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Ästhetischer Anblick. Der Deutsche Eiskunstlauf-Meister Peter Liebers aus Berlin hat sich vor allem in der Ausstrahlung enorm verbessert. Vor allem in Kanada hat der 23-Jährige wertvolle Erfahrungen gesammelt.

© dapd

Eiskunstlauf: Peter Liebers auf dem Sprung nach oben

Mit Hilfe von Weltklasse-Trainern in Kanada arbeitet sich der Deutsche Meister Peter Liebers langsam in die Weltspitze vor.

Berlin - Shin Amano stand hinter der Bande und gestikulierte mit dem linken Arm. Das war eine Anweisung. Also hob auch Peter Liebers auf dem Eis den linken Arm, er führte ihn elegant am Körper vorbei, eine kurze Bewegung. Wieder eine Feinheit verbessert. Es ging nur um Details, für mehr ist bis zur Europameisterschaft keine Zeit. Es war Sonntagmorgen in der kalten Eishalle von Oberstdorf, dort, wo Liebers einen Tag zuvor Deutscher Meister im Eiskunstlauf geworden war, und er arbeitete mit seinem Choreografen schon fürs nächste Ziel. Die Ästhetik muss verfeinert werden für Sheffield, die EM. Ende Januar wird dort gelaufen, und Liebers möchte in die Top Ten. Bei der EM 2011 belegte er Rang elf.

Bei der Kür in Oberstdorf hatte er den ersten Axel nur doppelt gesprungen statt dreifach, „eine Sekundenentscheidung“, sagt Liebers, das kostete Punkte. So gesehen war Oberstdorf nicht optimal, obwohl er zum dritten Mal Meister geworden war. Aber vor den Titelkämpfen hatte er im Sportforum Berlin nach einem Training erklärt: „Wenn ich 220 Punkte erreiche, sagen die internationalen Preisrichter: Hey, mit dem muss man rechnen.“ Liebers gewann mit 221,36 Punkten. So gesehen war Oberstdorf ganz gut.

Liebers arbeitet sich langsam hoch, er muss die Preisrichter mit konstanten Leistungen überzeugen, er muss versuchen, sich in den Top Ten der Welt festzusetzen, darum geht es bei dem 23-Jährigen. Eiskunstlauf ist ein zähes Geschäft, man braucht oft Jahre, um sich nach vorne zu arbeiten, um die etablierten Stars wegzudrängen.

Liebers arbeitet daran, zäh und kontinuierlich. Bei der Deutschen Eislauf-Union (DEU) setzen sie auf ihn, sie haben wenig Alternativen, er soll Lückenfüller spielen. Zumindest im Rahmen seiner Möglichkeiten. Die deutschen Stars sind Aljona Sawtschenko und Robin Szolkowy, die dreimaligen Paarlauf-Weltmeister, aber sie strahlen nicht als Idole auf Kufen, das Theater um ihren Trainer Ingo Steuer beschädigt ihr Image. Die DEU braucht noch andere Namen, die Aufmerksamkeit erregen. Es geht erst mal darum, dass Eiskunstlauf nicht völlig neben den anderen Wintersportarten verblasst.

Ein guter Einzelläufer wäre also nicht schlecht, man könnte eine Tradition wieder aufleben lassen. Norbert Schramm war ein Begriff, auch Rudi Cerne, und natürlich Stefan Lindemann, der WM-Dritte von 2004. Als er in Dortmund um eine Medaille kämpfte, hob das ZDF die Kür sogar kurzfristig live ins Programm. Und als 12 000 Fans in der Halle Lindemanns Bronze feierten, da war kurzzeitig nicht bloß der kleine Mann ausgeleuchtet, sondern eine ganze Sportart. Denn auch die Eistänzer Kati Winkler/René Lohse hatten Bronze geholt.

Und jetzt Liebers. Keiner fürs Podium, aber einer mit Perspektiven. Im Oktober 2011 trainierte er in Kanada unter den Weltklasse-Betreuern Amano (zuständig für die Kür) und Lori Nichol (Kurzprogramm). Es waren nur zwei Wochen, aber Liebers sagt, er „profitiert unheimlich davon“. Ihre Tipps setzt er in Deutschland im Training um. In Kanada stand er auch mit Weltklasseläufern auf dem Eis, es begannen dann Machtdemonstrationen wie bei Pubertierenden. „Ich mache dann den dreifachen Axel zuerst, weil ich zeigen will, dass ich den kann“, sagt Liebers. In Oberstdorf war sein Choreograf Amano, weil der dort gerade auch eine Läuferin betreute. 2010 war Liebers erstmals in Kanada, danach steigerte er sich enorm. „Dort hat er besonders bei der Ausstrahlung aufgeholt“, sagt Viola Striegler, Liebers Trainerin. Die 221,36 Punkte sind auch deshalb ganz gut, weil Liebers sich im Juni in Toronto bei einem Trainingsunfall das Kreuzbein über dem Steiß gebrochen hatte. Er wollte bei Nichol und Amano die Saison vorbereiten. Erst im September konnte er wieder ernsthaft trainieren. „Es fehlt noch einiges“, sagt Striegler. „Er hat zum Beispiel zu wenig Sprünge absolviert.“ Den vierfachen Toeloop zeigt Liebers deshalb erst bei der WM.

Sein Sturz in Toronto hatte auch etwas Gutes. Den Rückflug durfte er in der Business Class absolvieren.

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