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Wirtschaft: Nur der erste Eindruck zählt

Fälschungen als Dekoration kommen nicht aus der Mode

Das merkt sowieso keiner“, sagen die einen – und: „Es soll ja nur so aussehen“, sagen die anderen. Sie sehen nicht ein, viel Geld für echtes Holzfurnier zu bezahlen, wenn es im Baumarkt eine Imitation gibt, die die gleiche Hüttenatmosphäre ausstrahlt Wer das Styropor oder Plastik einmal berührt hat, stellt schnell den Unterschied fest. Doch der erste Eindruck zählt.

Jede Zeit pflegt eine andere Meinung zur Dekoration mit Fälschungen. So war es im Barock eine hohe Kunst, mit dem Pinsel eine langweilige Mauer in teures Gestein zu verwandeln. Heute können das nur noch wenige Restaurateure. Dabei dauert es länger, als echten Marmor einzupassen, und wird teurer. Man kann auch Gips mit Farbpigmenten mischen. Doch auch diese Methode ist sehr zeitaufwändig. Fälschungen haben eben ihren Preis. Das bestätigt auch Sabine Münstermann von EbekDekorationen. In ihrem Katalog bietet die Firma einen imitierten Lüsterbehang aus Kunststoff an. „Der wird meist von Großkunden wie Theatern oder Filmproduktionen gekauft“, sagt Münstermann. Schön glitzern soll es. Und jeder kann sich solch ein reich verziertes Lüsterimitat leisten: 100 Perlen kosten bei Ebek je nach Größe zwischen drei und 30 Euro.

Sogar Diamantenkolliers werden als Imitation erschwinglich. Bei Deko Behrendt in Berlin-Schöneberg (Hauptstraße 18, Tel. 030-781 49 06) kosten die falschen Klunker zwischen sieben und 35 Euro. „Vor allem Jugendliche kaufen die falschen Diamantketten und -ringe“, sagt die Verkäuferin Petra Übleis. „Meist wollen sie für einen Abend richtig elegant aussehen“. Glitzernde Eiswürfel-Attrappen sind bei Deko Behrendt günstiger zu haben: im Zwölferpack kosten sie 8,49 Euro, bleiben dafür aber auch wie der Plastik-Hummer (vier Euro) ein Leben lang frisch. Beliebt sind auch Erdbeeren (50 Cent) und Kirschen (30 Cent), die je nach Saison angeboten werden. „Viele Hotels möchten die Früchte der Saison in ihrer Lobby liegen haben“, sagt Verkäufer Jörg Reisemann. Es kommen aber auch Privatkunden, die mit den Früchten „ihre Küche aufpeppen wollen“.

Praktischer denken die Käufer von Buchattrappen: „Bei uns kaufen vor allem Menschen, die sich ein neues Regal gekauft haben, ohne genug Bücher zu haben“, sagt Robert Moritz, Chef des Attrappenherstellers Lauritz Moritz in Hamburg. „Dann sieht das Regal gleich etwas voller aus.“ Wenn auf dem Buchrücken noch „Brockhaus“ draufsteht, schindet das bei Gästen Eindruck. „Pro Stück kosten die handgefertigten Bücher mit Lederbuchrücken einen Euro“, sagt Moritz. Bis nach Südafrika und in die USA exportiert er die handgemachten Attrappen mittlerweile. Ob als Geschenkbox, Sparschwein oder Geheimfach – die Bücher sind vielseitig verwendbar. Nur nicht zum Lesen. „Aber“, verspricht Moritz, „wer sie nicht in die Hand nimmt, würde es nie merken.“ sök

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