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Nachtaktiver Wanderer, Einzelgänger und Winterschläfer: Der Braunbrustigel ist das Wildtier des Jahres 2024. Aber er ist gefährdet - und im Zweifel helfen ihm auch seine bis zu 7.000 Stacheln nicht.

© dpa/Armin Weigel

Eines der ältesten Säugetiere der Erde: Der Igel ist das Wildtier des Jahres 2024

Nachtaktiver Wanderer, Einzelgänger und Winterschläfer: Der Braunbrustigel ist gefährdet – und im Zweifel helfen ihm auch seine bis zu 7.000 Stacheln nicht.

Von Matthias Pankau, epd

Wild wirkt er nun wirklich nicht, der gemeine Igel. Und doch wurde der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) zum „Wildtier des Jahres 2024“ gekürt. „Der Igel ist genauso ein Wildtier wie Fuchs, Hase oder Reh“, stellt Lea-Carina Mendel von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg klar. Drei Tiere hatte die Stiftung ihren Spendern zur Wahl gestellt. Der kleine Stachelritter setzte sich klar gegen die Mitbewerber Eichhörnchen und Rotfuchs durch.

Den Igel kennt wohl jedes Kind – zumindest aus Märchen und Parabeln. Das zwischen 20 und 30 Zentimeter große und 800 bis 1.700 Gramm leichte Tier in freier Wildbahn zu entdecken, wird allerdings zunehmend schwieriger. Denn der Igel – der zu den ältesten Säugetieren überhaupt gehört, und dessen Vorfahren es schon gab, bevor die Dinosaurier ausstarben – ist bedroht.

Mehr Igel in den Städten als auf dem Land

„Auf dem Land haben aufgeräumte Agrarlandschaften die früher üblichen Hecken, Gehölze und artenreichen Magerwiesen verdrängt“, erklärt Lea-Carina Mendel. Auch deshalb gebe es inzwischen Schätzungen zufolge in Städten bis zu neunmal so viele Igel wie auf dem Land. „Gärten und Grünanlagen in Siedlungsgebieten bieten einfach mehr Schutz“, sagt Mendel.

Aber auch in den Städten hat es der Igel zunehmend schwer. Versiegelte Flächen und Schottervorgärten entzögen ihm die Lebensgrundlage, weiß Mendel. Die bei Haus- und Gartenbesitzern beliebten Mähroboter stellten eine zusätzliche Gefahr für die stacheligen Mitbewohner dar. Optimal seien Hecken oder naturbelassene Ecken in Gärten. Dort könne er sich verstecken, im Sommer seinen Nachwuchs zur Welt bringen und ab November seinen Winterschlaf halten. Außerdem finde er dort seine Nahrung: Insekten, Spinnen und Regenwürmer.

In den Tierheimen und Auffangstationen in Baden-Württemberg ist der Igel ein bekannter Gast. Allein das Stuttgarter Tierheim hat gerade 40 der kleinen Stacheltiere in seiner Obhut. „Wenn sie wieder gesund sind, werden sie ausgewildert“, erklärt Tierschutzlehrerin Petra Veiel. Findern rät sie, immer zuerst ein Tierheim anzurufen, um abzuklären, ob das Tier wirklich Hilfe benötigt. Auf keinen Fall sollten die kleinen Stacheltiere in der kalten Jahreszeit ins Warme geholt werden, denn das bringe deren Winterruhe durcheinander und stresse die Tiere.

Auf der Suche nach Futter legt ein Igel Nacht für Nacht mit seinen kurzen Beinen mehrere Kilometer zurück. Wittert er Gefahr, rollt er sich zu einer stacheligen Kugel zusammen. Dazu stellt er seine Stacheln auf - zwischen 5.000 und 7.000 sind das bei einem ausgewachsenen Igel. „Was gegen einen hungrigen Fuchs oder einen Uhu mit seinen scharfen Krallen helfen mag, ist aber keine hilfreiche Strategie gegen Autos“, sagt Lea-Carina Mendel. Unzählige Igel würden jedes Jahr überfahren.

Wie viele Igel es in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. Wildtierexperten sehen aber mit Sorge, dass der Bestand offenbar schleichend abnimmt. Der Igel wird auf der Roten Liste der Säugetiere Deutschlands in der Kategorie „Vorwarnliste“ geführt. Setzt sich die Entwicklung fort, ist laut Experten zu erwarten, dass die Art in naher Zukunft in die Kategorie „Gefährdet“ hochgestuft werden muss.

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