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Viel impfen hilft viel, auch gegen die Ausbreitung von Coronaviren - zumindest in Gefängnissen.

© REUTERS / Hannah Beier

Studie in US-Gefängnis: Forscher weisen geringere Infektiosität durch Corona-Impfung nach

Dass die Impfstoffe vor schwerer Erkrankung schützen, ist bekannt. Schwieriger zu belegen ist, dass sie auch die Ausbreitung der Coronaviren hemmen. Nun ist es gelungen.

Ob RNA-, Vektor- oder Protein-basiert: Corona-Impfstoffe schützen vor schweren, insbesondere lebensbedrohlichen Covid-19-Krankheitsverläufen nach einer Infektion mit Sars-Cov-2. Klar ist aber auch, dass die Impfstoffe Infektionen, insbesondere mit der hochinfektiösen Omikron-Variante, leider nicht verhindern können.

Aber können sie die Übertragung von Mensch zu Mensch zumindest hemmen und somit die Wahrscheinlichkeit einer Infektion reduzieren? Das ist schwierig zu untersuchen, weil im Alltag viele Einflüsse Infektionen verhindern können: etwa wie viele Menschen Maske tragen und Abstand halten, wie hoch die Bevölkerungsdichte ist und wie die Lebensbedingungen sind.

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In Gefängnissen sind diese Einflussfaktoren zumindest teilweise reglementiert und standardisiert, zwangsweise. Rückschlüsse auf den Einfluss der Impfung auf die Übertragbarkeit von Coronaviren sind dort eher möglich.

Eine Studie in kalifornischen Haftanstalten während der ersten Omikron-Welle hat nun gezeigt, dass Impfen die Infektiosität zwar tatsächlich um bis zu elf Prozent senkt relativ zur Infektiosität Ungeimpfter. Das absolute Infektionsrisiko sei aber auch für geimpfte Insassen hoch geblieben, schreibt ein Forschungsteam um Nathan Lo von der Universität von Kalifornien in San Francisco im Fachblatt „Nature Medicine“.

In der Studie wurden anonymisierte Daten des „California Department of Corrections and Rehabilitation“ über Covid-19 Testergebnisse, Impfstatus und Zellenunterbringung von 111.687 Insassen in 35 Gefängnissen, 97 Prozent davon Männer, untersucht. Im Zeitraum Dezember 2021 bis Mai 2022, der ersten Omikron-Welle in den USA, war besser geschützt vor Infektion, wer zeitnah zuvor geimpft oder geboostert worden war, ergab die Analyse.

Zellengenossen seltener infiziert

Zwar wurden trotz der guten Impfrate von 81 Prozent der untersuchten Gefängnisinsassen in den fünf Monaten 22.334 Sars-Cov-2-Infektionen registriert.

Doch Infizierte, die zwei Monate zuvor geimpft worden waren, gaben das Virus signifikant seltener an Mitinsassen der gleichen Zellen ab als ungeimpfte Infizierte (in 28 Prozent versus 36 Prozent der Fälle). Je länger die Erst- oder Booster-Impfung zurücklag, umso wahrscheinlicher wurde eine Übertragung: Alle fünf Wochen stieg sie um sechs Prozentpunkte.

 111.687
Häftlinge in 35 US-Gefängnissen wurden in der Studie berücksichtigt.

Wer zuvor eine Corona-Infektion durchgemacht hatte, senkte die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Sars-Cov-2-Ansteckung der Studie zufolge um etwa elf Prozent. Am wenigsten infektiös waren Insassen, die sich zuvor hatten impfen lassen aber in der Vergangenheit auch bereits infiziert waren.

Sie gaben das Virus 40 Prozent seltener weiter als Ungeimpfte und zuvor nicht als infiziert Registrierte. Etwa die Hälfte dieser Schutzwirkung vor erneuter Infektion sei auf die Impfung zurückzuführen, so die Forschenden.

„Innerhalb der ersten zwei Monate nach der Impfung sind die Menschen am wenigsten ansteckend, was darauf hindeutet, dass Auffrischungsimpfungen und groß angelegte Impfkampagnen eine Rolle spielen können, um die Übertragung während Infektionswellen zu reduzieren“, sagte Lo.

Sophia Tan, Mitarbeiterin Los und Erstautorin der Studie, hofft, dass die Ergebnisse der Untersuchung auch genutzt werden, um Gefängnisinsassen und Wachpersonal, von dem zum Studienzeitpunkt nur 73 Prozent mindestens eine Impfung bekommen hatten, besser zu schützen. Die Impf- und Booster-Empfehlungen der US-Seuchenbehörde, den Centers for Disease Control and Prevention, hätten zum Zeitpunkt der Untersuchung nur 59 Prozent der Insassen und 41 Prozent des Wachpersonals erfüllt.

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