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Die deutsche Mannschaft hat endlich wieder im Verbund überzeugt.

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Fundament für die EM ist gelegt: Wie Nagelsmanns Spielidee gegen Frankreich zünden konnte

Die deutschen Fußballer zeigen sich gegen Frankreich stark verbessert. Die Gründe für den Erfolg liegen in der geschlossenen Umsetzung der Spielidee des Bundestrainers.

Im vergangenen September gewann die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Frankreich (2:1) und auch am Samstagabend siegte sie, diesmal 2:0 und blieb dabei endlich einmal wieder ohne Gegentor.

Dabei könnten beide Spiele von der taktischen Idee her kaum unterschiedlicher sein. Während die Nationalelf im Heimspiel einen recht defensiven Ansatz wählte und sehr abwartend agierte, strahlte sie am Samstagabend in Lyon von Anfang an eine große Dominanz aus. „Großes Kompliment an die Mannschaft, das war schon sehr, sehr gut“, bilanzierte Bundestrainer Julian Nagelsmann.

Das Rekordtor nach acht Sekunden von Florian Wirtz war ausschlaggebend für den weiteren Spielverlauf, denn durch den frühen Rückstand konnten sich die Franzosen nicht auf das favorisierte Umschaltspiel fokussieren. „Es war ein wichtiger Start“, sagte Nagelsmann. Das deutsche Team zeigte in der Anfangsphase ein ganz starkes Spiel und hatte zwischenzeitlich 70 Prozent Ballbesitz.

Wenn ich Maxi Mittelstädt sehe, der sein erstes Länderspiel macht, wie abgeklärt der das gespielt hat heute – das ist absolut hervorzuheben.

Nationalspieler Toni Kroos über den Debütanten

Erst in der 25. Minute ließ das DFB-Team die erste große Torchance durch Kylian Mbappé zu, doch Torhüter Marc-André ter Stegen war zur Stelle. „Er hat ihn herausragend gut gehalten. Das war wichtig, dass wir im Spiel und in Führung bleiben“, lobte Nagelsmann den 31-Jährigen.

In der Folge leistete sich die deutsche Mannschaft ein paar unnötige Ballverluste, war dann aber sofort im Gegenpressing da und brauchte meist nur wenige Sekunden, um den Ball zurückzuerobern. Nagelsmann schrie seine Angriffsreihe um Jamals Musiala und Florian Wirtz immer wieder nach vorne. Er wollte unbedingt, dass Ballverlagerungen der Mannschaft von Didier Deschamps verhindert werden, denn sonst wurde Frankreich gefährlich.

Die französische Mannschaft kam, wenn dann über außen durch. Joshua Kimmich hatte Mbappé auf der Rechtsverteidigerposition mit der nötigen Unterstützung seiner Teamkollegen gut im Griff, Maximilian Mittelstädt hingegen ließ sich das ein oder andere Mal von Ousmane Dembélé ausdribbeln. „Nach der 25. hatten wir ein wenig mehr Defensivarbeit zu tun, auch die ein oder andere Chance, aber das ist auch normal gegen einen Weltranglistenzweiten“, sagte Nagelsmann.

„Extrem schön“, nannte Mittelstädt seine Länderspiel-Premiere. „Es ist ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist, für die Nationalmannschaft sein Debüt zu geben“, erzählte er im ARD-Interview.

Von Toni Kroos, der neben Wirtz am Samstagabend im zentralen Mittelfeld überragte, gab es noch ein Sonderlob: „Wenn ich zum Beispiel Maxi Mittelstädt sehe, der sein erstes Länderspiel macht, wie abgeklärt der das gespielt hat heute – das ist absolut hervorzuheben.“

Deutschland dominiert in der zweiten Hälfte

Letztlich ähnelte der Auftritt des deutschen Teams taktisch gesehen dem der vergangenen Länderspiele unter Nagelsmann. Der Bundestrainer möchte, dass seine Mannschaft viel Ballbesitz hat und dennoch so schnell wie möglich in die Tiefe spielt. Der entscheidende Faktor, dass seine Spielidee diesmal funktionierte, war, dass das Aufbauspiel lange nicht mehr so anfällig war, wie noch gegen die Türkei oder Österreich im November.

Dank der starken Leistungen von Kroos und Robert Andrich auf der Doppelsechs, mit aber auch gegen den Ball, kam die deutsche Defensive nur selten in Bedrängnis. „Wir dürfen nicht so viele Verteidigungsaktionen hintereinander bekommen, das können wir einfach nicht“, hatte Nagelsmann in der Vergangenheit gesagt und diese Vorgabe wurde nun im Verbund umgesetzt.

Wenn Frankreich mal das Pressing überspielte und hinter die letzte Kette kam, waren Antonio Rüdiger oder Jonathan Tah meist zur Stelle. Das deutsche Team zog endlich wieder an einem Strang, in der Defensive, aber auch ganz vorne.

Das honorierte auch Deschamps: „Wir waren nicht in der Lage, uns an das Level unseres Gegners anzupassen“, sagte Frankreichs Trainer. „Sie waren sehr aggressiv, sehr fokussiert, sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht.“

Vor allem in der zweiten Hälfte übernahm Deutschland vollends die Kontrolle. In der Schlussphase hätten es nach Chancen von Mittelstädt und dem anderen Debütanten, Deniz Undav, durchaus zwei Tore mehr sein können.

„Am Ende bin ich schon sehr zufrieden, auch mit der Art und Weise, wie wir uns reingehauen haben. Es war ein tolles Spiel“, sagte Nagelsmann.

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