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Deutschlands Spieler Niclas Füllkrug (l) und David Raum jubeln nach Füllkrugs Treffer zum 2:1.

© dpa/Christian Charisius

Update

Füllkrug trifft zum 2:1: DFB-Team gewinnt auch EM-Test gegen Niederlande

Eigentlich präsentierten sich die Niederlande im Testspiel gegen die deutsche Elf als das Team mit den besseren Chancen. Doch am Ende verhilft Niclas Füllkrug dem DFB-Team zum Siegtreffer.

Es dauerte zehn Minuten, ehe Maximilian Mittelstädt völlig losgelöst jubelte. Der deutsche Fußballer erzielte bei seinem zweiten Einsatz für die Nationalmannschaft seinen ersten Treffer – und was für einen. Nach einem sehenswerten Schuss aus rund 18 Metern feierte Mittelstädt ausgelassen zum Lied Major Tom von Peter Schilling, das viele deutsche Fans als neue Tormusik gefordert hatten und dank einer Petition auch bekommen sollten.

Mittelstädt bügelte mit seinem Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 gegen die Niederlande einen Fehler aus, den er nur sechs Minuten zuvor gemacht hatte. Der Spieler des VfB Stuttgart leistete sich einen ungenauen Rückpass auf Jonathan Tah, aus dem der schnelle Führungstreffer durch Hollands Joy Veerman resultierte.

„Er war herausragend. Sein Fehler war unglücklich, aber auf einem normalen Platz verteidigen wir das“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann über Mittelstädt. „Der Fehler passiert, aber wichtig ist die Reaktion. Er hat den Ball aus 18 Metern dann in den Winkel gehauen. Wenn er so weitermacht, ist er für uns ein Spieler für die EM.“

Es war eine abwechslungsreiche Anfangsphase im Testspiel zwischen Deutschland und der Niederlande am Dienstagabend, das im Frankfurter Waldstadion vor 58.000 Zuschauenden letztlich mit 2:1 (1:1) für den Gastgeber endete. „Heute war es für uns ein Topspiel, um Dinge zu analysieren. Am Ende kippt so ein Spiel oft in die Richtung, die es mehr verdient hat und ich würde schon sagen, dass der Sieg verdient war“, bilanzierte Nagelsmann.

Dem wilden Beginn auf dem Rasen war eine emotionale Choreografie der deutschen Fans vorweg gegangen. „Deutschland sagt Danke – Kaiser Franz“, hieß es auf einem riesigen Spruchband, die Deutschland-Flagge im Hintergrund. Zusammen mit einer Schweigeminute nahm Frankfurt auf diese Weise beim ersten Heimspiel seit dem Tod der beiden DFB-Legenden Franz Beckenbauer und Andreas Brehme Abschied.

Auf dem Platz entwickelte sich anschließend ein intensives Duell. Während Nagelsmann, wie bereits in den letzten Tagen angedeutet, auf genau dieselbe Startelf vertraute, die am vergangenen Samstag gegen Frankreich gewonnen hatte, wechselte Oranje-Coach Ronald Koeman auf sieben Positionen.

Unter anderem nahmen die Bundesliga-Profis Jeremie Frimpong (Bayer Leverkusen) und Xavi Simons zunächst auf der Bank Platz. Dafür rückten Bayern-Spieler Matthijs de Ligt und Donyell Malen von Borussia Dortmund in die erste Elf. Koeman hatte sich trotz des 4:0-Sieges über Schottland am Freitag enttäuscht gezeigt von der Leistung seiner Mannschaft und vor allem die Defensive um Virgil van Dijk kritisiert.

Nach dem flotten Beginn, in dem Deutschland dieses Mal die Mannschaft war, die früh in Rückstand geriet, beruhigte sich das Spielgeschehen in der Folge etwas. Die Niederlande überließ dem DFB-Team meist den Ballbesitz und verteidigte in einer kompakten Fünferkette. Nach 18 Minuten fand Jamal Musiala doch eine Lücke und steckte zu Ilkay Gündogan in den Strafraum durch. Der Kapitän scheiterte mit seinem Abschluss aus fünf Metern am gut reagierenden Bart Verbruggen im Tor der Niederländer.

Niederlande nach dem Seitenwechsel das griffigere Team

Im direkten Gegenzug parierte Marc-Andre ter Stegen einen ungefährlich wirkenden Abschluss von Malen weniger gut, doch Joshua Kimmich war mit seiner Klärungsaktion zur Stelle. Nach einer halben Stunde war es wieder Malen, der dem erneuten Führungstreffer nah war. Eine Freistoßvariante kam über de Ligt in den Strafraum des deutschen Teams und ohne die schnelle Reaktion Gündogans hätte Malen nur noch seinen Kopf hinhalten müssen, um das Tor zu erzielen.

Die Situation war sinnbildlich für das Spiel. Die Niederländer standen tief und hatten weniger, aber gute Chancen bei Kontern und Standards. Deutschland trat derweil sehr dominant im Ballbesitz auf, konnte sich aber kaum Großchancen herausspielen. Ein Direktabschluss von Jamal Musiala aus aussichtsreicher Position kurz vor der Halbzeit war dabei das einzig Nennenswerte. „In der ersten Halbzeit hatten wir Probleme, in das letzte Drittel zu kommen“, sagte Nagelsmann.

Nach dem Seitenwechsel waren die Niederlande das bessere und deutlich griffigere Team. Trainer Koeman schien die richtigen Worte in der Kabine gefunden zu haben, denn seine Mannschaft kam durch Malen, Daley Blind und Memphis Depay zu drei gefährlichen Gelegenheiten. Die deutsche Mannschaft kam in dieser Phase zu wenig in die Zweikämpfe und konnte nur selten mit Offensivaktionen für Entlastung sorgen.

In der 65. Minute war es dann der Linksverteidiger, der mal wieder für etwas Torgefahr sorgte. Mittelstädt zog erneut aus dem Rückraum ab, diesmal konnte Verbruggen aber parieren. Es schien ein kleiner Weckruf für die deutsche Mannschaft, denn kurz darauf verpasste Kai Havertz eine Hereingabe des eingewechselten Chris Führich nur ganz knapp. Zehn Minuten später war es Musiala, der nach einer starken Kombination zum Abschluss kam.

Im weiteren Verlauf wechselten beide Mannschaften mehrmals durch und der Spielfluss nahm zusehends ab. Dennoch war Deutschland nun das bessere Team und drängte auf den Siegtreffer. In der 83. Minute war es Thomas Müller, dessen Abschluss knapp das Ziel verfehlte. Zum Matchwinner avancierte schließlich der ebenfalls eingewechselte Niclas Füllkrug, der nach einer Ecke von Toni Kroos per Schulter vollendete und das Stadion zu „Oh wie ist das schön“-Gesängen brachte.

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