Pilgern zu den Prominenten: Wo in Berlin berühmte Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte haben
Marlene Dietrich, Rio Reiser oder Harald Juhnke: Viele Promis haben auf den Friedhöfen Berlins ihre letzte Ruhe gefunden. Ein Überblick zum Totensonntag, welche Berühmtheiten wo begraben liegen.
Prunkvoll geschmückte Gräber, verwunschene Ecken, uralte Bäume – vor allem im Herbst, wenn sich die Blätter färben, ist ein Friedhofsspaziergang etwas Besonderes. In Berlin mit seinen 224 Friedhöfen gibt es dafür genügend Gelegenheit. Zusammen haben sie eine Fläche von knapp 1100 Hektar – das ist fast viermal so viel wie das Tempelhofer Feld. Auch zahlreiche berühmte Persönlichkeiten haben in der Hauptstadt ihre letzte Ruhe gefunden: Schauspieler, Sänger, Politiker, Schriftsteller und Künstler. Besonders auf zehn Friedhöfen sind ihre Gräber zu finden. Ein Überblick.
Dorotheenstädtischer Friedhof
Dichter, Denker, Künstler, Politiker und andere – die Liste der Prominenten, die auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Chausseestraße in Mitte begraben sind, ist lang. Unter anderem ruhen hier die Schriftsteller Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Christa Wolf, Wolfgang Herrndorf und Anna Seghers.
Auch die Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte und Herbert Marcuse sind hier begraben, ebenso wie die Schauspieler Otto Sander und Gisela May, Regisseur Heiner Müller, Komponist Hanns Eisler oder Baumeister Karl Friedrich Schinkel. Auch finden sich auf dem Friedhof die Gräber von Politikern wie Egon Bahr, Lothar Bisky oder Johannes Rau.
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Friedhöfe am Mehringdamm
Die Friedhöfe zwischen der Zossener Straße und dem Mehringdamm in Kreuzberg bestehen aus fünf einzelnen Kirchhöfen. Neben dem Grab des Schriftstellers E.T.A. Hoffmann finden sich weitere Gräber berühmter Persönlichkeiten, etwa des Naturforschers und Dichters Adelbert von Chamisso, des Apothekers und Industriellen Ernst Schering und des Industriellen Carl von Siemens. Besonders auffällig ist die Grabstätte für die Familie der Künstler Kurt und Wilhelm Mühlenhaupt.
Auch der Komponist Felix Mendelssohn Bartholdy hat hier seine letzte Ruhe gefunden, ebenso wie viele Familienangehörige: Insgesamt sind hier 28 getaufte Nachkommen des jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn mit ihren Partnern begraben – Künstler, Bankiers oder Juristen. Seit 2013 informiert eine Dauerausstellung in der ehemaligen Trauerkapelle des Dreifaltigkeitsfriedhofs über die Familie.
Waldfriedhof Zehlendorf
Zu den namhaften Persönlichkeiten, die auf dem Waldfriedhof Zehlendorf beigesetzt wurden, zählen unter anderem der frühere Bundeskanzler und SPD-Vorsitzende Willy Brandt, der ehemalige Bundespräsident und Außenminister Walter Scheel und die früheren Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter und Otto Suhr. Aber nicht nur Politiker, sondern auch Künstler sind auf dem Friedhof im Südwesten Berlins begraben: Sängerin Hildegard Knef zum Beispiel, Schauspieler Günter Pfitzmann, Architekt Hans Scharoun und andere.
Waldfriedhof Dahlem
Auf dem Waldfriedhof Dahlem hat der Berliner Schauspieler und Entertainer Harald Juhnke seine letzte Ruhe gefunden. Richard von Weizsäcker, ehemaliger Bundespräsident und Regierender Bürgermeister, ist ebenfalls auf dem Friedhof am Rande des Grunewalds begraben, genauso wie einer seiner Amtsvorgänger Walther Schreiber. Auch der Schriftsteller Gottfried Benn, der Kunstsammler Heinz Berggruen, der Maler Karl Schmidt-Rottluff, die Politikerin und Frauenrechtlerin Marie Elisabeth Lüders sowie der SED-Funktionär Günter Schabowski ruhen hier.
Jüdischer Friedhof Weißensee
Der Jüdische Friedhof in Weißensee ist mit über 115.000 Grabstellen der größte jüdische Friedhof Europas. Zahlreiche Berliner Persönlichkeiten wurden hier beigesetzt, unter anderem der Schriftsteller und Bundestagsabgeordnete Stefan Heym. Auch der Komponist Louis Lewandowski, der Maler Lesser Ury, die Verleger Samuel Fischer und Rudolf Mosse sowie der Journalist und Schriftsteller Theodor Wolff haben auf dem 1880 eröffneten Friedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Ebenso befinden sich in Weißensee die Grabstellen der Kaufhaus-Gründer Hermann und Oskar Tietz sowie von Adolf Jandorf, Gründer des KaDeWe, und des Gastronomen Berthold Kempinski.
Zentralfriedhof Friedrichsfelde
Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Lichtenberg ist die letzte Ruhestätte für die berühmten Sozialisten Berlins. Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wurden auf dem sogenannten Sozialistenfriedhof beigesetzt. Auch viele andere Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung und bekannte Staats- und Parteifunktionäre der DDR beziehungsweise SED fanden hier ihre letzte Ruhestätte – etwa Walter Ulbricht, Erich Mielke, Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck. Eine Dauerausstellung informiert über die Gedenkstätte der Sozialisten.
Ebenfalls begraben sind hier Künstler wie die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, der Maler und Grafiker Otto Nagel und der langjährige Intendant des Friedrichstadtpalasts, Wolfgang E. Struck. Auch der Astronom und Begründer der Archenhold-Sternwarte, Friedrich Archenhold, hat hier sein Grab.
Alter St.-Matthäus-Kirchhof
Viele Prominente ruhen auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Schöneberg, unter anderem Rio Reiser, Sänger der Band Ton Steine Scherben, und Boxer Graciano „Rocky“ Rocchigiani. Auch die Gräber der Gebrüder Jacob und Wilhelm Grimm befinden sich hier – genauso wie die letzte Ruhestätte des Mediziners Rudolf Virchow und die der Dichterin und Aktivistin der afrodeutschen Bewegung, May Ayim. Auf dem Friedhof auf der Roten Insel sind zudem rund 100 queere Menschen bestattet worden, viele starben an Aids. Neben vielen schwulen Männern liegt hier zum Beispiel auch Hilde Radusch, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und lesbische Aktivistin.
Friedhof Stubenrauchstraße
Das Ehrengrab von Schauspielerin Marlene Dietrich befindet sich auf dem Friedhof in der Stubenrauchstraße in Friedenau. Auch der Fotograf Helmut Newton ist auf der als „Künstlerfriedhof“ bekannten Begräbnisstätte beigesetzt. Durch die Nähe zur Wilmersdorfer Künstlerkolonie fanden zahlreiche Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Schauspieler und Musiker hier ihre letzte Ruhe. Die Malerin Jeanne Mammen liegt hier begraben, der Schriftsteller Oskar Pastior, der Komponist Ferruccio Busoni. Auch Ottomar Anschütz, Pionier der Fototechnik, hat hier sein Grab. Viele der Grabmale wurden von Künstlern gestaltet.
Friedhof Heerstraße
Auf dem Friedhof Heerstraße in Westend hat Humorist Vicco von Bülow alias Loriot seine letzte Ruhe gefunden – umgeben von vielen anderen Berühmtheiten. Ebenfalls auf dem Friedhof bestattet sind der aus der „Schwarzwaldklinik“ bekannte Schauspieler Klausjürgen Wussow, der Geschäftsmann und Nachtclubbesitzer Rolf Eden und der Boxer Gustav „Bubi“ Scholz.
Auch Künstler sind hier zu finden: etwa der Bildhauer Georg Kolbe, der Maler George Grosz oder der Schriftsteller Joachim Ringelnatz. Auch das Grab des Neurologen und Psychiaters Karl Bonhoeffer befindet sich hier. Insgesamt 50 Ehrengräber gibt es auf dem Friedhof, der rund um den Sausuhlensee angelegt ist.
Südwestkirchhof Stahnsdorf
Vor den Toren Berlins liegt ein weiterer Prominenten-Friedhof – der Südwestkirchhof Stahnsdorf im Kreis Potsdam-Mittelmark. Hier sind unter anderem die Ruhestätten des Schauspielers Manfred Krug, des Politikers Otto Graf Lambsdorff, des Moderators Dieter Thomas Heck und des Industriellen und Firmengründers Werner von Siemens.
Auch der Wörterbuch-Verleger Gustav Langenscheidt, der Maler Heinrich Zille, der Komponist Engelbert Humperdinck und der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau sind auf dem Friedhof beerdigt – ebenso wie der Sozialdemokrat und preußische Innenminister Rudolf Breitscheid.
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