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In Verkehrsberufen ist die Fachkräftelücke in Deutschland zuletzt verhältnismäßig am stärksten gewachsen.

© dpa/Oliver Berg

Studie zu Fachkräften: In Deutschland fehlen immer mehr Busfahrer und Lokführer

Zwar hat sich die Lücke beim qualifizierten Personal 2023 um zehn Prozent verringert. In Verkehrsberufen steigt der Bedarf aber. Auch in den Bereichen Gesundheit und Lehre ist der Mangel groß.

In Verkehrsberufen ist die Fachkräftelücke in Deutschland zuletzt verhältnismäßig am stärksten gewachsen. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die am Freitag veröffentlicht wurde.

Den größten prozentualen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr gab es mit 89 Prozent demnach bei Bus- und Straßenbahnfahrern. Hier konnten 3594 Stellen nicht mit passend qualifizierten Kandidaten besetzt werden. Bei Fachkräften in Stellwerken und im Betriebsdienst erhöhte sich die Lücke um knapp 80 Prozent auf 2265, bei Lokführern um 45 Prozent auf mehr als 4000.

Der Anstieg der Fachkräftelücke in Verkehrsberufen hängt eng mit der Mobilitätswende zusammen.

Jurek Tiedemann, Ökonom

Die Studienautoren führen den starken Anstieg vor allem auf einen erhöhten Fachkräftebedarf zurück. „Der Anstieg der Fachkräftelücke in Verkehrsberufen hängt eng mit der Mobilitätswende zusammen. Die Anstrengung zur Stärkung und Wiederbelebung der Schiene und des ÖPNV treiben die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften an“, sagte Ökonom Jurek Tiedemann.

Verstärkt würden die Engpässe durch den demografischen Wandel. Viele Beschäftigte der Branche gingen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Insgesamt hat sich die Fachkräftelücke im Jahr 2023 leicht verringert. 570.000 offene Stellen konnten nicht mit passend qualifizierten Kräften besetzt werden. Das sind knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr.

 30.311
Stellen waren 2023 in der Kinderbetreuung und -erziehung unbesetzt

Den größten Fachkräftemangel gibt es der Untersuchung zufolge nach wie vor im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung. In der Gesundheits- und Krankenpflege fehlten im vergangenen Jahr 17.656 Fachkräfte, in der Kinderbetreuung und -erziehung waren 30.311 Stellen unbesetzt – so viele wie in keinem anderen Beruf.

„Um mehr Menschen für eine Tätigkeit in diesem Berufsbereich zu gewinnen, ist es wichtig, die Berufe attraktiver zu gestalten“, so Tiedemann. Erhebliche Engpässe gebe es auch im Handwerk sowie in Berufen, die für das Erreichen der politischen Klimaziele, den Wohnungsbau und den digitalen Wandel relevant sind.

Dass die Zahlen gesunken sind, ist der Untersuchung zufolge kein Zeichen für Erholung. Aufgrund der eingetrübten Konjunktur habe es mehr arbeitslose qualifizierte Fachkräfte und weniger offene Stellen gegeben. „Trotz ihres Rückgangs ist die Fachkräftelücke weiterhin auf einem sehr hohen Niveau“, sagte Tiedemann.

Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage sei 2024 erneut mit einer Verringerung zu rechnen, bei einem Aufschwung dagegen mit einem rapiden Anstieg. 2022 hatte der Fachkräftemangel den höchsten Stand seit Beginn des Beobachtungszeitraums im Jahr 2010 erreicht.

Um die Lücke zu schließen, empfehlen die Studienautoren des Kofa, An- und Ungelernte zu qualifizieren und ausländische Fachkräfte zu rekrutieren. Außerdem seien zusätzliche Anreize nötig, um ältere Arbeitende länger in Beschäftigung zu halten.

Die Bundesregierung lockerte zuletzt die Regelungen, um mehr Nicht-EU-Bürger auf den Arbeitsmarkt zu bekommen. Am 1. März trat das Gesetz zur Fachkräfteeinwanderung in Kraft.

Menschen aus Drittstaaten können künftig in Deutschland arbeiten, wenn sie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung und einen im Herkunftsland staatlich anerkannten Berufs- oder Hochschulabschluss haben. Sie müssen keine in Deutschland anerkannte Ausbildung vorweisen.

Eine Hürde im Ringen um Fachkräfte sind auch die hohen Mieten in vielen deutschen Großstädten. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Viele Menschen sehen das teure Wohnen demnach als zentrales Manko für das Leben in der Großstadt.

„Für Arbeitgeber wird es in Ballungsräumen damit immer schwieriger, Fachkräfte zu finden und zu halten“, schreiben die Autoren. (dpa)

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