zum Hauptinhalt
Wer weist den Grünen den Weg? Robert Habeck oder Annalena Baerbock.

© dpa/Jan Woitas

Die Grünen wollen trotz allem ins Kanzleramt: Baerbock vs. Habeck – das kann noch ein Kampf werden

Als hätten sie keine anderen Probleme, wird bei den Grünen hinter den Kulissen über die Kanzlerkandidatur debattiert. Dabei müssten sie viel dringender an ihren Sympathiewerten arbeiten.

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Da können sie dementieren, wie sie wollen: Die Grünen debattieren schon munter, mit wem an der Spitze sie in den Wahlkampf gehen sollen – in anderthalb Jahren! Hinter den Kulissen geht es um die Kanzlerkandidatur. Als hätten sie keine anderen Probleme.

Das ist schon mal klar: Eine 15-Prozent-Partei kommt nicht in die Verlegenheit, einen Kanzlerkandidaten – oder wie beim vergangenen Mal eine Kandidatin – zu benennen. Dafür müsste die Basis viel breiter werden.

Doch die Grünen sind gegenwärtig nicht die, denen die Herzen zufliegen. Von wegen pragmatische, kompromissbereite Kraft der Mitte, als die sie gerne angesehen wären. Umfragen sagen ganz anderes: regulierungswütig seien sie, abgehoben, in Teilen „ausgesprochen unsympathisch“.

Kanzlervize Robert Habeck kann kanzlern, wie er will, kann eine staatstragende Videobotschaft zur Lage von Nation und Welt nach der anderen versenden – Ober sticht Unter. Heißt: Er muss seinen Job als Minister gut machen. Da war doch noch was? Die Wirtschaftslage ist mau. Die Arbeit der grünen Ministerien soll er auch besser koordinieren. Notfalls kanzelt Olaf Scholz ihn ab.

Sie sagt es nur nicht laut

„Um uns selbst zu kreisen“ gehöre nicht zu ihrer Arbeit, sagt Habeck. Wenn es mal so wäre. Und wenn Annalena Baerbock auch so dächte. Die Außenministerin ist in den Jahren seit ihrer verpatzten Kanzlerkandidatur nicht weniger ehrgeizig geworden. Soll keiner, wohlgemerkt keiner, glauben, sie sehe nicht doch noch eine Chance für sich. Sie sagt es nur nicht laut.

Warum Baerbock sogar eine Chance hätte? Weil es ein Verfahren für die Auswahl gibt, vereinbart vor zweieinhalb Jahren. Danach entscheidet die Basis per Urwahl, sollte es mehrere aussichtsreiche Kandidaten geben. Bisher weist allerdings wenig bis nichts darauf hin, dass die Frage, wer bei den Grünen als Kanzler antritt, mehr als eine interne Bedeutung hat.

Die kommende Europawahl wird Aufschluss geben. Geht der Trend für die Grünen nicht deutlich nach oben, ist eine einfache Spitzenkandidatur auch schon eine schöne Sache.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false