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Freundschaft gekündigt: Ilse Aigner hat ihr Facebook-Profil inzwischen gelöscht, unter anderem weil sie mit den Datenschutzbestimmungen nicht einverstanden ist.

© dpa

Verbraucherministerin Aigner: "Ich halte Facebook für problematisch"

Im Sommer 2010 löschte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) ihr Facebookprofil. Den Betreibern der Seite wirft sie im Gespräch mit dem Tagesspiegel massive Lücken vor.

Frau Aigner, Sie haben Ihr Facebookprofil gelöscht – unter welchen Bedingungen wären Sie zu einer Rückkehr auf die Plattform bereit?

Facebook hat den Schutz der Privatsphäre bisher nicht besonders ernst genommen. Die Datenschutzstandards wurden wiederholt zulasten der Mitglieder gelockert und durch komplizierte Einstellungen gezielt erschwert. Zwar ist Facebook als Reaktion auf den öffentlichen Druck etwas zurückgerudert – aus meiner Sicht aber bestehen weiterhin massive Lücken. Solange Facebook in seiner Datenschutzpolitik keine Kehrtwende vollzieht, halte ich diese Plattform für problematisch.

Hunderte Millionen Menschen vertrauen weltweit darauf, dass ihre Daten bei Facebook gut aufgehoben sind. Ist das leichtsinnig?

Ich rate bei der Veröffentlichung persönlicher Daten im Internet grundsätzlich zur Zurückhaltung. Jeder Nutzer sollte zweimal darüber nachdenken, bevor er private Nachrichten, Fotos oder Kontakte ins Netz stellt – besonders bei Facebook. Man muss sich nur die Dimension bewusst machen, die Facebook mittlerweile erreicht hat: Mehr als eine halbe Milliarde Menschen sind im weltgrößten sozialen Netzwerk angemeldet – mehr Menschen als in allen Einwohnermeldeämtern der 27 EU-Staaten insgesamt registriert sind. Mit dem Unterschied, dass keine europäische Meldebehörde Privatkontakte, Partyfotos oder private Vorlieben speichert, geschweige denn im Internet vermarktet.

Wie erklären Sie sich die Faszination, die Facebook vor allem auf jüngere Menschen ausübt?

Anwendungen wie Facebook verändern und erleichtern die Kommunikation zwischen Menschen. Die Möglichkeit, sein ganzes Leben mit wenigen Klicks jederzeit und an jedem Ort mit seinem Bekanntenkreis zu teilen, hat vor allem für junge Menschen einen großen Reiz – und sicher auch viele Vorteile. Auch ich selbst habe Spaß an sozialen Netzwerken – aber als Verbraucherministerin muss ich auch auf die Risiken hinweisen.

Glauben Sie, dass sich Netzwerke wie Facebook, Twitter und andere noch aufhalten lassen mit strengeren Datenschutzrichtlinien?

Es geht nicht darum, Innovationen aufzuhalten, die für viele Verbraucher Vorteile bringen. Es geht darum, diese Internetdienste noch besser zu machen, noch sicherer, noch zuverlässiger – durch hohe Standards für die Nutzer. Das Internet ist ein wichtiger Wachstumsmarkt, der enorme Potenziale bietet. Jedes Unternehmen ist dabei auf das Vertrauen der Verbraucher angewiesen. Das gilt ganz besonders für den Schutz von personenbezogenen Daten, sei es in sozialen Netzwerken oder Onlineshops. Wenn es Wirtschaft und Staat nicht gemeinsam gelingt, die Sicherheitsstandards zu erhöhen, werden sich die Verbraucher über kurz oder lang von vielen Anwendungen wieder verabschieden.

Die Fragen stellte Henrik Mortsiefer.

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