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Der RE1 fährt im Mai und Juni nur noch bis Berlin-Charlottenburg.

© Ottmar Winter PNN / Ottmar Winter PNN

Bahn stellt Bauprogramm für 2023 vor: Berliner Stadtbahn wochenlang gesperrt

Harte Zeiten für Pendler: Fünf Wochen ist die Berliner Stadtbahn in diesem Jahr blockiert, vier Wochen ist der RE1 nach Fürstenwalde unterbrochen.

Neue schlechte Nachrichten für Bahnfahrer. Wegen nicht vorhersehbarer Schäden muss in diesem Jahr zusätzlich zu den vielen Baustellen in der Region auch die Stadtbahn in Berlin gesperrt werden. Das sagte der regionale Bahnchef Alexander Kaczmarek am Montag bei der Vorstellung des Bauprogramms für die Region Berlin-Brandenburg.

RE1 fährt zeitweise nur bis Berlin-Charlottenburg

Der Abschnitt zwischen Berliner Hauptbahnhof und Ostbahnhof wird vom 11. bis 25. Mai und vom 9. Juni bis 1. Juli für Züge des Fern- und Regionalverkehrs komplett gesperrt. Alle Regionalzüge aus Brandenburg, die über die Stadtbahn fahren, bekommen neue Start- und Zielbahnhöfe und neue Fahrtzeiten. Der RE1 zum Beispiel endet bereits in Charlottenburg, Fahrgäste aus Brandenburg/Havel und Potsdam müssen dann mit der S-Bahn weiterfahren. Denn die S-Bahn mit zwei eigenen Gleisen ist nicht betroffen.

Bei Inspektionen hatte die Bahn im September 2022 Schäden an rund eintausend Befestigungspunkten der sogenannten „Festen Fahrbahn“ entdeckt. Diese werden nun in einem ersten Schritt stabilisiert, sagte Kaczmarek. Der westliche Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Charlottenburg soll im kommenden Jahr folgen.

Bei der Sanierung der Stadtbahn in den 1990er Jahren war die „Feste Fahrbahn“ auch mit dem Argument verwendet worden, dass diese Technik wartungsärmer sei als das herkömmliche System mit Schotter und Schwellen. „Wir zahlen Lehrgeld“, sagte der Konzernbevollmächtigte sichtlich frustriert. Im vergangenen Jahr war die Schnellstrecke nach Hamburg monatelang gesperrt, dort wurde die „Feste Fahrbahn“ wieder durch das alte System ersetzt. Auch auf der Schnellstrecke Berlin-Hannover gibt es Schäden.

Wir zahlen Lehrgeld.

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Berlin-Brandenburg

Vom 24. März bis 21. April wird die Strecke des RE1 zwischen Berlin und Fürstenwalde gesperrt, dies ist die wichtigste Linie in der Region. Betroffen sind auch die Linien RE2, RE8 und RB23. Zwischen Berlin und Erkner fährt parallel die S-Bahn, weiter nach Fürstenwalde wird es nur per Bus gehen. Der Fernverkehr wird über Cottbus umgeleitet, die Fahrzeiten verlängern sich erheblich. Es werden eine Brücke über die A10 und Bahnübergänge saniert. Auf diesem Abschnitt wird es auch in den kommenden Jahren mehrere weitere Sperrungen geben, da in Berlin-Köpenick ein Regionalbahnsteig gebaut wird und für Teslas Gigafactory in Grünheide wird der Bahnhof Fangschleuse verlegt.

Cue-Bahn_Baustellen_2023.png
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© Rita Boettcher

Strecke nach Dresden soll Ende 2025 fertig sein

Die Deutsche Bahn investiert auch in diesem Jahr wieder eine Rekordsumme in der Region, sagte Kaczmarek. In den vergangenen Jahren stieg die Summe kontinuierlich: 2020 waren es in der Region eine Milliarde Euro, 2021 dann 1,2 Milliarden Euro, und im vergangenen Jahr 1,4 Milliarden. Eine genauere Angabe wollte der Bahnchef nicht machen, weil sich sonst Firmen ausrechnen könnten, wie viel die Bahn einplant. Diese könnten dann ihre Angebote entsprechend nach oben treiben, sagte Kaczmarek.

Das größte Projekt der Bahn ist der Wiederaufbau der Fernbahnstrecke nach Dresden. Hier wird seit Jahren gebaut, die Strecke soll Ende 2025 fertig sein. ICE erreichen Dresden dann in 80 Minuten. In diesem Jahr wird der neue Bahnhof Wünsdorf fertig, in Zossen beginnen die Arbeiten erst. Wegen des Fernbahnbaus gibt es immer wieder Einschränkungen für die parallel verlaufende S-Bahn zwischen Südkreuz und Blankenfelde. Alle Baustellen finden sich auf einer Internetseite der Bahn.

Früherer Blick über die Oder in Küstrin auf die ehemalige Eisenbahnbrücke (hinten) und die Straßenbrücke über den Grenzfluss ins polnische Kostrzyn (r).
Früherer Blick über die Oder in Küstrin auf die ehemalige Eisenbahnbrücke (hinten) und die Straßenbrücke über den Grenzfluss ins polnische Kostrzyn (r).

© dpa / Patrick Pleul

Die Formulierung mit dem Lehrgeld gebrauchte Kaczmarek noch ein zweites Mal. Denn Probleme gibt es auch an der Oderbrücke bei Küstrin, und zwar mit dem erstmals bei einer Eisenbahnbrücke verwendeten Material Carbon. Die Züge auf der Ostbahn können frühestens im Dezember 2023 wieder bis ins polnische Kostrzyn fahren. Eigentlich sollte die neue Brücke nach einem Jahr Bauzeit schon im Dezember 2022 fertig sein. Durch einen Bericht im Tagesspiegel im September war bekannt geworden, dass dieser Termin nicht zu halten ist.

Betonschwellen werden noch immer beobachtet

Auch das Thema Betonschwellen ist noch nicht vom Tisch. Nachdem im Sommer 2022 ein Regionalzug in Bayern entgleist war, wurden bundesweit zunächst 200.000 Schwellen untersucht. Diese sind vom gleichen Typ wie die, die den Unfall mit fünf Toten verursacht haben sollen. Überall in Deutschland hatte es seitdem unangekündigte Streckensperrungen gegeben, viele auch in der Region. Kaczmarek berichtete, dass immer noch Schwellen des Typs beobachtet würden. „Wir hoffen, dass nichts mehr nachkommt, sicher ist das aber nicht.“

Gerade für spontane Bauarbeiten fehlen der Bahn offenbar Kapazitäten. Mitte Januar war auf der Strecke nach Dessau eine Weiche kaputtgegangen. Für die Reparatur benötigte die Bahn über drei Wochen, Begründung: „Eine schnelle Reparatur der Weiche ist aufgrund ihrer Größe nicht möglich. Die dafür erforderlichen Maschinen (Kräne) und Ressourcen stehen erst Anfang Februar zur Verfügung.“ Deshalb fiel die von der Odeg betriebene Regionalbahn RB37 zwischen Wannsee und Michendorf komplett aus.

Eine der größten Baustellen bei der S-Bahn in diesem Jahr ist bald fertig. Nach sechs Wochen Sperrung soll der Nord-Süd-Tunnel Ende dieser Woche wieder befahrbar sein für die Züge der S1, S2 und S25/26.

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