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„Medical Check Up“ beim Arzt mit Hilfe einer Stressechokardiographie.

© Thilo Rückeis TSP

Fachkräftemangel „besorgniserregend“: Berliner Arztpraxen suchen Medizinische Fachangestellte

Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin suchen viele Praxen nach Medizinischen Fachangestellten. Als Ursache identifiziert die KV eine schlechte Finanzierung.

Mehr als die Hälfte der Arztpraxen in Berlin können freie Stellen für Medizinische Fachangestellte (MFA) momentan nicht nachbesetzen. Das hat eine Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin unter ihren Mitgliedern ergeben. An der Umfrage haben rund 800 Inhaber:innen von Haus- und Facharztpraxen teilgenommen.

56 Prozent der Praxen suchen bis zu einem halben Jahr nach einer MFA. Neun Prozent der Befragten gaben an, länger als ein Jahr zu suchen. Die Ursache für die Personallücke sieht die KV Berlin in einer Abwanderungsbewegung: Viele MFA heuerten bei Kliniken oder Behörden an, weil dort höhere Gehälter gezahlt würden. Mehr als die Hälfte der Befragten führten an, dass ihre Angestellten sie um mehr Gehalt und Bonuszahlungen bäten. In rund 40 Prozent der Fälle wünschen sich die Beschäftigten flexiblere Arbeitszeiten.

Viele der MFA, die eine Praxis verlassen, wechseln ganz den Beruf. Das gaben 42 Prozent der Befragten an. Die unbesetzten Stellen füllen die Praxen häufig entweder durch fachfremdes Personal auf oder die Ärzt:innen müssen die Tätigkeiten selbst übernehmen. Mehr als die Hälfte der befragten Praxen beschäftigen fachfremdes Personal. Laut der KV Berlin habe das „weniger Zeit für die Patient:innen und längere Wartezeiten“ zur Folge.

Jetzt rächt sich, dass die ambulante Versorgung von der Politik seit Jahren stiefmütterlich behandelt wird.

Vorstand der KV Berlin

„Die Situation in den Praxen verschlechtert sich zusehends“, teilt der Vorstand der KV Berlin mit. „Jetzt rächt sich, dass die ambulante Versorgung von der Politik seit Jahren stiefmütterlich behandelt wird.“ Die KV Berlin fordert die Politik dazu auf, die Leistungen der ambulanten Praxen zu entbudgetieren.

Bislang können Kassenärzt:innen nur einen bestimmten Betrag bei den Krankenkassen abrechnen. Ist dieser für das Quartal erreicht, erhalten sie für Behandlungen nicht mehr die volle Vergütung.

Ohne die Entbudgetierung gelinge es nicht, „den MFA höhere Gehälter zu zahlen und die Abwanderung zu stoppen“, sagt der KV-Vorstand. In der Umfrage bestätigten die Befragten diese Sichtweise: Rund 76 Prozent schreiben den Fachkräftemangel der Unterfinanzierung des ambulanten Systems zu.

Als Antworten darauf, wie das Problem zu lösen sei, gaben die Befragten unter anderem an, die ärztlichen Leistungen höher zu vergüten, die Attraktivität des Berufsbildes MFA zu steigern und bürokratische Regelungen abzubauen.

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