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Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie bleiben viele Büro-Arbeitsplätze in Deutschland leer.

© dpa/Andreas Arnold

Strukturwandel im Büromarkt: Homeoffice könnte Bedarf an Büroflächen um zwölf Prozent senken

Durch die weiter hohe Popularität des Homeoffice, geht die Nachfrage nach Büros spürbar zurück. Hoffnungen auf Entspanung am Wohnungsmarkt gibt es dadurch aber nur begrenzt.

Der in vielen Unternehmen etablierte Trend zum Homeoffice senkt einer Studie zufolge den Bedarf an Büroflächen deutlich. Bis 2030 dürften zwölf Prozent weniger Flächen gesucht werden, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung des Münchner Ifo-Instituts mit dem Immobilienberater Colliers für Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf. Das entspreche in den sieben Großstädten einem Minderbedarf von rund 11,5 Millionen Quadratmeter. „Die neue Arbeitswelt stößt einen Strukturwandel im Büromarkt an“, sagte Ifo-Forscher Simon Krause, Ko-Autor der Studie.

Die regelmäßige Arbeit im Homeoffice ist den Angaben zufolge für etwa 25 Prozent der Beschäftigten und 69 Prozent der Unternehmen zur neuen Normalität geworden. „Vor allem in Großunternehmen und in Branchen mit starker Homeoffice-Nutzung führt dies zu einem Rückgang der Nachfrage nach Büros“, sagte Krause.

Obwohl viele Unternehmen versuchen, ihre Mitarbeitenden ins Büro zurückholen, ist die Homeoffice-Quote in Deutschland den Angaben zufolge seit knapp zwei Jahren stabil. „Viele Firmen setzen auf feste Präsenztage für die persönliche Zusammenarbeit und Homeoffice an den übrigen Tagen“, sagte Krause. „Dieser Arbeitsform gehört die Zukunft, weil sie bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen eine hohe Akzeptanz erfährt und die notwendige Produktivität ermöglicht.“

Gleichzeitig fielen die Umsätze am Bürovermietungsmarkt 2023 auf das Niveau der akuten Corona-Krise, wie es in dem Papier heißt. Der Büromarkt in Deutschland sei traditionell eng mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex verbunden, der als wichtigster Konjunkturfrühindikator gilt. „Derzeit zeichnet sich eine schnelle Erholung nicht ab“, sagte Andreas Trumpp von Colliers, Ko-Autor der Studie. Die Leerstandsquote von unter drei Prozent im Jahr 2019 ist demnach auf mehr als sechs Prozent gestiegen. Der Anteil der Untermietverträge habe von unter zwei Prozent vor der Pandemie auf fast acht Prozent zugenommen.

Büromietverträge in Deutschland haben eine durchschnittliche Laufzeit von etwa sieben Jahren. Daher zeigten sich die Nachwirkungen der Pandemie erst verzögert. „Moderne Flächen in guten Lagen, welche die neuen Anforderungen erfüllen, erfahren eine hohe Nachfrage und Mietpreissteigerungen“, sagte Trumpp. „Ältere Flächen, auf denen sich die neue Arbeitswelt nicht abbilden lässt, werden weniger nachgefragt.“ Die Studie zeige auch, dass es nur begrenzte Möglichkeiten gebe, Büros in dringend benötigtem Wohnraum umzuwandeln.

Die Untersuchung verknüpft die Daten der Homeoffice-Umfragen des Ifo-Instituts unter 9000 Unternehmen mit anonymisierten Bürovermietungsverträgen zwischen 2013 und 2023 aus der Datenbank von Colliers. (Reuters)

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