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SWR-Intendant Kai Gniffke ist zugleich Vorsitzender der ARD.

© dpa/Hendrik Schmidt

„Es war hart, es war fordernd“: Die ARD setzt auf mehr Arbeitsteilung

Der Senderverbund macht mit den Reformen Ernst: Mehrere Kompetenzcenter nehmen die Arbeit auf. In der Beitragsdebatte setzt die ARD auf Zurückhaltung.

Der Name ARD wird gerne mit „Alle Reden Durcheinander“ übersetzt. Doch der Spott über die föderale Struktur der Arbeitsgemeinschaft ist nicht mehr zeitgemäß, zumal die geforderten Reformen trotz Multi-Milliarden-Euro-Etat mit Einsparungen einhergehen. Nach ihrem Treffen in Leipzig hatten die Intendanten und Intendantinnen der ARD am Donnerstag nun einige Erfolgsmeldung zu verkünden. „Es war hart, es war fordernd, denn wir haben die Reformdichte noch einmal angezogen“, sagte der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke am Donnerstag in einem Pressegespräch.

Gemeint ist damit unter anderem die in Leipzig beschlossene zentrale Tech-Unit, die verbindliche Standards für alle ARD-Sender schaffen soll. „Mehr Gemeinschaft, weniger Eigeninteressen, ein echter Paradigmenwechsel“, nannte Gniffke das Ziel der Einrichtung, die 2025 starten soll. Zugleich soll damit die Voraussetzung für die vom Zukunftsrat geforderte engere Kooperation mit dem ZDF und dem Deutschlandradio geschaffen werden.

In der Debatte um die Erhöhung des Rundfunkbeitrages ab 2025, bei dem sich ein Moratorium der Politik abzeichnet, mahnte Gniffke zu Zurückhaltung. „Wir sind gut beraten, keine Drohkulisse aufzubauen und stattdessen unsere Arbeit zu machen“, sagte er und appellierte dazu, das Schicksal in die eigene Hand zu nehmen und nicht auf höhere Mächte und Gerichte zu hoffen.

Erste Kompetenzcentren starten im Mai

Ein zentrales Element der Reformen sind die multimedialen Kompetenzcenter für Gesundheit, Verbraucher und Klima, die im Juni 2023 beschlossen wurden und nun ab Mai starten. Dahinter steht die wenig überraschende Erkenntnis, dass die neun ARD-Sender zu vielen Themenbereichen eigene Magazine und Sendungen produziert haben, die sich in der Themenausrichtung überschnitten haben. Nun soll es weniger vom Gleichen geben.

Den Anfang macht das Kompetenzcenter Gesundheit unter Federführung des NDR. Es startet mit seinen Angeboten für Fernsehen, Radio, Mediathek und Audiothek sowie für Web und Social Media am 1. Mai. Schließlich unterscheiden sich Hüftgelenksoperationen und Gesundheitstipps für Diabetiker in Hamburg wohl kaum von denen in Südwestdeutschland.

Weitere Gemeinschaftsredaktionen in Arbeit

Nach dem gleichen Muster gibt es künftig ein Kompetenzcenter für Verbraucherthemen, die Federführung liegt bei SWR und WDR. Die Angebote werden gestaffelt gestartet. Zunächst werden die Verbraucher-Accounts der Social-Media-Aktivitäten gebündelt. Später folgt ein Primetime-Magazin-Pool für die Dritten Programme und den Hörfunk.

Das Kompetenzcenter für Klima wird von HR, MDR und SWR verantwortet. Es bereitet derzeit den Launch beziehungsweise Relaunch von digitalen Audio- und Bewegtbildformaten vor, vom Sommer an soll es eine hintergründige Berichterstattung zu Klimathemen geben.

RBB als Content-Lieferant

Kerngedanke der Kompetenzcenter ist es, dass die einzelnen ARD-Häuser die zentralen Angebote nutzen, um auf eigene Produktionen verzichten zu können. Allein im Verbrauchermagazin-Bereich kann damit die Zahl der Fernsehbeiträge um 200 reduziert werden, so die Einschätzung der ARD. Durch eine aufkommensneutrale Umschichtung sollen so verstärkt jüngere Zielgruppen angesprochen werden. Der RBB ist derzeit nicht in federführender Form beteiligt, aber als Content-Lieferant unter anderem im Bereich Gesundheit.

Bei den drei Kompetenzcentern soll es nicht bleiben. Die Senderchefs haben die Federführungen von weiteren Centern und Gemeinschaftsredaktionen beschlossen. BR, SWR und WDR sollen sich um Wissen, Bildung und Schule kümmern, die Gemeinschaftsredaktion für Kochen & Kulinarik liegt dann bei SR und SWR, die Gemeinschaftsredaktion Religion verantwortet der BR.

Nicht nur beim Fernsehen, auch im Radio setzt die ARD auf mehr Zusammenarbeit. Am 20. April startete mit „ARD Oper“ der gemeinsame Opernabend der Klassik- und Kulturprogramme der ARD. Er findet jeweils samstags zwischen 20.03 und 23 Uhr statt. Die Infowellen der ARD starten am 29. April ihr gemeinsames Infoprogramm am Abend zwischen 20 und 22 Uhr. Auch im Schlagersektor soll mehr kooperiert werden.

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