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Fragment einer Eierschale, gefunden in Bash Tepa, Usbekistan.

© Robert Spengler

Legen und legen lassen: Frühester Nachweis von Haushühnern als Eierlieferanten

Wann Hühner domestiziert wurden, ist umstritten. Forscher meinen nun aber zumindest zu wissen, seit wann spätestens Haushühner Dauerlieferant von Eiern sind.

Von Walter Willems, dpa

Wann Rinder, Schafe oder Schweine domestiziert wurden, ist weitgehend geklärt. Bei Hühnern sorgt diese Frage unter Fachleuten seit Jahren für Streit. Ein Grund für die Unklarheit ist auch, dass sich deren Knochen nicht lange halten und weil das Haushuhn (Gallus gallus domesticus) für verschiedene Zwecke genutzt wurde: für Rituale, zur Unterhaltung, für Fleisch, Federn und auch zur Versorgung mit Eiern.

Zumindest die Haltung von Hühnern als zuverlässige Lieferanten von Eiern reicht mindestens 2400 Jahre zurück. Das schließt eine Forschungsgruppe um Carli Peters vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena aus der Analyse von zwölf archäologischen Fundstätten in Zentralasien.

Eier auf der Seidenstraße

Diese Nutzung habe sich damals rapide entlang der Seidenstraße zum östlichen Mittelmeerraum und dann nach Europa verbreitet, schreibt die Gruppe im Fachjournal „Nature Communications“.

Wann und wo das Haushuhn domestiziert wurde, ist heftig umstritten. Das liegt auch daran, dass Vogelknochen und Fragmente von Eierschalen oft irrtümlich Hühnern zugeschrieben wurden, obwohl sie von anderen Tieren stammten, wie die Gruppe schreibt. Auch viele Datierungen erwiesen sich demnach als unzuverlässig oder falsch.

Legt keine Eier: Gallischer Hahn.

© IMAGO/Andia/Bordier S

Allgemeine Einigkeit besteht aber darin, dass das Haushuhn wohl vom in Südasien heimischen Bankivahuhn (Gallus gallus) abstammt – dessen Lebensraum sich von Thailand bis Indien erstreckte –, möglicherweise aber auch von einem anderen Vertreter der Kammhühner (Gallus).

Nicht nur zur natürlichen Brutsaison

Die Gruppe um Peters untersuchte nun ein Dutzend Fundstätten in Zentralasien entlang der Seidenstraße. Der älteste Nachweis für Hühner als Eierlieferanten stammt aus Bash Tepa nahe der Stadt Bukhara in Usbekistan und geht auf etwa 400 vor Christus zurück. Eindeutig als Haushuhn-Eier identifiziert wurden die Schalenfragmente anhand von Rückständen typischer Proteine. Und dass diese Hühner nicht nur saisonal Eier legten, schließt die Studie aus der schieren Anzahl der Schalenfragmente.

Zwar ist unklar, über welche Zeiträume im Jahr und insgesamt wie viele Eier diese frühen Haushühner lieferten. Aber: Auf die wilden Vorläufer, die nur einmal im Jahr bis zu sechs Eier legten, können diese Mengen nicht zurückgehen. „Dies ist der früheste Nachweis für den Verlust des saisonalen Eierlegens, der bisher in archäologischen Aufzeichnungen gefunden wurde“, wird Studienleiter Robert Spengler in einer Mitteilung des Instituts zitiert.

Dies ist der früheste Nachweis für den Verlust des saisonalen Eierlegens.

Robert Spengler, Max Planck Institut für Geoanthropologie, Jena

Ab dem 4. Jahrhundert vor Christus fand das Team Schalen-Bruchstücke von Hühnereiern in großer Menge an allen in der Studie untersuchten archäologischen Orten, nicht aber an älteren archäologischen Stätten. Daraus schließt die Gruppe, dass sich Hühner mit dem Vorzug, über längere Zeit Eier zu legen, entlang der Seidenstraße rapide verbreiteten.

Generell jedoch seien Ursprung und Verbreitung von Haushühnern eine der rätselhaftesten Fragen in Bezug auf domestizierte Tiere überhaupt, stellte die Gruppe fest. Rinder, Ziegen und Schafe wurden vor etwa 10.000 Jahren domestiziert. Einigen Studien zufolge erfolgte dieser Schritt bei Hühnern vor mehr als 9000 Jahren – wahlweise in Burma, Indien, Thailand oder China.

Andere Untersuchungen gehen davon aus, dass die Tiere erst vor grob 3500 Jahren in Thailand domestiziert wurden. Manchen Theorien zufolge seien Hühner zunächst für rituelle Zwecke oder für Wettkämpfe gehalten worden, heißt es. So gibt es auf griechischer Keramik aus der Zeit um 620 vor Christus detaillierte Bilder von Hähnen in Kampfszenen.

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