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In Shoppinglaune. Die deutschen Verbraucher sind derzeit die wichtigste Stütze der hiesigen Wirtschaft. Das Konsumklima stieg auf den höchsten Stand seit 2007. Foto: dpa

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Wirtschaft: Kaufen gegen die Krise

Nur die Verbraucher retten die Wirtschaft vor einem Minus – weil es sinnlos ist, das Geld anzulegen.

Berlin - Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft könnte schon bald zu Ende gehen. Darauf deuten die überraschend bessere Stimmung der Unternehmen und die Kauflust der Verbraucher hin. Die Stimmung der Manager hellte sich im Mai deutlicher auf als erwartet, wie aus den am Freitag veröffentlichten Daten zum Ifo-Geschäftsklima hervorgeht. Die Konsumenten waren zudem zu Jahresbeginn die wichtigste Stütze der Konjunktur. Das könnte auch vorerst so bleiben: Der GfK-Konsumklimaindex, der per Umfragen die Stimmung der Verbraucher zu messen versucht, kletterte für den Juni auf den höchsten Stand seit September 2007.

Zuletzt war der Ifo-Index, der wichtigste Frühindikator für die deutsche Wirtschaft, zweimal in Folge gesunken. Das dürfte vor allem an der Rezession im Euro-Raum gelegen haben, aber auch am langen Winter. Nun gab es ein Plus um 1,3 auf 105,7 Punkte. „Die deutsche Konjunktur behauptet sich in einem schwierigen europäischen Umfeld“, sagte Ifo-Konjunkturchef Kai Carstensen. Der Euro legte nach den Daten zu.

Die Industrie sei „merklich zufriedener mit ihrer aktuellen Lage“, erklärte das Institut. Die Erwartungen an den Export seien zwar leicht gesunken, die Firmen rechneten aber weiterhin mit Impulsen aus dem Ausland. Im Maschinenbau, bei elektrotechnischen Investitionsgütern und in der Chemieindustrie profitierten die Firmen von einer lebhaften Nachfrage, hieß es beim Ifo-Institut. Einzig die Stahlbranche leide weiter unter Überkapazitäten und Preisdruck. Im Großhandel wuchs die Zuversicht ebenfalls, im Einzelhandel hellte sich die Stimmung sogar zum vierten Mal in Folge auf. Nur auf dem Bau sieht man die Dinge skeptischer.

Sinkende Investitionen und Exporte sowie witterungsbedingte Behinderungen am Bau hatten die Wirtschaft im ersten Quartal an den Rand einer Rezession gebracht. Um nur 0,1 Prozent war die Wirtschaftsleistung gewachsen, bestätigte das Statistische Bundesamt am Freitag eine Schätzung von vergangener Woche. In den letzten drei Monaten 2012 war das Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent geschrumpft, damit war die deutsche Wirtschaft nur knapp einer Rezession entgangen. Davon sprechen Ökonomen, wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge zurückgeht. In den kommenden Monaten erwarten viele Ökonomen einen leichten Aufschwung. Die Bundesbank rechnet für das zweite Quartal 2013 „mit einer spürbaren gesamtwirtschaftlichen Belebung“.

Positive Impulse kamen fast ausschließlich vom Privatkonsum. Die Ausgaben der Bürger legten im ersten Quartal um 0,8 Prozent zu, so stark wie kein anderer Wirtschaftsbereich. Im ersten Quartal 2012 waren 293 000 Menschen mehr beschäftigt als ein Jahr zuvor, insgesamt waren 41,5 Millionen erwerbstätig.

Die ohnehin gute Stimmung der Verbraucher hat sich nun noch einmal verbessert. Der Konsumklimaindex der GfK für Juni, ermittelt durch die repräsentative Befragung von 2000 Verbrauchern, kletterte auf 6,5 Punkte, nach 6,2 Zählern im Mai. Offenbar richteten die Konsumenten ihr Augenmerk in erster Linie auf die positiven und stabilen Bedingungen in Deutschland, erläuterte die GfK. „Eine auf hohem Niveau befindliche Beschäftigung, gute Tarifabschlüsse sowie eine sinkende Inflation stützen die Stimmung.“ GfK-Experte Rolf Bürkl warnte aber auch, dass der Konsum nicht ewig von den aktuell extrem niedrigen Zinsen profitieren werde. Die Deutschen sparen deshalb so wenig wie nie. „Dies ist vermutlich auch auf die Entscheidung der Europäischen Zentralbank zurückzuführen, die Zinsen in der Euro-Zone noch einmal zu senken, um die Konjunktur anzukurbeln“, kommentierte die GfK. Die Verbraucher geben ihr Geld offenbar lieber aus, als dass sie es für kaum messbare Zinsen zur Bank bringen.

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