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„Deutschland muss wieder attraktiv werden für Fachkräfte aus dem Ausland“, sagte der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Rainer Dulger.

© dpa/Bernd Weißbrod

„Werden Wohlstand verlieren“: Arbeitgeberpräsident warnt vor Konsequenzen des Fachkräftemangels

Schwere Sprache, viel Bürokratie, kaum Wohnungen: Deutschland sei für Ausländer unattraktiv, sagt Dulger. Er will eine andere Willkommenskultur – und eine Kehrtwende beim Klimaschutz.

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit einer Personalnot bisher ungekannten Ausmaßes, besonders qualifizierte Arbeitskräfte fehlen. Für Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger ist klar, dass dies für die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland nicht ohne Folgen bleiben wird: „Vollständig beheben lässt sich der Fachkräftemangel nicht mehr“, sagte Dulger der „Bild am Sonntag“. „Und das wird dazu führen, dass wir in diesem Land Wohlstand verlieren.“

Von der Politik forderte er mehr Maßnahmen. „Deutschland muss wieder attraktiv werden für Fachkräfte aus dem Ausland“, sagte der Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Wenn die Ampel all das, was sie sich klimapolitisch vorgenommen hat, umsetzt, kann Deutschland international nicht mehr mithalten.

Rainer Dulger, Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)

„Was bieten wir denen denn? Eine der kompliziertesten Sprachen Europas, einen katastrophalen Wohnungsmarkt, eine langsame Bürokratie und nur wenige Kita-Plätze mit wenig flexiblen Öffnungszeiten. Wir brauchen eine Willkommenskultur wie in anderen großen Einwanderungsländern.“

Dulger kritisiert Bürgergeld in seiner jetzigen Form

Im Inland müssten Potenziale aktiviert werden, sagte Dulger weiter. Wer mehr verdiene, ginge auch wieder lieber zur Arbeit. Das Bürgergeld in seiner heutigen Form dürfe Arbeit nicht entwerten. „Auch Geringverdiener müssen am Ende des Monats deutlich mehr Netto vom Brutto auf dem Konto haben, als Empfänger von Sozialleistungen“, so der Arbeitgeberpräsident.

Dulger verteidigte sich zudem gegen den Vorwurf, die Arbeitgeber hätten eine angemessene Erhöhung des Mindestlohns verhindert. „Es gibt eine Mindestlohnkommission. Diese Kommission, in der Vertreter von Arbeitnehmern und Arbeitgebern sitzen, hat mehrheitlich eine Erhöhung beschlossen und die Regierung hat das Ergebnis umgesetzt“, sagte der BDA-Chef. „Das bitte ich endlich zu respektieren!“

Forderungen nach einer satten Erhöhung in der nächsten Kommissionsrunde verbittet sich Dulger: „Die Politik hat sich aus der Lohnfindung rauszuhalten. Wenn sie will, dass Geringverdiener mehr Geld auf dem Konto haben, kann sie gern die Steuern und Abgaben senken.“

Gleichzeitig forderte Dulger die Regierungsparteien dazu auf, sich von ihren klimapolitischen Zielen zu verabschieden. „Wenn die Ampel all das, was sie sich klimapolitisch vorgenommen hat, umsetzt, kann Deutschland international nicht mehr mithalten“, sagte Dulger.

Die Wirtschaftslage sieht der Arbeitgeberpräsident demnach düster. Immer mehr Unternehmen würden aufgeben, weil von ihnen Investitionen gefordert würden, die sie nicht leisten könnten. Um die Wirtschaft wiederzubeleben, müsse die Regierung viele Vorschriften zurücknehmen.

„Ich hoffe, dass politische Zielsetzungen infrage gestellt und grüne Projekte der Ampel jetzt zurückgestellt werden. Sie passen nicht mehr in die Zeit und schwächen den Wirtschaftsstandort“, so der Arbeitgeberpräsident.

Der Klimaschutz dürfe die Wirtschaft nicht kaputtmachen. „Ältere Unternehmer denken jetzt zum Teil: Bevor ich jetzt mit Geld, das ich nicht habe, die strengen Vorschriften umsetze, höre ich lieber ganz auf. Mit mehr marktwirtschaftlichen Instrumenten können wir nachhaltiger, schneller und kostengünstiger ehrgeizige Klimaziele erreichen. Innovation ist wichtiger als Bürokratie“, sagte Dulger. (lem)

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