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Romana Lenzen-Großimlinghaus, Chefärztin der Klinik für Geriatrie, arbeitet in einem multiprofessionellen Team mit Pflegern, Therapeuten und Sozialhelfern.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Aufstehen nach dem Sturz: Wie die Potsdamer Geriatrie-Klinik Senioren wieder auf die Beine hilft

Vor zehn Jahren eröffnete am Bergmann-Klinikum die Klinik für Geriatrie. Seit Januar kümmert sich eine Erweiterung speziell um Patienten mit Brüchen.

Hochbetagte Menschen, die sich bei einem Sturz den Oberschenkel oder das Becken gebrochen haben, gehören zu den typischen Patienten des neuen Alterstraumatologischen Zentrums am kommunalen Klinikum „Ernst von Bergmann“. „Personen über 70 Jahren stürzen im Schnitt einmal im Jahr“, sagt Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall und Wiederherstellungschirurgie. Frakturen sind auch deshalb eine häufige Folge, weil etwa ein Drittel der Menschen im hohen Alter an Osteoporose litten, teils ohne es zu wissen.

Personen über 70 Jahren stürzen im Schnitt einmal im Jahr.

Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall und Wiederherstellungschirurgie

Das Alterstraumatologische Zentrum wurde am 1. Januar als Erweiterung der Klinik für Geriatrie eröffnet. Patientinnen und Patienten mit Brüchen sollen nicht nur chirurgisch, sondern auch altersmedizinisch versorgt werden. Denn auch wenn ein Bruch der Anlass für den Krankenhausaufenthalt ist, haben die Personen meist weitere Erkrankungen. Das können Herz- oder Lungenleiden sein, chronische Wunden oder Mangelernährung, Demenz oder Depressionen.

Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, behandelt Patienten nach Stürzen.
Gerrit Matthes, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, behandelt Patienten nach Stürzen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Das Besondere an der Geriatrie ist das multiprofessionelle Team“, unterstreicht Romana Lenzen-Großimlinghaus. Sie ist Chefärztin der Klinik für Geriatrie im Bergmann-Klinikum und hat die Station vor zehn Jahren aufgebaut. Zum Jubiläum hat das Klinikum die Presse eingeladen. Auf jeder der beiden Etagen arbeiten die Ärzte mit einem Team von etwa 30 Pflegekräften, sowie Therapeuten und Sozialarbeitern.

Aufstehen nach der OP

In den Fluren der Geriatrie stehen Trainingsgeräte, damit die Patienten sich möglichst schnell wieder bewegen.
In den Fluren der Geriatrie stehen Trainingsgeräte, damit die Patienten sich möglichst schnell wieder bewegen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

„Wir versuchen, die Patienten direkt nach der Operation zu mobilisieren“, beschreibt Lenzen-Großimlinghaus das Prinzip der Frührehabilitation. Verbringe eine hochbetagte Person nur drei Tage unbewegt im Bett, verliere sie etwa 1,5 Kilogramm Muskelmasse allein an den Beinen. Das gelte es, zu verhindern. Deshalb werde Physio- und Ergotherapie in den Tagesablauf integriert, stehen auch in den Fluren Trainingsgeräte bereit. So schnell wie möglich die ersten Schritte, Hilfe bei Alltagstätigkeiten wie Anziehen, Waschen oder Essen. 14 Tage dauere die Behandlung auf der Station in der Regel. Zugleich soll eine Beratung auch der Angehörigen klären, ob nach der Entlassung zusätzliche Unterstützung zu Hause nötig ist.

56
Betten hat die Geriatrie am Bergmann-Klinikum

2014 startete die Geriatrie mit 32 Betten, mittlerweile sind es 56, davon 26 im Alterstraumatologischen Zentrum. „Im Kontext der demografischen Entwicklung wird es immer mehr hochbetagte Patienten geben und der Bedarf an geriatrischer Behandlung wird weiter steigen“, sagt Karin Hochbaum, Medizinische Geschäftsführerin am Bergmann-Klinikum. Aufgrund der steigenden Nachfrage sei es möglich, dass die Station künftig noch um einige Betten erweitert werde. Ein Ausbau in größerem Maße sei aber derzeit nicht geplant. Wohl aber gebe es Überlegungen für Kooperationen mit anderen Krankenhäusern in Brandenburg in diesem Bereich.

In der Geriatrie werden hochbetagte Patienten behandelt, die häufig neben einer akuten Verletzung weitere Vorerkrankungen mitbringen.
In der Geriatrie werden hochbetagte Patienten behandelt, die häufig neben einer akuten Verletzung weitere Vorerkrankungen mitbringen.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Personell besser aufgestellt

Im Vergleich zu anderen Stationen mache sich der Fachkräftemangel in der Geriatrie weniger bemerkbar, so Hochbaum. Sie führt das auf das attraktive Umfeld und die Arbeit mit verschiedenen Berufsgruppen zurück. Das denkmalgeschützte Gebäude gehört zwar zu den älteren des Krankenhauskomplexes, wurde aber bereits modernisiert. Beim Aufbau der Klinik vor zehn Jahren wurde es behindertengerecht umgebaut, breite Türen, barrierefreie Bäder. Bekanntlich sind große Teile des Bergmann-Klinikums sanierungsbedürftig. Noch ist unklar, ob im Bestand saniert oder neu gebaut werden soll. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte eine öffentliche Debatte und eine Bürgerbefragung zum künftigen Klinikstandort angekündigt.

In der Geriatrie zeigt sich die Leitung zufrieden mit der aktuellen Situation. Chefärztin Lenzen-Großimlinghaus sieht die Klinik baulich gut aufgestellt. Nach der Pandemie habe es weitere Verbesserungen gegeben. Die geriatrische Station am Bergmann-Klinikum hatte 2020 überregional für Schlagzeilen gesorgt, als sie das Epizentrum eines massiven klinikinternen Corona-Ausbruchs mit zahlreichen Todesfällen war. Heute, so sagt es Lenzen-Großimlinghaus, spiele das Coronavirus im Stationsalltag kaum noch eine Rolle: „Corona hat seinen Schrecken verloren.“

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