zum Hauptinhalt
Szene aus der „Zauberflöte“ an der Berliner Staatsoper (Inszenierung Yuval Sharon).

© Monika Rittershaus

Nachwuchsförderung an der Staatsoper: Hallo, wir sind die Neuen

So funktioniert Nachwuchsförderung: An der Staatsoper Unter den Linden stehen bei der alten „Zauberflöte“ gleich fünf Newcomer auf der Bühne – und einer im Orchestergraben.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Deutschland ist ein Musiktheaterwunderland. Nicht nur, dass es hier 80 Stadt- und Staatstheater mit eigenen Opernensembles gibt – das allein ist schon Weltrekord. Dank des Repertoire-Systems hebt sich auch überall fast jeden Abend der Vorhang. Ganz im Gegensatz zum Stagione-Betrieb, der in den allermeisten Ländern praktiziert wird: Dort steht jeweils nur eine Produktion auf dem Spielplan – und bis die nächste Premiere kommt, folgen viele, viele Schließtage.

Viele dankbare Rollen bei Mozart

Die großen deutschen Opernhäuser dagegen zeigen im steten Wechsel bis zu 40 verschiedene Inszenierungen pro Saison. Am beliebtesten ist „Die Zauberflöte“, sowohl beim Publikum wie auch bei den Leitungsteams – denn Mozarts Meisterwerk eignet sich mit seiner Menge an dankbaren Rollen ideal dafür, jungen Sängerinnen und Sängern wertvolle Bühnenerfahrungen zu ermöglichen.

Am vergangenen Freitag habe ich mir Unter den Linden mal wieder Yuval Sharons „Zauberflöte“ angesehen, eigentlich nur, um zu testen, ob mir die Inszenierung inzwischen überzeugender erscheint als bei der Premiere vor fünf Jahren. Tut sie nicht – aber ich hatte das Glück, gleich fünf Stipendiaten des Opernstudios der Staatsoper zu erleben. Zwei von ihnen sangen die üblichen „Wurzen“, also Mini-Rollen wie die Papagena und den „Ersten Geharnischten“. Drei aber durften sich in tragenden Partien beweisen.

Am meisten beeindruckt Johan Krogius als Tamino: Klar, kraftvoll, raumgreifend und dennoch beweglich ist sein Tenor, stimmlich strebt er jetzt schon deutlich in Richtung „Freischütz“-Max. Er dürfte eine Riesenkarriere machen im deutschen Fach. Der 1995 geborene Friedrich Hamel ist für den weisen Sarastro vielleicht noch zu jung; welches Potenzial in seinem noblen Bass steckt, kann er aber souverän vorführen. Nach einer nervösen ersten Arie der Königin der Nacht gelingt Regina Koncz ihr zweiter Auftritt bravourös – Aufatmen im Saal und viel Applaus.

Und noch ein Newcomer war dabei an diesem Abend: Giuseppe Mentuccia, der letzte Assistent, den Daniel Barenboim in seiner Zeit als Generalmusikdirektor engagiert hat. Sehr dezent ist die Zeichengebung des jungen Italieners, oft würde man sich mehr Verve wünschen. Den zupackenden Kapellmeister-Pragmatismus, den man in der Oper braucht, muss er sich noch erarbeiten. Aber dafür sind solche Repertoire-Vorstellungen ja da.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false