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Ein Mann wird bei einer Razzia in Berlin, mit einer Decke über dem Kopf, von der Polizei abgeführt. 

© Christophe Gateau/dpa

Update

Lagebild zur Organisierten Kriminalität in Berlin: 60 Millionen Euro Schaden festgestellt

Die Berliner Kriminalpolizei ermittelt laut dem aktuellen Lagebild zur organisierten Kriminalität derzeit in 64 größeren Verfahren, die Mehrheit davon mit internationalem Bezug.

64 größere Ermittlungsverfahren zur organisierten Kriminalität sind im vergangenen Jahr von der Polizei und dem Zoll in Berlin geführt worden. Insgesamt ging es dabei um 498 Verdächtige. Das geht aus dem Lagebild der Polizei zur organisierten Kriminalität (OK) für das Jahr 2020 hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde. 

Die häufigsten Delikte waren Drogenhandel, Autodiebstahl und Schleuserkriminalität. In mehr als 70 Prozent der Verfahren ging es auch um internationale Bezüge der Banden. Die Polizei stellte Verbindungen in 37 andere Staaten fest.

Zehn Ermittlungsverfahren galten der sogenannten Clankriminalität von Mitgliedern arabischstämmiger Großfamilien. Ein weiterer Fokus lag auf Banden, deren Mitglieder aus Russland und anderen Ländern der früheren Sowjetunion stammen. Besonders wurden tschetschenische Täter genannt, weil sie durch eine hohe Gewaltbereitschaft auffallen.

Die organisierten Verbrecherbanden verursachten demnach in Berlin einen bekannt gewordenen Schaden von knapp 60 Millionen Euro. Als Schaden wird der Wert des „rechtswidrig erlangten Guts“ definiert. Die Polizei beschlagnahmte vorläufig Vermögen in Höhe von rund 2,3 Millionen Euro.

Der Autodiebstahl geht vor allem auf das Konto organisierter Banden aus dem Ausland. „Die geographische Lage Berlins, insbesondere die schnelle Anbindung an die ins Ausland führenden Autobahnen, spielt hierbei eine tatbegünstigende Rolle“, schreibt die Polizei. Wegen der vielen teuren Autos, die in der Metropole Berlin an Straßen parkten, gebe es „eine Vielzahl an Gelegenheiten“.

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Innensenator Andreas Geisel (SPD) betonte: „Kriminelle machen nicht vor Ländergrenzen halt. Daher arbeiten wir bei der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität und der Erhellung ihrer Strukturen eng mit ausländischen Ermittlungsbehörden zusammen.“ 

Im Fokus stehe auch weiterhin die Bekämpfung der Clankriminalität. Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärte, organisierte Kriminelle „beuten Menschen - auch mit Gewalt - aus, erpressen sie, versetzen sie in Angst“. 

732 Verdächtige in Berlin nutzten verschlüsselte Encrochat-Handys

Handys mit dem verschlüsselten Encrochat-Messengerdienst wurden in Berlin im vergangenen Jahr von mindestens 732 Menschen genutzt. Das geht ebenfalls aus dem Lagebild der Polizei hervor. 1,64 Millionen Datensätze aus Textnachrichten, Sprachnachrichten, Fotos und Videos wurden diesen Handys zugeordnet. In ganz Deutschland gab es rund 4600 Encrochat-Nutzer, heißt es in dem Lagebild.

[Lesen Sie mehr mit Tagesspiegel-Plus: Die Encrochats der Kriminellen: Drogen, Waffen, Gewalt – ein Remmo-Mann steht vor Gericht]

Die Kryptierungssoftware galt zunächst als nicht entschlüsselbar und war deshalb bei Kriminellen sehr beliebt. Die Polizei in den Niederlanden und Frankreich hatte im Frühjahr 2020 die Software geknackt und einige Monate lang Millionen geheimer Daten abgeschöpft.

Die Berliner Justiz hatte kürzlich mitgeteilt, dass im Zusammenhang mit den entschlüsselten Encrochat-Daten etwa 650 Verfahren mit jeweils mindestens einem Verdächtigen anstünden. Staatsanwaltschaft und Landgericht mussten eigens dafür Personal und Strukturen aufstocken. Erste Prozesse wegen Drogen- und Waffenhandels laufen bereits.

Die Polizei betonte in ihrem Lagebild: „Die Auswertung kryptierter Täterkommunikation wird zukünftig eine herausragende Bedeutung für die Arbeit der Sicherheitsbehörden (...) einnehmen.“ Die Kriminellen seien inzwischen international vernetzt und kommunizierten intensiv und über alle Ländergrenzen hinweg. Für die Polizei sei das zunehmend problematisch. Die Nachrüstung der IT-Ausrüstung für die steigenden Anforderungen der Beweisführung sei „nicht immer realisierbar“. (dpa)

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