschen hinter der Kamera die undankbare Aufgabe des Beiwerks vor.

Vom PR-Team werden sie pflichtschuldig vor die Mikrofone der Journalist:innen geschoben, die dann lustlos ein paar Fragen stellen, die niemals jemand druckt oder sendet. Nach ein paar unangenehmen Minuten des Schweigens bemühte sich also auch Sow, das Weite zu suchen. 

Den Mitarbeiter:innen des Kinos war die Situation sichtbar unangenehm. Vielleicht, beschwichtigen sie, sei Depardieu ja noch zu einer Rückkehr zu bewegen. War er dann tatsächlich. Viel gesprächiger fiel die zweite Runde allerdings auch nicht aus. Im Kinosaal ließ er sich zu ein paar englischen Worten ans Publikum hinreißen. Er sei froh, in Berlin zu sein. Immerhin.

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