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Ein Spielplatz in Stuttgart, wegen der Corona-Pandemie geschlossen.

© Imago/Arnulf Hettrich

Tagesspiegel Plus

Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen: „Wer sagt, wie nächstes Mal vorgegangen werden muss, erzählt Unsinn“

Krisenmaßnahmen wirken im Nachhinein wenig effektiv. Wie viel kann Prävention? Ein Gespräch mit dem Sozialforscher Nils Zurawski.

Herr Zurawski, bis vor kurzem noch unveröffentlichte Protokolle des Robert Koch-Instituts aus der Zeit der Corona-Pandemie sorgen für Aufsehen. Zwar hat Deutschland im internationalen Vergleich die Zahl der Corona-bedingten Todesfälle begrenzen können. Doch nun fragen sich einige: Wären die Maßnahmen zur Eindämmung vielleicht gar nicht nötig gewesen?
Immer wieder wird gesagt, dass Prävention helfe, aber wirklich beweisen kann man das nicht. Das ist ein methodisches Problem. Denn eigentlich kann man gar nicht messen, ob eine Maßnahme geholfen hat oder nicht, weil häufig schlicht der genaue Vergleich fehlt.

Warum nicht?
Wenn etwas verhindert wird, dann ist eben nicht mehr empirisch messbar, was im anderen Fall ohne Prävention passiert wäre. Zumal man oft auch nicht nachverfolgen kann, welche der Maßnahmen jetzt maßgeblich dazu beigetragen hat, dass der Infektionsausbruch schlimm oder weniger schlimm war. Man kann aber etwas aus der Geschichte ableiten: Hygienemaßnahmen, wie Händewaschen, Müllabfuhr, Sanitäranlagen, Klärwerke, die Abwasser aufbereiten, haben Krankheiten eingedämmt. Wir nehmen das heute als so selbstverständlich hin. In unterversorgten Slums von Megastädten sehen wir, dass kontaminiertes Abwasser ein Problem ist, das mit vielen Krankheiten in Verbindung steht. Da könnte man sagen: Prävention wirkt. Auch wenn wir Händewaschen wahrscheinlich nicht als Prävention wahrnehmen.

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