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EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf einer Pressekonferenz der EZB Anfang März.

© REUTERS/Kai Pfaffenbach

„So verlockend das auch ist“: Lagarde deutet Zinswende im Juni an

Trotz deutlich sinkender Inflationsdynamik wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde wohl erst im Juni über eine Zinswende entscheiden. Erst dann gebe es verlässliche Daten.

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mehren sich die Hinweise für eine Zinswende im Juni. Dann werde die Notenbank wohl ausreichend Sicherheit haben, um über eine erste Zinssenkung zu entscheiden, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Mittwoch in Frankfurt auf der Konferenz „The ECB and its Watchers“.

Wie der Weg nach einer Kurswende gestaltet werden solle, sei offen. „Dies bedeutet, dass wir uns selbst nach der ersten Zinssenkung nicht vorab auf einen bestimmten Zinspfad festlegen können“, sagte Lagarde. „So verlockend das auch ist“, fügte sie hinzu. „Wenn wir ehrlich zu unserer Methodologie stehen und Disziplin bewahren, können wir das nicht.“

Die Entscheidungen der EZB hingen auch künftig von der jeweiligen Datenlage ab und würden von Sitzung zu Sitzung getroffen, damit die Notenbank auf aktuelle Informationen reagieren könne, betonte Lagarde. Zuletzt hatten mehrere EZB-Vertreter die Möglichkeit einer Abkehr von der Hochzinspolitik im Juni angedeutet.

Daten und neue Projektionen im Juni

EZB-Chefin Lagarde wies darauf hin, dass im Juni neben wichtigen Daten zur Lohnentwicklung auch neue Wirtschaftsprognosen der EZB-Volkswirte vorliegen werden. „Diese Projektionen werden uns auch implizit einen besseren Einblick in die Entwicklung der zugrundeliegenden Inflation geben“, sagte sie.

Die EZB werde dann auch die Stärke der wirtschaftlichen Erholung und die Entwicklung des Arbeitsmarkts besser einschätzen können – und damit die Auswirkungen auf Löhne, Gewinne und Produktivität. „Dann zeigt sich, ob der von uns im März erwartete Inflationspfad weiterhin Bestand hat“, sagte sie. Zudem werde die Euro-Notenbank über ein längeres Zeitfenster verfügen, um zu beurteilen, ob die Inflationsdaten weitgehend mit den Projektionen der eigenen Volkswirte im Einklang stünden.

Inflationsziel rückt näher

Sollten alle diese Faktoren entsprechend ausfallen, „können wir die Phase unseres geldpolitischen Zyklus einleiten, in der wir die Maßnahmen weniger restriktiv gestalten“, sagte Lagarde. Aktuell sei die Notenbank noch nicht zuversichtlich genug, dass sie sich nachhaltig auf ihr Inflationsziel zu bewege. Die EZB strebt 2,0 Prozent Inflation als optimales Niveau für die Euro-Zone an. Davon ist sie nicht mehr weit entfernt.

Die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft war zuletzt im Februar auf 2,6 Prozent nach 2,8 Prozent im Januar gesunken. Auch die Kernrate, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak ausgeklammert bleiben, sank zuletzt weiter. Dieses Maß wird von der EZB genau verfolgt, da es den Währungshütern wichtige Hinweise zu den zugrundeliegenden Preistrends liefert.

Die EZB hält inzwischen seit September den am Finanzmarkt richtungsweisenden Einlagensatz, den Banken für das Horten überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, bei 4,00 Prozent. Das ist das höchste Niveau seit dem Start der Währungsunion. Das nächste EZB-Zinstreffen ist am 11. April in Frankfurt geplant, das darauffolgende dann am 6. Juni ebenfalls in der Main-Metropole. Aus den Kursen am Geldmarkt geht derzeit hervor, dass Investoren für den Juni mit einer Wahrscheinlichkeit von 64 Prozent von einer Zinssenkung ausgehen. Bis zum Jahresende wird beim Einlagensatz mit mehreren Schritten nach unten auf ein Niveau von 3,00 bis 3,25 Prozent gerechnet. (Reuters)

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