zum Hauptinhalt

Die Demokratie kann ihren Feinden verzeihen, die Diktatur nicht. Denn Diktaturen brauchen Feinde, um sich selbst zu verstehen - ohne Gegner verliert die Diktatur ihre Existenzberechtigung.

Die letzte Sitzungswoche des Bundestages hat begonnen, ehe es in die Sommerpause geht. Noch fünf Tage, um über die Bonner Klimakonferenz, die Zuwanderung und die Finanzverteilung zwischen Bund und Ländern zu streiten, dann ist Ferienzeit für die Politik.

Das sterile Drehbuch musste wohl bis zum bitteren Ende durchexerziert werden: Nordirlands Chefminister hat gestern mit seinem Rücktritt den Beweis erbracht, dass er Ultimaten einhält. Damit gewinnt er in den Reihen seiner zerstrittenen, skeptischen Partei paradoxerweise an Statur: Der Vorwurf, Trimble lenke schließlich doch immer ein, ist entkräftet.

Die Staatskrise, in die Rest-Jugoslawien mit der Auslieferung des früheren serbischen Präsidenten Milosevic ans Haager UN-Tribunal geriet, kann die erste Krise der letzten 13 Balkan-Jahre sein, die ganz unspektakulär und demokratisch gelöst wird. Denn selbst wenn sich Serbien und Montenegro einigen, ihr Bündnis aufzukündigen, wäre das keine Katastrophe - das Einverständnis der Wähler vorausgesetzt.

Das war die Steffel-Show. So dürfen wir uns Wahlkampf künftig auch in Deutschland vorstellen: Der Spitzenkandidat im Konfettiregen, die Bässe wummern zum Gladiatorenmarsch, der väterliche Vorgänger Eberhard Diepgen winkt Schulter an Schulter mit dem blutjungen Nachfolger den enthusiasmierten Parteitagsdelegierten zu.