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Sport: Die schnellste Badenixe der Welt

Mit divenhaftem Auftreten und Weltrekord sorgt Laure Manaudou für Furore

Diesmal war es also das Herz. Laure Manaudou formte im Wasser mit den Fingern eine Figur, die ein Herz darstellen sollte. Eine Botschaft für Luca Marin, ihren italienischen Freund. Es grüßte die Weltmeisterin über 200 Meter Freistil. Sekunden zuvor hatte die Französin mit Weltrekord bei der Schwimm-Weltmeisterschaft in Melbourne Gold gewonnen. Laure Manaudou hatte auch schon „Love“ auf ihre Handflächen geschrieben und in die Kameras gezeigt. Ciao, Luca.

Solche kleinen Inszenierungen gehören zu ihrer Rolle. Sie ist die Diva des Schwimmens, die Frau mit dem Modelgesicht. Die populärste Sportlerin in Frankreich. Die renommierte Sportzeitschrift „L’Equipe“ bildete die 20-Jährige gestern zum vierten Mal seit Beginn der WM riesig auf der Titelseite ab. Gleichzeitig wurde die französische Fußball-Nationalmannschaft nach ihrem Spiel gegen Österreich auf dem Titel nur mit einem kleinem Foto abgehandelt. Solch eine optische Degradierung des Nationalteams hatte es in der Geschichte von „L’Equipe“ erst zweimal gegeben.

Deutlicher kann man die Bedeutung dieser Frau, die 2004 die erste französische Olympiasiegerin im Schwimmen wurde und bei der Europameisterschaft 2006 vier Titel gewann, nicht darstellen. In Melbourne siegte sie bereits über 400 Meter Freistil, und gestern holte sie Bronze mit der 4-mal-200-Meter-Freistil-Staffel. Nach ihrem ersten Sieg verkündete sie lässig: „Ich spüre keinen Druck der französischen Fans, nur von den Journalisten.“

Das ist wohl eine etwas geschönte Darstellung der Wirklichkeit. Erst in Verbindung mit ihrem großen Erfolg kommt ihr divenhaftes Auftreten voll zur Geltung. Sie kassiert seit ihren Siegen durch ihre sechs Werbeverträge rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr und sie erhielt im September – durch ihren Wechsel zu einem kleinen, aber reichen Klub in der Nähe von Perpignon – sehr viel Geld. Ihr Gesicht ist in Zeitungsanzeigen zu sehen und natürlich auf dem Titel der Illustrierten „Paris Match“. Die Diva in inniger Umarmung mit Luca Marin.

Laure Manaudou stellt sich gern für solche Fotos bereit, es ist eine Art Deal zwischen ihr und den Medien. Beide profitieren voneinander. Manaudou liefert die Motive, die Zeitungen und Fernsehsender steigern Auflage und Quote. Selbst ihr Trainer passt ins pittoreske Bild. Philippe Lucas sieht aus, als hätte er gerade seine Harley nach einem Rocker-Treffen vor der Halle abgestellt. Schulterlange Haare, ein Dutzend Silberreifen an jeder Hand, klobige Armbanduhr, finsterer Blick, Vollbart. „Er ist eine Art zweiter Vater für mich“, sagt Manaudou. Seit sie 14 Jahre alt ist, trainiert sie bei ihm.

Durch die Glitzerfassade geht oft genug unter, dass Manaudou extrem hart trainiert. Anders würde sie ihr enormes Programm nicht überstehen. In Melbourne hat sie sieben Einzelstrecken im Programm. Innerhalb einer Stunde gewann sie Silber über 100 Meter Rücken, wurde Achte über 1500 Meter Freistil und qualifizierte sich fürs 200-Meter- Freistil-Finale. Für den deutschen Mannschaftsarzt Arno Schmidt-Trucksäß ist diese mörderische Belastung nur „auf der Basis einer extrem guten Ausdauer erklärbar“.

Es gibt viele Beobachter, die vermuten einen weiteren Grund für diese extreme Leistungsfähigkeit: Doping. Auch „L’Equipe“ hatte sich bei der Europameisterschaft, als Manaudou ein ähnliches Programm durchzog, in einem ganzseitigen Artikel über Doping gefragt, wie so etwas möglich sei. Doch seither bleibt Manaudou in Frankreich in den Medien vom Thema Doping so gut wie verschont. Sie selber sagt bloß: „Ich werde regelmäßig kontrolliert.“

Spannender ist wohl die Frage, wann sie nach einem Sieg ihre Zunge herausstreckt. In der steckt nämlich ein Ring mit eingravierter Aufforderung: „Küss mich.“

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