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Auf der Hannover-Messe geht es um den branchenübergreifenden Blick.

© Promo/Rainer Jensen

Dinosaurier unter den Messen: Das große Fest der Ingenieure

Am Montag startet die Hannover-Messe in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Die Energiewirtschaft legt einen Schwerpunkt auf die Transformation Richtung Klimaneutralität.

Von Andreas Mühl

Allein acht Prozent der CO₂-Emissionen ließen sich jährlich verhindern, wenn die riesigen Mengen Kohlendioxid, die weltweit bei der Zementproduktion anfallen, technisch eingefangen würden. Maschinen- und Anlagenbauer haben Lösungen dafür im Portfolio, die sie vom 22. bis 26. April auf der Hannover-Messe zeigen. Spannend für die Energiebranche ist dabei das Messe-Partnerland Norwegen.

Die Hannover-Messe ist ein Dinosaurier unter den Industriemessen. Nach verschiedenen Häutungen startet sie nun als Präsenzveranstaltung erneut durch. „Die Menschen wollen sich austauschen zu Innovationen, technischen Lösungen und möglichen Kooperationen“, sagt Markus Asch. Er ist seit 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung von Rittal International, einem weltweit agierenden Anbieter für Schaltschranksysteme, Software und industrielle Automatisierung mit Hauptsitz im hessischen Herborn.

Markus Asch, Vorsitzender der Geschäftsführung von Rittal International und Mitglied im Aussteller-Beirat der Hannover-Messe.

© Rittal International

Während der Pandemie hätten viele Beobachter schon das Ende der klassischen Messen prognostiziert. „Das Gegenteil ist der Fall“, bilanziert Asch, der die Hannover-Messe nicht nur als Teilnehmer kennt, sondern auch im Messe-Beirat sitzt. Es gehe für die mehr als 4000 Aussteller vor allem um den branchenübergreifenden Blick, den Kontakt mit Kunden und direktes Feedback.

Fokus auf Dekarbonisierung

Die Energiewirtschaft ist der entscheidende Treiber für die industrielle Transformation Richtung Klimaneutralität. Der Fokus liegt dabei auf Dekarbonisierung von Wärme, Sektorkopplung und dem Ausbau der erneuerbaren Energien mithilfe von KI und dem Internet der Dinge. Im Grunde alles Querschnittsthemen, die in Hannover ihren Präsentationsraum finden.

„Die Industriemesse war und ist eine Ikone, politisch und international bedeutend, auch für den Standort Deutschland, wenn es um die Wahrnehmung von Trends, Technologien, industriellen Fähigkeiten der Produktion und Organisation derselben geht“, sagt Asch.

Ähnlich argumentiert Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer im „Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau“ (VDMA): Auf Innovationsplattformen wie in Hannover entwickelten sich Aufmerksamkeits-Hotspots, hier baue man global wirksame Narrative auf wie seinerzeit zum Thema Industrie 4.0. Rauen sieht die Messe als „Fest der Ingenieure“, als starke globale Marke und führende europäische Plattform für Industrie, Politik und Öffentlichkeit.

Im industriellen Ökosystem der Zukunft soll Klimaneutralität durch Elektrifizierung, Digitalisierung und Automation erreicht werden. „Wir werden eindeutig das Thema Carbon Management ins Schaufenster stellen“, sagt Dennis Rendschmidt, der beim VDMA den Fachverband Power Systems leitet.

Was bedeutet das? „Wir reden hier vom Abscheiden, Transportieren, Verpressen und Einlagern von CO₂.“ Es gehe darum, langfristig Kohlenstoff oder Kohlenstoffdioxid nicht mehr rein als Reststoff zu betrachten, sondern als Rohstoff in eine Kreislaufwirtschaft zu integrieren.

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Power Systems mit Schwerpunkt auf Themen zur Energieversorgung und Klimawende.

© Foto by MIKA-fotografie | Berlin - Fotograf Maik Schulze

„Bei diesen Technologien sind deutsche Hersteller weltweit führend – sie sind ausgeforscht, also einsatzfähig“, sagt Rendschmidt. Im Messe-Partnerland Norwegen werde die Kreislaufwirtschaft des Kohlenstoffs bereits etabliert. „In Deutschland machen wir uns gerade erst auf, aber die Potenziale, um unsere Klimaziele zu erreichen, sind erkannt.“

Wir werden das Thema Carbon Management ins Schaufenster stellen.

Dennis Rendschmidt, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau

Dagegen steht noch der regulatorische Rahmen: „Die Novellierung des Kohlendioxidspeichergesetzes soll im Mai durchs Kabinett gehen – ein immens wichtiger Schritt, um den Einsatz neuer Technologien auch zu ermöglichen“, sagt Rendschmidt.

Und wo können die neuen Technologien eingesetzt werden? In jenen Industrien, die immer viel CO₂ ausstoßen werden: Kalk, Zement, Teile der Chemieindustrie, Müllheizkraftwerke. Weltweit entstehen allein acht Prozent der CO₂-Emissionen durch Zementwerke. „Am Abgasstrom dieser Industrien wird also eine Anlage installiert, die die CO₂-Moleküle herausfiltert und abscheidet“, erklärt Rendschmidt. Dann werde das CO₂ verdichtet und verpresst, man mache also einen Korken drauf.

Rendschmidt favorisiert aber die Kreislaufvariante: Man setzt für das CO₂ einen Preis fest und nutzt es als Transportmolekül zum Beispiel für Wasserstoff aus Norwegen. Das wäre dann der Beginn einer Kreislaufwirtschaft, weil das CO₂ nicht mehr in die Atmosphäre gelangt.

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