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Ein großes Rad. Der deutsche Maschinenbau legt 2011 um 14 Prozent zu. Foto: dpa

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Wirtschaft: Der Schwung geht verloren

Der Export sinkt, der Maschinenbau warnt – der deutschen Wirtschaft droht ein Einbruch, sagt die OECD

Berlin/Frankfurt am Main - Der nächste Abschwung könnte die deutsche Wirtschaft schneller bremsen als befürchtet. Erste Vorboten einer deutlichen Abschwächung der Wirtschaftsleistung zeigen sich im Export. Selbst der boomende Maschinenbau erwartet 2012 ein gedämpftes Wachstum. Ein überraschend düsteres Bild zeichnete am Donnerstag die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): Der deutschen Wirtschaft drohe zum Jahresende 2011 ein Einbruch.

Für die letzten drei Monate prognostizieren die Volkswirte der Organisation einen auf das Jahr hochgerechneten Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um 1,4 Prozent. Gegenüber dem dritten Quartal 2011 entspricht dies einem „echten“ Minus von 0,3 Prozent. „Deutschlands Wachstum schwächt immer weiter ab“, sagte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan in Paris. Im laufenden dritten Quartal schafft die deutsche Wirtschaft demnach das stärkste Wachstum aller G7-Länder außer Japan. Im vierten Quartal gehe es dagegen in den USA, Frankreich, Italien, Großbritannien und Kanada bergauf, während Deutschland in die roten Zahlen rutsche, erklärte die OECD.

Bereits den zweiten Monat in Folge ist derweil der traditionell starke deutsche Export gesunken. Gegenüber Juni verringerten sich die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt im Juli um 1,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Volkswirte hatten hingegen mit einem Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet. Die Einfuhren verringerten sich um 0,3 Prozent. Der Branchenverband BGA warnte vor einem negativen Trend, der sich nicht verfestigen dürfe. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Ausfuhren im Juli zwar um 4,4 Prozent. Die Einfuhren kletterten mit 9,9 Prozent jedoch mehr als doppelt so stark. „Die weltweit nachlassende Wirtschaftsdynamik schlägt sich im zweiten Monat in Folge negativ in den Büchern der deutschen Exportwirtschaft nieder“, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, Anton Börner. Auch die Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise machten sich bemerkbar.

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau rechnet mit Blick auf mögliche Folgen der Staatsschuldenkrise im nächsten Jahr mit von Monat zu Monat niedrigeren Wachstumsraten. Der Höhepunkt der Produktion werde im Jahresverlauf 2012 erreicht. Insgesamt werde die Produktion aber im nächsten Jahr erneut um vier Prozent zulegen, sagte Thomas Lindner, Präsident des Branchenverbandes VDMA am Donnerstag in Frankfurt. Damit könnte es nominal nach 2008 einen neuen Produktionsrekord von rund 197 Milliarden Euro geben. „Zentrale Bedingung für nochmaliges Wachstum ist aber eine wirkungsvolle, richtungweisende Bekämpfung der Euro- und Staatsschuldenkrise.“ Noch allerdings sieht er keine wirklichen Erfolge. Mit einem Einbruch der Konjunktur rechnet er gleichwohl nicht. „Wir hoffen das Beste, bereiten uns aber auch auf das Schlimmste vor.“ 2011 wird der Maschinenbau um 14 Prozent wachsen. Davon profitiert auch der Arbeitsmarkt: Die Maschinenbauer schaffen 2011 insgesamt 20 000 neue Arbeitsplätze. Aktuell beschäftigt die Branche in Deutschland 923 000 Menschen.

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