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Wirtschaft: Erlebniswelten von Querdenkern

Hätte Annette Schömmel in der Berliner U-Bahn nicht Thomas Sevcic kennengelernt, wäre Berlin um eine gute Idee, eine Existenzgründung und um 16 feste und rund 40 freie Arbeitsplätze ärmer.Die gute Idee: Themenwelten zu verkaufen und damit Geld zu verdienen.

Hätte Annette Schömmel in der Berliner U-Bahn nicht Thomas Sevcic kennengelernt, wäre Berlin um eine gute Idee, eine Existenzgründung und um 16 feste und rund 40 freie Arbeitsplätze ärmer.

Die gute Idee: Themenwelten zu verkaufen und damit Geld zu verdienen.Die Existenzgründung: 1994 gründeten Sevcic und Schömmel das Unternehmen arthesia Themenwelten und Kommunikationsarchitektur GmbH in Berlin.Der Name stammt nicht - wie gern erzählt wird - von den artesischen Brunnen, die unerschöpflich sprudeln, sondern von Thomas Sevcic, dem der Name unter der Dusche eingefallen ist.Der gelernte Architekt erschafft sich schon seit seiner Kindheit seine eigenen Themenwelten."Er ist eben im Disneyland Europas - in der Schweiz - aufgewachsen", sagt Schömmel.Die Idee, Themenwelten als Kommunikationskonzept zu verkaufen, hatte die heute 33jährige aber selbst.Nachdem Schömmel in Boston und Dallas, Frankfurt und Los Angeles als Werbetexterin arbeitete und Film studierte, kam sie 1989 nach Berlin.Sie schrieb sich an der Hochschule der Künste ein, schloß ihr Studium als Kommunikationswirtin ab und gründete gemeinsam mit Sevcic arthesia.1998 wurde sie als Unternehmer-Heldin auf den Deutschen Existenzgründertagen in Berlin ausgezeichnet.

Themenwelten, was ist das eigentlich? "Wir verkaufen Orte, in denen Inhalte von Ländern, Unternehmen, Museen erfahrbar werden." So gestalten Architekten, Designer und Drehbuchautoren von arthesia zum Beispiel die Autostadt von Volkswagen, die Pavillons von Äthiopien und Zentralamerika auf der Expo 2000, ein Konzept für Einkaufserlebnisse im Teeladen.Dabei geht es nicht um Werbung und nicht um PR, sondern um ein Thema, um die Welt eines Unternehmens, einer Marke."Wir sind Informationsdienstleister, wir machen Filme im realen Raum", sagt Schömmel.Die Besucher können diese Themenwelt betreten, sich informieren und Spaß haben.

Das ist neu, nicht nur in Deutschland.Das Konzept paßt nicht in die Formulare der Existenzgründer-Beratung.Die beiden Gründer riefen zuallererst bei den großen Firmen an.Denn vor allem internationale Unternehmen haben das Geld und das Anliegen, ihre Philosophien darzustellen, ihren Produkten eine eigene Welt zu erschaffen."Um dort anzurufen, muß man ein stückweit größenwahnsinnig sein, die Resonanz war aber sehr positiv." Als Siemens und Volkswagen erst einmal auf der Kundenliste standen, waren auch die Banken beruhigt.Dennoch wünscht sich Schömmel manchmal einen Paten, der ihr bei betriebswirtschaftlichen Fragen zur Seite steht."Ideen und Mut haben wir selbst."

Was die jungen Gründer nicht haben, sind Kunden aus Berlin.Dennoch sei Berlin der richtige Ort für gute Ideen, findet Schömmel."Ganz Berlin ist ein Themenpark.Hier gibt es nicht nur eine Szene, sondern ganz viele verschiedene." Nur in Berlin finde sie die richtigen Leute.Leute, die quer denken: Architekten, die nicht nur Architekten sind, Designer, die auch als Bühnenbildner arbeiten können.Conceptioner die nicht nur Drehbücher schreiben, sondern auch räumlich denken."Hier in Berlin gibt es die meisten Umbrüche, und Umbrüche setzen Kreativität frei".

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