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Der bekannte Charité-Bettenturm am Campus in Berlin-Mitte.

© imago / Jürgen Ritter

Update

„Alle planbaren Behandlungen verschoben“: Berliner Charité geht nächste Woche in den Notbetrieb

RS-Virus, Grippe, Corona – auch Ärzte und Pflegekräfte erkranken. Hunderte Termine verschiebt die Charité deshalb pro Tag. Der Senat trifft Mediziner zum Krisengespräch über die Kinderkliniken.

| Update:

An der Charité werden ab Montag alle planbaren Eingriffe bis Jahresende verschoben – die Ärzte der Hochschulklinik informieren derzeit Patienten, die in den nächsten Wochen einen Termin hatten. Die steigende Zahl krankheitsbedingter Personalausfälle mache den Schritt nötig, auch um Ärzte und Pflegekräfte weiter verstärkt auf den Kinderstationen einsetzen zu können, sagte ein Charité-Sprecher am Mittwoch.

Rund ein Drittel aller Behandlungen sind nach Tagesspiegel-Informationen vom Notbetrieb betroffen, das hieße im krassesten Fall: Hunderte Termine werden pro Tag verschoben. Sie müssten nach der Krise nachgeholt werden.

„Wir bedauern dieses Vorgehen, wollen aber ermöglichen, dass dringliche Behandlungen, wie zeitkritische Tumoroperationen, Transplantationen, Versorgung von Patientinnen und Patienten nach Schlaganfall, Herzinfarkt oder andere Notfälle, weiter durchgeführt werden können“, sagte der Charité-Sprecher.

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Auch am Carl-Thiem-Klinikum in Cottbus werden ab Donnerstag vorerst alle nicht lebensnotwendigen Behandlungen verschoben. Brandenburg größtes Krankenhaus begründet dies mit vielen Influenza- und Coronainfektionen, sowohl unter Mitarbeitern als auch unter Patienten. Zumal die Behandlung von Corona- und Influenza-Fällen besonders arbeitsintensiv sei, schon wegen der nötigen Isolation.

Hohe Fallzahlen beim RS-Virus belasten neben Kliniken auch Praxen

Auch in anderen Krankenhäusern der Hauptstadtregion fallen vermehrt Beschäftigte aus. Pflegekräfte, die von den meisten Kliniken ohnehin dringend gesucht werden, stecken sich derzeit vielerorts mit Atemwegsinfekten an, was den Druck auf die verbliebenen Kollegen erhöht. Neben Sars-Cov-2 sind das vor allem die im Herbst üblichen Erkältungen, Grippe und das RS-Virus.

Der Notfallbetrieb der Charité ist ein Spiegelbild der gesellschaftlichen Unfähigkeit, sich präventiv [...] an bestimmte Einflüsse anzupassen.

Schreibt Community-Mitglied Deichwart

Insbesondere hohe Fallzahlen vom RS-Virus betroffener Kleinkinder belasten neben den Kliniken auch die Praxen. Die Charité übernahm kürzlich regional die Federführung darin, schwerkranke Kleinkinder auf die Krankenhäuser zu verteilen. Viele Kliniken verschieben wie berichtet ohnehin seit Wochen einzelne elektive, also planbare Eingriffe, um intern den Personaleinsatz umzuorganisieren.

Vergleichbar ist das Vorgehen mit dem in der Corona-Pandemie, als die Intensivstationen in Berlin drei „Levels“ zugeteilt wurden. Als Level I behandelte die Charité die schwersten Fälle. Für Level II zuständig waren 16 Kliniken, darunter die ebenfalls landeseigenen Vivantes-Häuser, die auch schwere Covid-19-Patienten versorgten. Level-III-Kliniken kümmerten sich um Intensivfälle, die nicht mit Sars-Cov-2 infiziert waren.

Und auch der angekündigte Notbetrieb selbst erinnert an die Pandemie: Die Charité hatte auf den Höhepunkten der Coronakrise ebenfalls alle planbaren Operationen verschoben.

Berlin braucht einen Notfallplan.

Christian Gräff, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses

Nun teilte die Universitätsklinik mit: „Wir appellieren weiterhin dafür, in Innenräumen Masken zu tragen, um die Verbreitung von Infektionen einzudämmen und damit auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen zu entlasten.“

Angesichts der besonders überlasteten Kindermedizin trafen sich Berlins Gesundheitsstaatssekretär Thomas Götz (Grüne) und Vertreter von Ärzteverbänden und Krankenhäusern am Mittwochabend zu einem Krisengespräch. Im Laufe des Donnerstags werden Ergebnisse der Beratungen erwartet.

Zudem könnte bald eine Sondersitzung des Gesundheitsausschusses einberufen werden. „CDU und FDP haben angesichts der dramatischen Zustände in den Notaufnahmen, bei den Rettungswagen und den Kinderärzten eine Sondersitzung beantragt“, sagte der Ausschussvorsitzende Christian Gräff (CDU). „Berlin braucht einen Notfallplan.“

Einer Sondersitzung muss ein Drittel der 22 Ausschussmitglieder zustimmen. Union und FDP stellen sechs Abgeordnete, die zwei AfD-Ausschussmitglieder stimmten dem Antrag letztlich auch zu. Nun muss der Parlamentspräsident die Sondersitzung genehmigen, dann wird ein Termin festgelegt.

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