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Eine Hausbaustelle

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Baugenehmigungen im Sinkflug: Rückgang um vier Prozent in Berlin

Immer mehr Projektentwickler stolpern über Lücken zwischen Kalkulation und Preisentwicklung. Die Immobilien- und Wohnungswirtschaft schlägt Alarm.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist bundesweit weiter im Sinkflug. Nach Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes wurde im Juli 2023 der Bau von 21.000 Wohnungen genehmigt – 31,5 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Auch in Berlin gehen die Zahlen zurück, trotz des enormen Zuzugs. Von Januar bis Juli 2023 wurden 9109 genehmigte Wohnungen gemeldet. Das sind vier Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, teilte das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg mit. Besonders stark ist der Rückgang bei den Ein- und Zweifamilienhäusern: Es sind 34,1 Prozent weniger als in den ersten sieben Monaten der Vorjahre.

Auch in Brandenburg sinken die Zahlen: In den ersten sieben Monaten dieses Jahres wurden 18,2 Prozent weniger genehmigte Wohnungen gemeldet als im Vorjahresvergleich.

„Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen setzt sich nicht nur weiter fort, sondern nimmt immer mehr Fahrt auf“, sagte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW zur Entwicklung in Berlin und im gesamten Bundesgebiet am Montag: „Es wird nicht mehr gebaut, weil es unter den aktuellen Rahmenbedingungen schlicht nicht mehr geht.“ Die sozial orientierten Wohnungsunternehmen seien vor allem auf drei Dinge angewiesen, sagte der Lobbyist: „Planungssicherheit, Vereinfachungen und Augenmaß. An allem hat es gefehlt und es fehlt immer noch.“

Der Bau bezahlbarer Wohnungen ist eine Illusion

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien und Wohnungsunternehmen zeigte sich alarmiert. „Den hohen Bedarf an bezahlbaren Wohnungen in dieser Lage decken zu können, ist eine Illusion“, sagte BFW-Präsident Dirk Salewski. „Und der Niedergang der Bauindustrie hat ein Ausmaß angenommen, das wir nur schwer werden einfangen können.“

Die Projektentwicklung Michaelkirchstraße in Berlin GmbH ist eines der Unternehmen, die wegen der steigenden Zinsen, wegen der Inflation und infolge steigernder Baukosten ins Straucheln kommen. Geschäftsführer Michael Koschier stellte für den bundesweit tätigen Immobilien-Projektenwickler „Development Partners“ (Düsseldorf) den Insolvenzantrag; dazu gehört auch die Projektentwicklung Michaelkirchstraße in Berlin GmbH. Das Amtsgericht Düsseldorf gab dem Insolvenzantrag am 14. September statt.

Umsetzungskosten liegen zwischen 25 und 30 Prozent über der Kalkulation

„In den Monaten zwischen der Planung und der Vergabe von Gewerken sind Kosten wie auch Zinsen deutlich angestiegen“, teilte „Development Partners“ mit Blick auf den Neubau „Elements“ in Berlin-Mitte am Spreeufer mit: „Die Umsetzungskosten liegen aufgrund dieser Entwicklungen hinsichtlich der Bau- und Baunebenkosten rund 30 Prozent und in Bezug auf die Gesamtkosten rund 25 Prozent über der kalkulierten Summe. Der so entstandene Nachfinanzierungsbedarf konnte – trotz der intensiven wie konstruktiven Gespräche mit der Finanzierungsseite – noch nicht abschließend realisiert werden.“

Politischer Routine-Modus kann nicht die Antwort sein auf eskalierende Wohnungsnot. Es braucht jetzt den kollektiven Ruck, um den Wohnungsbau zu reanimieren

 Oliver Wittke, Hauptgeschäftsführer des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA

Der Rohbau steht kurz vor der Fertigstellung. Das Gebäude „Elements“ ist vor allem für die Büronutzung vorgesehen – auf einer Fläche von rund 15.000 Quadratmetern. Auf 5000 Quadratmetern waren hochwertige Wohnungen vorgesehen. „Wir glauben nach wie vor fest an eine Übereinkunft mit der Finanzierungsseite“, sagte Koschier zum Weiterbau des Vorhabens.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA sprach sich für ein temporäres Aussetzen der Grunderwerbsteuer auch für Investor(inn)en aus. „Politischer Routine-Modus kann nicht die Antwort sein auf eskalierende Wohnungsnot. Es braucht jetzt den kollektiven Ruck, um den Wohnungsbau zu reanimieren“, sagte ZIA-Hauptgeschäftsführer Oliver Wittke.

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