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Ob Tiger Woods noch einmal auf den Golfplatz zurückkehrt?

© Imago

Nach schlimmen Verletzungen bei Autounfall: Tiger Woods steht vor seinem härtesten Kampf

Nach Tiger Woods’ schwerem Autounfall ist die Fortsetzung seiner Karriere als Golfprofi fraglicher denn je.

Vor beinahe zwei Jahren legte Tiger Woods das vielleicht größte Comeback der Sportgeschichte hin. Beim legendären US-Masters der Golfprofis holte er sich 14 Jahre nach seinem letzten Triumph in Augusta und elf Jahre nach dem letzten Sieg bei einem Major-Turnier für viele sensationell das Grüne Siegerjackett. Nun wäre es womöglich eine noch größere Sensation, wenn der 45 Jahre alte Ausnahmeathlet überhaupt noch einmal auf den Platz zurückkehrt.

Am Dienstag verunglückte Woods bei einem Autounfall schwer. Er zog sich mehrere offene Brüche am rechten Bein und Verletzungen am Knöchel und Fuß zu. Die Frage ist im Moment nicht, wann er wieder Golf spielen wird, sondern ob er überhaupt jemals wieder richtig laufen kann.

Die Anteilnahme weltweit ist groß, sie reicht von den früheren US-Präsidenten Barack Obama oder Donald Trump bis hin zu den Spielerkollegen von Woods. „Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt sollte jeder einfach nur dankbar sein, dass er da ist, dass er am Leben ist und dass seine Kinder ihren Vater nicht verloren haben“, sagte Rory McIlroy.

Und der Nordire erinnerte daran, was er und seine Kollegen Woods zu verdanken haben: „Ich finde, wir sollten ihm jeden Tag Anerkennung dafür zollen, dass wir auf der PGA-Tour spielen und was er für den Golfsport getan hat.“

Vor Tiger Woods wurde über Golf und seine Protagonisten gelächelt. Längst nicht alle Spieler wirkten austrainiert und zuweilen erinnerten die Wettkämpfe auf dem Platz eher an Spaziergänge denn an sportliche Höchstleistungen. Dann kam mit Woods ein junger Mann – dynamisch, topfit und hungrig auf Siege. Im Alter von 21 Jahren gewann er erstmals das Masters, der Erfolg machte ihn endgültig zum Superstar.

Schon als Zweijähriger wurde Woods im Fernsehen mit Golfschläger gezeigt

Er wurde reich und mit ihm die Konkurrenz, denn Golf war plötzlich ein Premiumprodukt. Die Fernsehsender in den USA überboten sich gegenseitig mit wahnwitzigen Summen für die Übertragungsrechte von der Profi-Tour. Weil die Menschen Tiger Woods sehen wollten, wie er die Bälle weiterschlug als jeder andere, wie er ganze Plätze auseinandernahm und der Konkurrenz zeigte, was im Golf alles möglich ist.

Die Einstellung des von Jack Nicklaus gehaltenen Rekordes von 18 Major-Siegen schien nur eine Frage der Zeit, doch Woods zahlte den Preis seiner Popularität. Sein Privatleben wurde zum öffentlichen Thema, anders als auf dem Grün gab er als Ehemann keine wirklich gute Figur ab. Dazu kamen Verletzungen, vom Kreuzbandriss über schwere Rückenprobleme. „Mein Körper war ein Wrack“, sagte er selbst. Erst vor ein paar Monaten musste er sich zum fünften Mal am Rücken operieren lassen.

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Und doch hoffte er auf ein weiteres Comeback, am liebsten zum Masters im April. Aber die beim Autounfall erlittenen Brüche sind so schlimm, dass es Medizinern zufolge fraglich ist, ob eine Rückkehr auf den Golfplatz vor Ablauf des Jahres realistisch ist. Woods Management bestätigte die schweren Verletzungen und bedankte sich für die vielen Genesungswünsche. Weitere Updates zum Gesundheitszustand werde es vorläufig nicht geben.

Wie seinerzeit beim dramatischen Skiunfall von Michael Schumacher wird fleißig spekuliert, wie es zu dem Unglück gekommen ist. Der örtliche Sheriff sah sich bereits zu der Aussage genötigt: „Ein Unfall ist keine Straftat.“ Auch Medikamente, Drogen oder Alkohol seien nicht im Spiel gewesen.

Woods war immer eine öffentliche Person. In einer US-Fernsehshow wurde über ihn als golfendes Wunderkind berichtet, als er gerade zwei Jahre alt war. Beinahe ähnlich groß wie sein Talent war die Ablehnung, die ihm in dem von Weißen dominierten Golfsport zunächst entgegenschlug. Der einstige Masters-Champion Fuzzy Zoeller sprach von Woods als „diesem kleinen Jungen“ und freute sich später darüber, dass eben dieser kleine Junge dafür sorgte, dass selbst auf der Seniorentour inzwischen Millionen Dollar verdient werden können.

Woods ist mit seinem Sport gar zum Milliardär geworden, richtig glücklich wirkte er dennoch nie. Wenn er auf dem Golfplatz unterwegs war, schien er eine Maske zu tragen. Lächelte er, wirkte es irgendwie gequält. Freunde unter den Kollegen hatte er kaum, auch wenn sie ihn alle verehrten. Als Woods 2019 das Masters gewann, war da allerdings auch echte Freude bei ihm selbst und vielen Konkurrenten zu spüren.

Nun rückt die Golfwelt zusammen und bangt mit ihrem Idol. Denn Tiger Woods muss noch einmal über sich hinauswachsen. Den Willen dazu dürfte er mitbringen, anders als auf dem Platz liegt das Schicksal darüber hinaus diesmal aber nicht in seinen Händen.

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