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Ordner gehen in den Block der Fans aus Israel und verhindern das Zeigen von Transparenten.

© IMAGO/Steinbrenner

DFB-Spiel der U21 gegen Israel in Halle : Deutsche Fans sangen „1933, 1933“

Zuschauer müssen ein Transparent einrollen, das die Freilassung israelischer Geiseln fordert. Auch antisemitische Sprüchen durch deutsche Fans sollen gefallen sein. Augenzeugen berichten.

| Update:

Beim Länderspiel der DFB-Elf am Dienstagabend gegen die Niederlande stand in Frankfurt am Main nicht nur die fußballerische Leistung im Vordergrund. Neue pinke Trikots, neue „Major Tom“-Torhymne und eine neu angefachte, lange vermisste Euphorie auf den Zuschauerrängen des Frankfurter Stadions sorgten abseits des verdienten 2:1-Erfolgs Deutschlands für Aufmerksamkeit.

Wesentlich weniger Beachtung fand währenddessen die Leistung der deutschen U21-Profis, die sich ebenfalls am Dienstag in der EM-Qualifikation gegen den israelischen Nachwuchs mit 2:0 in Halle durchsetzten. Getrübt wird hier der Erfolg allerdings durch einige Vorfälle, die sich abseits des Rasens abgespielt haben sollen und vor allem in Verbindung mit den Gästen aus Israel stehen.

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Die Sachsen-anhaltische Landtagsabgeordnete, Henriette Quade (Die Linke), meldete sich noch während der ersten Halbzeit aus dem Stadion auf dem Kurznachrichtendienst „X“. Der DFB hätte veranlasst, das Zeigen eines Transparentes mit der Aufschrift „Bring them Home now“ zu unterbinden, schreibt die Politikerin. Der Slogan bezieht sich auf über 130 israelische Geiseln, die seit dem 7. Oktober von Terroristen der Hamas im Gaza-Streifen gefangen gehalten werden. „Absurd und bezeichnend“, kommentiert Quade.

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Tatsächlich belegen Fotos, wie der Ordnungsdienst im Stadion einschreitet und eine Gruppe von Israel-Fans auffordert, das Banner einzurollen. Laut Henriette Quade sei damit argumentiert worden, dass es sich um eine politische Botschaft handelt.

Der Deutsche Fußball-Bund bestätigt auf Anfrage des Tagesspiegels, dass „grundsätzlich (...) Banner mit politischen Botschaften bei UEFA-Spielen im Stadion nicht gestattet“ seien. Darüber habe man die Fans in den vorab veröffentlichten Fan-Informationen in Kenntnis gesetzt.

DFB spricht von „aggressiver Stimmung“

„Beim gestrigen Eintritt ins Stadion hat eine Gruppierung Abbildungen in DIN-A4-Größe der sich noch in Geiselhaft der Hamas befindlichen Personen mitgeführt und angezeigt, diese auf den Zuschauerrängen zeigen zu wollen. Nach Absprache mit den für die Sicherheit Verantwortlichen vor Ort wurde dies gestattet“, heißt es weiter in der DFB-Stellungnahme zu dem Vorfall, die dem Tagesspiegel vorliegt. „Weitere Aktionen wurden nicht angemeldet.“

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Dennoch sei beim Einlaufen der Mannschaften ein Banner mit der Aufschrift „bring them home now“ über der Bande auf der Gegentribüne entrollt, schreibt der DFB. „Der Aufforderung das Banner zu entfernen, wurde nach einiger Zeit Folge geleistet.“ Während der Partie habe sich in diesem Zuschauerbereich jedoch eine „aggressive Stimmung“ entwickelt. „Als gegen Ende des Spiels das Banner mit der Aufschrift ‘bring them home now’ erneut gezeigt wurde, schritten die Ordnungskräfte aus Deeskalationsgründen ein und entfernten das Banner“, schreibt der Verband.

Den Besuchern des Stadions ist das Mitführen folgender Gegenstände untersagt: politische und religiöse Gegenstände aller Art, einschließlich Banner, Schilder, Symbole und Flugblätter.

Auszug auf den offiziellen Regularien des Deutschen Fußball-Bundes

Nach Informationen des Tagesspiegels handelt es sich bei der betroffenen Gruppe unter anderem um Judaistik-Studierende der Universität Halle, die das Spiel besuchten, um die israelische Mannschaft anzufeuern. In dem Block waren auch zahlreiche Israel-Fahnen zu erkennen. Einer der Studierenden berichtet dem Tagesspiegel, dass es immer wieder zu Pöbeleien und Anfeindungen gegenüber seiner Gruppe gekommen sei.

Als das betreffende Banner enthüllt wurde, sei es durch deutsche Fans zu „Buh“-Rufen und Becherwürfen gekommen. Die Stimmung sei „sehr explosiv“ gewesen, erzählt der Student, der Sicherheitsdienst habe zwischenzeitlich „überfordert“ gewirkt, „ich hatte Befürchtungen, dass es richtig knallt“, schildert er weiter.

Antisemitische Rufe auf der Haupttribüne

Doch nicht nur rund um den Israel-solidarischen Block kam es zu Vorfällen, wie ein weiterer Zuschauer dem Tagesspiegel berichtet, der ebenfalls anonym bleiben möchte. Mittig auf der Haupttribüne habe eine Gruppe deutscher Fans hinter ihm gesessen, die immer wieder durch antisemitische Kommentare gegenüber dem israelischen Team aufgefallen sei, erzählt der Besucher.

Nach dem Foul eines deutschen Spielers an einem Israeli und der anschließenden Verletzungspause war nach Angaben des Zuschauers von der Gruppe hinter ihm zu hören, „die Opferrolle können die am besten“. Wenig später soll melodisch die Parole „1933, 1933“ angestimmt worden sein – das Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten. „Ich habe ihnen irgendwann gesagt, sie sollen die Klappe halten, doch es wurde nur mir Gelächter reagiert“, erzählt der Zeuge dem Tagesspiegel. Schließlich habe er sich umgesetzt.

Die Polizei Halle teilte auf Nachfrage mit, dass ihnen lediglich eine einfache Körperverletzung und eine Beleidigung im Nachgang des Spiels bekannt ist. Diese soll jedoch keinen antisemitischen Inhalt gehabt haben. Auch in den Vorfall mit dem Geisel-Banner waren die Beamten nicht involviert, heißt es von der Pressestelle.

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